Ein unbezaehmbarer Verfuehrer
Füße in den Boden stemmte und mit ihrer schlingernden Angel kämpfte. Auch Jamie war von der Aufregung angelockt worden und kam herbeigerannt. Eine ganze Weile achtete niemand auf Helen, was auch gut war, denn noch immer rang sie um Fassung.
Als sie wieder aufzublicken wagte, neckte Sir Alistair seine Schwester wegen der Größe ihres Fisches. Er schien nicht bemerkt zu haben, dass Helens gefiederter Angelhaken ins flache Gewässer nahe des Ufers getrieben war, wo sich ganz gewiss kaum ein Fisch tummelte. Helen sollte es nur recht sein, wenn keiner anbiss. Lieber wollte sie den Morgen genießen. Über ihr wölbte sich strahlend blau der Himmel, über den nur hier und da feine Schleierwölkchen zogen. Der Bach plätscherte munter dahin, das Wasser so klar, dass man die glatten Kiesel am Grund sehen konnte. Die grasbewachsenen Ufer waren von frischem Grün, und ganz nahe lag das kleine Wäldchen, wo Lady Grey ihre letzte Ruhe gefunden hatte. Schön war es hier, an Sir Alistairs Bach — wie an einem verwunschenen Ort, an dem die Sorgen des Alltags vergessen waren.
Sir Alistair stieß plötzlich einen Schrei aus. Ein silbrig schimmernder Fisch schoss aus dem Wasser und zappelte an seiner Angel. Jamie kam neugierig angerannt, Abigail sprang aufgeregt von einem Bein aufs andere, und Miss Munroe half eifrig, die Schnur einzuholen. Bei all der Aufregung ließ Helen ihre Angel in den Bach fallen.
„Oh, Mama", sagte Abigail mitleidig, als der Fisch sicher in einem alten Korb verstaut war. „Du hast deine Angel verloren."
„Keine Sorge", meinte Sir Alistair. „Weit kann sie nicht sein. Die Strömung wird sie hinter dem Wäldchen ans Ufer getrieben haben. Sophia, passt du bitte auf die Kinder auf, während Mrs Halifax und ich die Angel holen gehen?"
Miss Munroe nickte, den Blick längst wieder auf ihre Angelschnur gerichtet, und Sir Alistair fasste Helen am Arm, um ihr die Böschung hinaufzuhelfen. Schon diese leichte Berührung, seine Finger, die sich um ihren Arm schlossen, ließ sie ganz außer Atem sein. Dummes Ding , schalt sie sich. Er will nur höflich sein. Doch oben angekommen, ließ er sie nicht los, was sie dann doch argwöhnisch machte. Schweigend zog er sie mit sich über die Wiese. Vielleicht war er ja wütend, dass er seine Angel jetzt unbeaufsichtigt lassen musste, um ihre zu bergen. Es ist ja auch wirklich zu dumm von mir, dachte sie missmutig, meine Angel einfach so fallen zu lassen.
Bei den Bäumen angelangt, wandten sie sich wieder dem Ufer zu. Weit waren sie nicht, doch von hier aus waren weder Miss Munroe noch die Kinder zu sehen.
„Es tut mir leid", begann Helen.
Doch ohne ein Wort — ohne jegliche Vorwarnung, um genau zu sein — zog er sie an sich und küsste sie. Sie erschauerte am ganzen Leib. Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie genau darauf gewartet, sich insgeheim die ganze Zeit gefragt hatte, wann er den nächsten Schritt machen würde. Ihre Brüste an seinen harten Oberkörper gedrückt, hielt er sie fest und küsste sie mit leidenschaftlicher Entschlossenheit. Oh, es war wunderbar!
So wunderbar.
Sie neigte den Kopf ein wenig nach hinten und schmolz in seinen Armen dahin wie warme Vanillesoße auf frischem Apfelkuchen. Ihr Rock war schlicht, ohne Reifen und Verstärkungen, und wenn sie sich ein wenig enger an ihn schmiegte, könnte sie vielleicht — nur vielleicht! — seine Männlichkeit spüren. Es war so lange her, dass sie begehrt worden war, dass sie Lust empfunden hatte.
Seine Lippen öffneten sich auf den ihren, seine Zunge verlangte nach mehr. Willig, begierig gar, gab sie seinem Drängen nach. Es war berauschend, so sehr begehrt zu werden. Wie ein Raubritter nahm er sie in Besitz — und sie hieß ihn willkommen. Sie spürte seine Hand auf ihrem Schnürmieder, spürte ihn sich dorthin vortasten, wo ihre Brüste nur von hauchdünnem Tuch bedeckt waren. Atemlos, gespannt, abgelenkt nur von der Hitze seines Mundes, wartete sie einzig darauf, seine Hand auf ihrer Haut zu fühlen. Und er sollte sie nicht enttäuschen. Sacht schoben seine Finger sich unter ihr feines Schultertuch, streichelten und liebkosten, kitzelten und kribbelten auf ihrer bloßen Haut. Ihre Brustspitzen spannten sich in fast schon schmerzlicher Erregung, und oh! wie sehr sie sich wünschte, dass sie sich einfach die Kleider vom Leib reißen und ihn mit warmen Händen ihre Brüste umfangen lassen könnte.
Irgendeinen Laut musste sie von sich gegeben haben, denn er hob seinen Mund und murmelte so
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