Ein unbezaehmbarer Verfuehrer
leise, dass sie es beinahe nicht gehört hätte: „Schschsch. Sie können uns nicht sehen, aber sie könnten uns hören."
Er blickte auf seine Hand, die Finger noch immer unter ihrem Schultertuch, und da konnte sie sich nicht länger beherrschen — sie bäumte sich unter seinem Blick auf. Mit glühendem Verlangen sah er sie an. Dann schloss er sein Auge und beugte sich über ihre Brust. Sie spürte eine Zunge, spürte sie warm und feucht am Ausschnitt ihres Kleides.
Oh, gütiger Gott!
Von der Uferböschung her rief Jamie mit heller Stimme: „Mama, schau dir mal diesen Käfer an!"
Helen blinzelte. „Gleich, mein Schatz."
„Ich kann einfach nicht genug von dir bekommen", murmelte Sir Alistair.
Eine Welle des Verlangens durchflutete sie.
„Mama!"
Er richtete sich auf, strich mit ruhiger, sicherer Hand ihr Schultertuch glatt. „Warte hier."
Rasch kletterte er hinunter ans Ufer, zog die Angel aus dem Wasser, die sich tatsächlich in einem Strudel träge drehte, kam wieder herauf und fasste sie am Ellbogen, als sei nichts gewesen. „Kommen Sie."
Und als sie zurück zu Jamie und den anderen gingen, fragte sie sich, ob er denn bei ihrem Kuss nicht auch dieses unglaubliche Verlangen gespürt hatte?
Wahnsinn , dachte Alistair, als er wieder bei seiner Angel Stellung bezog, blanker Wahnsinn! Etwas weiter unten am Bach versuchte Mrs Halifax vergeblich, ihre Angelschnur gekonnt auszuwerfen, doch er wagte nicht, noch einmal zu ihr zu gehen und ihr zu helfen. Was war nur in ihn gefahren, seine Haushälterin zu küssen? Was musste sie jetzt von ihm denken, von ihm, diesem großen, grässlichen Ungeheuer von Mann, das sich ihr aufgedrängt hatte? Wahrscheinlich war sie ganz außer sich vor Abscheu.
Nur dass sie so gar nicht den Eindruck machte, außer sich vor Abscheu zu sein, als sie sich an ihn geschmiegt und ihm ihre süßen Lippen geöffnet hatte. Allein die Erinnerung daran ließ seinen Schwanz sich so verlangend aufrichten, dass Alistair fast die Angel hätte fallen lassen. Ausgerechnet in diesem Moment spürte er Sophias argwöhnischen Blick auf sich. Gott weiß, welche Bemerkung sie machen würde, wenn er seine Angel verlöre. Etwas ausgesprochen Süffisantes, so viel war sicher.
Er räusperte sich. „Mrs McCleod hat uns Proviant eingepackt."
Zumindest Jamies Aufmerksamkeit war damit geweckt. Sofort kam er herbeigeflitzt, der Welpe tapste hinter ihm her, und auch Mrs Halifax legte ihre Angel sichtlich gern beiseite, um sich dem Picknickkorb zu widmen. „Köstlich!", rief sie und begann auszupacken. „Es gibt Brot, Schinken und Obst. Oh, und sogar eine Fleischpastete — und ein paar Törtchen." Sie schaute zu ihm hinüber. „Was möchten Sie?"
„Ein bisschen von allem", rief Alistair zurück und beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie lächelte ihrem Sohn zu und plauderte mit ihm, während sie das Essen auf Tellern verteilte. Ab und an, immer wenn sie meinte, er würde es nicht merken, warf sie einen verstohlenen Blick in seine Richtung.
Was fand er nur an ihr? Gut, sie war schön, aber das fand er für gewöhnlich eher abschreckend. Schöne Frauen machten ihm sein abstoßendes Äußeres nur noch mehr bewusst. Aber sie war irgendwie anders. Nicht nur schien sie den ersten Schrecken seines Anblicks rasch verwunden zu haben, sie ließ auch ihn vergessen, wie er aussah. Bei ihr hatte er einfach das Gefühl, ein Mann zu sein, der sich auf einen gefährlichen Flirt mit einer Frau einließ.
Ein berauschendes, fast schon vergessenes Gefühl.
Abigail schnaubte unzufrieden, als sie versuchte, ihre Angelschnur zu entwirren. „Warte, ich helfe dir", sagte er und ging zu ihr.
„Danke", sagte das Mädchen.
Er blickte in ihr ernstes Gesicht. „Wenn du willst, kannst du was essen gehen."
Doch sie schüttelte den Kopf. „Das macht Spaß", meinte sie, „das Angeln."
„Du scheinst Talent dafür zu haben."
Misstrauisch sah sie ihn an. „Talent?"
Er lächelte. „Du bist gut darin."
„Wirklich?"
„Ja.""
Ihre Hände schlossen sich fester um die Angel. „Ich war noch nie in irgendwas gut."
Er hielt inne und sah sie an. Vielleicht wäre es am besten, irgendeine wohlmeinende Bemerkung zu machen, um ihre Selbstzweifel zu beschwichtigen, aber er brachte es nicht über sich, ihren offensichtlichen Kummer so leichthin abzutun.
Noch während er überlegte, was er sagen sollte, warf sie einen kurzen Blick über die Schulter zu ihrer Mutter. „Ich enttäusche Mama ständig. Ich bin nicht ... nicht so,
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