Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Mrs Halifax mit dir anstellt, wenn du ihr in die Burg kackst."
    Als hätte er ihn verstanden, hockte der Welpe sich gehorsam auf die Hinterläufe und erledigte, was er erledigen sollte.
    Alistair sah es, warf den Kopf zurück und lachte aus vollem Halse.
    Als sie aus der Küche kamen, blieb Mama wie angewurzelt stehen. Im ersten Moment wusste Abigail nicht, warum. Dann spähte sie an Mama vorbei und sah es: Sir Alistair stand in der Sonne, den Welpen zu seinen Füßen, die Hände in die Seiten gestemmt, und lachte. Ein lautes, tiefes Männerlachen, wie Abigail es noch nie gehört hatte. Den Duke hatte sie ja kaum zu Gesicht bekommen, und sie konnte sich auch nicht erinnern, dass er jemals so gelacht hätte. Wahrscheinlich konnte der Duke gar nicht lachen. Irgendwie war er zu steif dazu. Er würde bestimmt eher zusammenbrechen, als so zu lachen.
    Sir Alistair so lachen zu hören war seltsam und wunderbar zugleich und das Beste, was ihr seit Langem zu Ohren gekommen war. Verstohlen sah Abigail zu ihrer Mutter hinüber und fragte sich, ob es ihr wohl genauso erging. Vermutlich ja, denn ihre Augen waren ganz groß und glänzten, ihr Mund verzog sich zu einem verwunderten Lächeln.
    Jamie sprang an ihnen vorbei und lief zu Sir Alistair und dem Welpen.
    „Ich scheine noch zu träumen", sagte eine Stimme hinter ihnen. Abigail schrak zusammen und drehte sich um.
    Miss Munroe stand an der Küchentür, und ihre Augen hinter der komischen Brille blickten viel sanfter als sonst. „Ich habe Alistair seit Jahren nicht mehr lachen gehört."
    „Wirklich? ", fragte Mama und schaute Miss Munroe an, als wolle sie eigentlich etwas ganz anderes fragen. Etwas viel Wichtigeres.
    Miss Munroe nickte brüsk. Dann erhob sie die Stimme und rief Sir Alistair zu: „Bruder, wo ist dein Angelzeug? Du erwartest hoffentlich nicht, dass wir die Forellen mit bloßen Händen fangen."
    „Ah, da bist du ja, Sophia. Ich hatte mich schon gefragt, ob du wieder eingeschlafen bist."
    Miss Munroe schnaubte etwas undamenhaft. „Wohl kaum, bei all dem Lärm, den du heute Morgen veranstaltet hast."
    „Und Miss McDonald?"
    „Du weißt, dass Phoebe gern ausschläft."
    Sir Alistair grinste. „Die Angelruten sind im Stall. Ich gehe sie mit den Kindern kurz holen. Oh, und ich hatte Mrs McCleod gebeten, uns ein Picknick einzupacken. Vielleicht könnten die Damen schauen, ob es schon fertig ist."
    Er hatte sich bereits zu den Stallungen umgewandt, sodass Abigail rennen musste, um ihn einzuholen.
    Jamie hob den Welpen hoch und drückte ihn an sich. „Ich war noch nie angeln."
    „Nein?" Sir Alistair sah ihn an.
    Jamie schüttelte den Kopf.
    „Dann wird es aber Zeit. Es ist der bevorzugte Sport eines jeden vornehmen Gentleman, mein Junge. Wusstest du, dass sogar König George ein begeisterter Angler ist?"
    „Nein, wusste ich nicht." Jamie machte ein paar Hopser, um mit Sir Alistairs langen Schritten mithalten zu können.
    Sir Alistair nickte. „Das hat er mir selbst erzählt, als ich bei ihm zum Tee war."
    „Und Dukes?", fragte Jamie. „Angeln die auch?"
    „Dukes?” Belustigt blickte Sir Alistair Jamie an.
    Abigail blieb fast das Herz stehen.
    Doch da meinte Sir Alistair leichthin: „Dukes angeln gewiss auch. Du kannst also froh sein, dass ich es dir beibringe. Und deiner Schwester." Er lächelte Abigail an.
    Da wurde Abigail ganz warm ums Herz, und sie strahlte über das ganze Gesicht; sie konnte nichts dagegen tun, selbst wenn sie gewollt hätte.
    Sie traten in den Stall; duster war es hier, in einer Ecke befand sich eine Brettertür. Sir Alistair zog sie auf und kramte in dem Verschlag herum.
    „Da sind sie ja", murmelte er und brachte eine Angel zum Vorschein, die so lang war, dass sie ihn überragte. Vorsichtig lehnte er sie an die Wand und verschwand wieder in der kleinen Kammer. „Ich glaube ... ah doch, das sollte reichen." Vier weitere Angeln kamen zum Vorschein.
    Als er sich umdrehte, hatte er einen alten Korb mit Lederhenkel in der Hand; die Scharniere des Deckels waren schon leicht angerostet. „Könntest du den tragen, Abigail?"
    „Ja", sagte sie forsch, obwohl der Korb schwerer war, als er aussah. Sie fasste ihn mit beiden Händen und hielt ihn fest an sich gedrückt.
    Sir Alistair nickte. „Sehr gut. Und den hier nimmt Jamie." Er reichte ihrem Bruder einen kleineren Korb. „So, dann wollen wir mal."
    Er schulterte die Angelruten, und sie liefen zurück in den Hof, wo Mama und Miss Munroe mit dem Picknickkorb auf sie