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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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er freundlich. „Wir können gern zu den Ausscheidungen der Dachse übergehen, die meine These nur bestätigen."
    „Oh mein Gott!", murmelte Mrs Halifax neben ihm.
    Er ignorierte sie und wandte sich an seine Schwester. „Du wirst kaum glauben, was ich kürzlich in der Losung eines Dachses entdeckt habe."
    „Ich höre", sagte Sophia gespannt.
    „Einen Vogelschnabel."
    „Nein! Unsinn!"
    „Doch, wirklich. Ein ganz kleiner — eine Meise vielleicht oder ein Spatz —, aber definitiv der Schnabel eines Vogels."
    „Eine Meise glaube ich nicht. Die kommen zu selten auf den Boden."
    „Weshalb ich ja auch vermute, dass der Vogel bereits tot war, als er vom Dachs gefressen wurde. Es würde meine These bestätigen, dass der Dachs ebenso ein Aasfresser ist wie ..."
    „Sie wollten nicht mehr von toten Tieren sprechen", bemerkte Mrs Halifax.
    Belustigt sah er sie an. „Nicht ganz", meinte er süffisant. „Ich wollte nur nicht mehr von toten Dachsen sprechen. Hier jedoch handelt es sich um den Kadaver eines Vogels ."
    Sie runzelte ganz reizend die Stirn. „Bitte keine Haarspalterei."
    „In der Wissenschaft kann man gar nicht genau genug sein", meinte er und hatte Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen. „Oder wollen Sie meine Prinzipien untergraben?" Aus den Augenwinkeln sah er Sophia und Phoebe mit hochgezogenen Brauen Blicke tauschen, doch es kümmerte ihn nicht.
    Mrs Halifax reckte das Kinn vor. „Ich finde, Sie sollten der Frau, die Ihnen Tisch und Bett in Ordnung hält, mehr Höflichkeit entgegenbringen.”
    Mit großen Augen sah er sie an. „Wollen Sie mir etwa damit drohen, mir Kröten ins Bett zu setzen?"
    „Vielleicht", erwiderte sie hochmütig, doch ihre blauen Augen funkelten amüsiert.
    Er war wie gebannt. Er sah ihren Mund an, ihre sinnlichen, schimmernden Lippen, und er spürte, wie seine Lenden hart wurden. So leise, dass niemand es hören konnte, sagte er: „Ich würde der Drohung mehr Beachtung schenken, wenn ich etwas anderes in meinem Bett fände."
    „Nicht", flüsterte sie.
    „Was nicht?"
    „Sie wissen schon", wich sie aus. Groß und verletzlich waren diese unglaublich glockenblumenblauen Augen auf ihn gerichtet. „Keine Scherze."
    Ihre leisen, eindringlichen Worte sollten ihn eigentlich beschämen. Doch als wäre er ein ausgemachter Schuft, weckten sie sein Interesse nur noch mehr. Vorsicht , raunte die Stimme der Vernunft. Lass dir von dieser Frau nicht glauben machen, du könntest ihr geben, was sie will. Er sollte auf diese warnenden Worte hören, er sollte sich von Mrs Halifax abwenden, ehe es zu spät war. Doch stattdessen wünschte er, ihr noch näher zu kommen, er war schlichtweg hingerissen von ihr wider besseres Wissen.
    Später am Abend griff Miss Munroe nach ihrer Teetasse, musterte Helen durchdringend und fragte: „Wie lange beschäftigt mein Bruder Sie eigentlich schon als Haushälterin?"
    Helen dachte kurz nach und erwiderte vorsichtig: „Seit ein paar Tagen."
    „Ah." Miss Munroe lehnte sich zurück und rührte heftig in ihrer Tasse.
    Leise beunruhigt wandte auch Helen sich ihrem Tee zu. Schwer zu sagen, was dieses „Ah" bedeuten sollte, ob es missbilligend, billigend oder womöglich ganz anders gemeint war. Nach dem Essen hatten sie sich in den Salon begeben, der mittlerweile sauber und aufgeräumt war — zumindest sauberer als zuvor. Die Mädchen hatten sich den ganzen Nachmittag abgemüht und sogar ein Feuer in dem mannshohen Kamin entzündet. Die mottenzerfressenen Jagdtrophäen starrten noch immer aus glasigen Augen auf sie herab, aber wenigstens hingen jetzt keine Spinnweben mehr aus ihren Ohren.
    Jamie und Abigail wünschten noch im Speisezimmer eine gute Nacht. Nachdem Helen sie zu Bett gebracht hatte, war sie in den Salon gegangen, wo Sir Alistair im hinteren Teil des Raumes in eine angeregte Unterhaltung mit Miss McDonald vertieft war. Miss Munroe saß gleich neben der Tür. Wäre Helen misstrauisch veranlagt, würde es für sie so aussehen, als ob Miss Munroe dort auf sie gewartet habe.
    Helen räusperte sich. „Sir Alistair meinte, Sie hätten einander lange nicht gesehen."
    „Allerdings." Miss Munroe blickte grimmig in ihre Tasse. „Er vergräbt sich hier wie ein Aussätziger."
    „Vielleicht schämt er sich", meinte Helen leise.
    Sie sah zu Sir Alistair hinüber, der noch immer in das Gespräch mit Miss McDonald vertieft war. Statt Tee trank er Brandy. Er neigte sich der älteren Dame zu und lauschte mit ernstem Gesichtsausdruck dem, was sie zu sagen

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