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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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betroffen.
    Langsam wandte er sich um und sah sie an. Da er mit dem Rücken zum Mond stand, konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht mehr erkennen. Auf einmal schien er ihr auch viel größer als zuvor, wie er da so bedrohlich nahe vor ihr stand.
    „Sie sind heute Abend ganz außerordentlich an mir interessiert, Mrs Halifax", meinte er. „Ich würde aber viel lieber über Sie reden."
    Das blasse Mondlicht strich über ihr Gesicht; es betonte eine Schönheit, die durch nichts zu steigern war. Aber ihre Anmut verwirrte ihn nicht länger. Er nahm sie wahr, bewunderte sie, doch konnte er nun auch die Frau hinter der schönen Fassade erkennen. Eine lebensfrohe Frau, die, obwohl sie, wie er vermutete, Arbeit kaum gewohnt war, den ganzen Tag damit zugebracht hatte, sein verdrecktes Speisezimmer zu putzen. Eine Frau, die es offensichtlich nicht gewohnt war, auf sich allein gestellt zu sein, und die sich doch beharrlich in sein Leben gedrängt hatte. Interessant. Was trieb sie an? Welches Leben hatte sie zurückgelassen? Wer war der Mann, vor dem sie sich versteckte? Alistair betrachtete Mrs Halifax und versuchte den Ausdruck ihrer glockenblumenblauen Augen zu deuten, was ihm in der Dunkelheit der Nacht nicht gelang.
    „Was möchten Sie über mich wissen?", fragte sie.
    Sie sprach ruhig und klar, fast männlich in dieser Direktheit. Der Gegensatz zur ihrer weiblichen Anmut hätte größer nicht sein können. Faszinierend, wirklich faszinierend.
    Nachdenklich neigte er den Kopf. „Sie sagten, Sie wären Witwe."
    „Gewiss", erwiderte sie unerschrocken und reckte das Kinn vor.
    „Wie lange schon?"
    Nun wandte sie den Blick ab und zögerte den Bruchteil einer Sekunde. „Im Herbst drei Jahre."
    Er nickte. Sie war gut, sehr gut. Aber sie log. Ob ihr Mann noch lebte? Oder war es ein anderer, vor dem sie davonlief? „Was hat Mr Halifax denn gemacht?"
    „Er war Arzt."
    „Aber kein sehr erfolgreicher, nehme ich an."
    „Wie kommen Sie darauf?"
    „Wäre er erfolgreich gewesen", schloss er in logischer Konsequenz, „müssten Sie jetzt nicht arbeiten."
    Sie fuhr sich mit der Hand an die Stirn. „Verzeihen Sie, aber ich ertrage es nicht, darüber zu reden."
    Wahrscheinlich sollte er sich erbarmen und es dabei belassen, aber seine Neugier trieb ihn weiter. Ihr Unbehagen machte ihn begierig, mehr zu wissen. Er trat näher, so nahe, dass seine Brust fast ihre Schulter berührte. Der leichte Zitronenhauch ihres Haars stieg ihm in die Nase. „Sie haben Ihren Mann geliebt?"
    Sie ließ ihre Hand sinken und funkelte ihn an. „Sehr", sagte sie spitz.
    Er lächelte süffisant. „Dann war sein Tod also eine Tragödie."
    „Allerdings."
    „Haben Sie jung geheiratet?"
    „Mit achtzehn." Sittsam senkte sie den Blick.
    „Und die Ehe war glücklich."
    „Sehr glücklich", erwiderte sie trotzig. Es war so offensichtlich, dass sie log.
    „Wie sah er aus?"
    „Ich ..." Sie umschlang sich mit den Armen. „Könnten wir bitte über etwas anderes reden?"
    „Aber natürlich", meinte er gedehnt. „Wo in London haben Sie denn gelebt?"
    „Das sagte ich Ihnen doch bereits." Nun klang ihre Stimme wieder ruhig und gefasst. „Ich war in Lady Vales Haushalt beschäftigt."
    „Natürlich", murmelte er. „Wie konnte ich das nur vergessen? Sie haben ja beträchtliche Erfahrung darin, einen Haushalt zu führen."
    „Nicht beträchtlich", sagte sie leise. „Das wissen Sie ganz genau."
    Einen Moment schwiegen beide; nichts war zu hören außer dem Wind, der um die Burg strich.
    Dann sagte sie, den Blick starr geradeaus gerichtet: „Es ist so, dass ich ... ich brauche gerade einen Ort, an dem ich eine Weile bleiben kann."
    Ein leises Triumphgefühl regte sich in ihm. Sie würde bleiben. Sie musste bleiben. Er sollte sich schämen, deshalb zu triumphieren! Seit ihrer Ankunft hatte er sie ständig gedrängt, wieder zu verschwinden, und nun ... Nun erfüllte ihn die Gewissheit, dass sie bleiben würde, bleiben musste, und dass es geradezu seine Pflicht als Gentleman war, sie bleiben zu lassen, mit Zufriedenheit.
    Was er sich allerdings nicht anmerken ließ. „Eines wundert mich doch, Mrs Halifax."
    „Und das wäre?"
    Er neigte sich vor, bis seine Lippen fast ihr Haar berührten. „Ich hätte gedacht, dass eine so schöne Dame von Verehrern umlagert ist."
    Sie wandte den Kopf, und plötzlich waren ihre Gesichter einander so nahe, dass er ihren Atem auf seinen Lippen spürte, als sie sprach. „Sie finden mich schön."
    Ihre Stimme klang seltsam

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