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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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warteten.
    „Mama, wusstest du, dass König George angelt?", rief Jamie. Er hatte sich den Welpen unter den einen Arm geklemmt, im anderen hielt er den Korb.
    „Er angelt?", fragte Mama und schaute Sir Alistair ganz merkwürdig an.
    „Allerdings." Sir Alistair griff nach Mamas Arm. „Er angelt jeden Tag und montags sogar zweimal."
    „Hmm", meinte Mama nur, aber sie sah richtig glücklich aus.
    Es ist das erste Mal, seit wir aus London weg sind, dass sie glücklich aussieht, dachte Abigail, als sie durch das taunasse Gras hinunter zum Bach hüpfte.
    Angeln scheint ein Zeitvertreib zu sein, bei dem man sich mit viel Warten die Zeit vertreibt, sinnierte Helen eine halbe Stunde später. Man befestigte einen kleinen, geschickt mit Federn getarnten Haken am Ende einer langen Schnur und warf sie in der Hoffnung ins Wasser, dass irgendein armer Fisch auf den Trick hereinfiel und anbiss. Man sollte meinen, dass Fische nicht so dumm wären, einen gefiederten Haken für eine an der Wasseroberfläche schwebende Fliege zu halten, aber wie es aussah, waren sie nicht besonders schlau. Oder kurzsichtig.
    „Achten Sie auf Ihr Handgelenk", instruierte sie Sir Alistair. „Lassen sie es zappeln wie einen Fischschwanz."
    Helen hob eine Braue und sah ihn über die Schulter an. Er stand etwas weiter oben am Ufer und beobachtete ihre Angelversuche mit kritischem Blick. Anscheinend war sein Rat ernst gemeint. Zappeln wie ein Fischschwanz! Seufzend blickte sie wieder aufs Wasser und versuchte auf ihr Handgelenk zu achten, als sie die Rute auswarf. Die Angelschnur schlingerte durch die Luft und verhedderte sich über ihr in einem Ast.
    „Verdammt!", murmelte sie leise.
    Abigail, die ihre Angel bereits das dritte Mal erfolgreich ausgeworfen hatte, kicherte. Miss Munroe schwieg höflich, doch Helen meinte zu sehen, wie sie die Augen verdrehte. Und Jamie, der längst die Lust am kunstfertigen Auswerfen verloren hatte und lieber mit dem Welpen auf Libellenjagd ging, hatte es nicht mal bemerkt.
    „Warten Sie.” Plötzlich war Sir Alistair neben ihr und reckte seine langen Arme über ihren Kopf ins Astwerk.
    Warm spürte sie seinen Atem auf ihrer Wange, als er die Schnur entwirrte. Helen wagte sich kaum zu rühren. Innerlich bebte sie, er jedoch schien völlig ungerührt von ihrer Nähe.
    „Da", sagte er, als er den Haken losbekommen hatte. Er stand hinter ihr und legte die Arme um sie, um ihr zu zeigen, wie sie die Rute halten solle. Die leichte Berührung seiner Hände ging ihr durch Mark und Bein.
    Nein, nicht abschweifen! schalt Helen sich und versuchte, sich auf ihre Haltung zu konzentrieren und aufmerksam zu wirken. Dabei war ihr ziemlich schnell klar geworden, dass sie zwar stundenlang am Ufer stehen und dem leisen Plätschern des Baches lauschen könnte, aber niemals eine große Anglerin werden würde.
    Ganz anders ihre Tochter, stellte Helen verwundert fest. Abigail hatte Sir Alistairs Anweisungen mit dem Ernst eines Lehrlings gelauscht, der sich in einer alten Geheimkunst unterweisen ließ. Als ihre Angelschnur dann gleich beim ersten Mal mit präzisem Schwung in der Mitte des Baches gelandet war, hatte ihr blasses Gesichtchen gestrahlt vor Stolz. Das allein war es wert, im Morgengrauen aufgestanden und durch die nasse Wiese gestolpert zu sein, fand Helen.
    „Alles verstanden?", raunte Sir Alistair ihr ins Ohr.
    „Ähm, ja ... doch." Helen räusperte sich.
    Er wandte leicht den Kopf, sodass er sie aus nächster Nähe mit seinem guten Auge ansah. „Wenn Sie wünschen, unterweise ich Sie gern noch weiter darin, die Rute richtig zu handhaben."
    Obwohl er so leise gesprochen hatte, dass niemand anderes es gehört haben konnte, wurde sie flammend rot. „Danke, aber ich habe es durchaus verstanden.”
    „So?" Er zog eine Braue hoch, während sein Auge durchtrieben funkelte.
    Bedächtig strich sie mit einer Hand über die Angelrute und lächelte voller Liebreiz. „Aber ja. Ich bin eine gelehrige Schülerin, Sir."
    „Gewiss würden Sie es gern zur Meisterin bringen. Doch da hilft nur stetiges Üben." Als er sich noch näher zu ihr beugte, dachte sie einen aberwitzigen Moment lang, dass er sie küssen wolle — hier, vor seiner Schwester und den Kindern!
    „Alistair!", rief Miss Munroe.
    Schuldbewusst zuckte Helen zurück, doch Sir Alistair murmelte nur: „Dann vielleicht später."
    „Alistair, ich habe einen Fisch an der Angel!"
    Endlich wandte er sich ab und schlenderte seelenruhig zu seiner Schwester hinüber, die beide

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