Ein unbezaehmbarer Verfuehrer
spürte sie eine Woge der Liebe in sich aufsteigen. Sie war nun mal ihre Tochter, auch wenn sie nicht ganz einfach war. Sie nicht zu lieben war ihr ebenso unmöglich, wie sich den eigenen Arm abzuhacken.
Vor Alistairs Tür blieb Helen stehen.
Liebe — in all ihren Schattierungen — war ihr zeitlebens zum Verhängnis geworden. Wenn sie Alistair nun aufsuchte, käme dies nicht einem Rückfall in alte Gewohnheiten gleich? Fast schien es so. Aber es gab einen großen Unterschied zwischen dem, was sie mit Alistair zu tun gedachte, und dem, was mit Lister gewesen war. Bei Lister war sie machtlos gewesen, hatte keinerlei Kontrolle gehabt. Er hatte den Takt vorgegeben, alle Entscheidungen getroffen. So anmaßend und unwirsch Alistair manchmal auch sein mochte, er bestimmte nicht über ihr Leben.
Was sie hier tat, war ganz allein ihre Entscheidung.
Nachdem sie tief durchgeatmet hatte, klopfte sie sacht an die Tür. Stille. Unschlüssig stand sie da, rieb ihren nackten Fuß an der Wade. Vielleicht hatte er sie nicht gehört. Vielleicht war er gar nicht da. Vielleicht hatte er sich wieder in seinem Turmzimmer vergraben und längst vergessen, was sie heute Nachmittag versprochen hatte. Oder er hatte es sich anders überlegt. Mein Gott! Wie peinlich, wenn ...
Plötzlich flog die Tür auf. Alistair packte sie am Arm und zog sie ins Zimmer.
Helen schrie erschrocken auf.
„Schsch!" Tadelnd sah er sie an und begann sogleich ihren Morgenrock aufzuschnüren.
Das Zimmer lag im Dämmerlicht, nur wenige Kerzen brannten, und das Feuer war zu einer schwachen Glut heruntergebrannt. Alistair trug einen blauschwarz gestreiften Hausmantel, der an den Manschetten schon ziemlich zerfranst aussah; das dunkle Haar hing ihm bis auf die Schultern, seine Wangen waren ein wenig feucht.
Er hatte sich für sie rasiert.
Eine aufmerksame Geste, die sie in freudiger Erwartung erschauern ließ. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. Auch das war noch ein wenig feucht. Er hatte sogar ein Bad für sie genommen.
„Ich liebe dein Haar", murmelte sie.
Er blinzelte. „Mein Haar?"
Sie nickte. „Ja."
„Nun, das ist ..." Er schien nicht recht zu wissen, was er sagen sollte.
„Und deinen Hals." Sie drückte einen Kuss darauf, spürte sein Blut unter ihren Lippen pulsieren, ließ ihren Mund tiefer wandern. Wie gut, dass er kein Hemd unter seinem Hausmantel trug!
„Möchtest du ... ähem ...", er musste sich räuspern, „... et was Wein?"
„Nein."
„Ah." Und schon hatte er sie auf seine Arme gehoben. „Gut. Ich will auch keinen."
Mit drei langen Schritten war er beim Bett und ließ sie hinunter. Weich sank sie in die Kissen, und als er sich zu ihr legte, sank sie noch tiefer.
Helen setzte sich auf und hielt ihn zurück. „Zieh das aus." Seine Brauen schossen in die Höhe.
„Bitte", sagte sie.
Er schnaubte, glitt aber wieder aus dem Bett und legte seinen Hausmantel ab. Und da war sie wieder, seine nackte Brust, genau wie sie sie in Erinnerung hatte. Eine starke, breite, behaarte Brust; nur machte ihr der Anblick noch mehr Freude als beim letzten Mal — in jener Nacht, da er Puddles mit nach Hause gebracht hatte —, denn diesmal würde sie seine Brust auch berühren können.
Und genau das gedachte sie ausgiebigst zu tun.
Doch als er wieder zu ihr ins Bett steigen wollte, schüttelte sie abermals den Kopf.
Fragend hielt er inne. „Nein?"
Sie deutete auf seinen Unterleib. „Die Hose bitte auch."
Das schien ihm gar nicht zu passen.
Also streifte sie einfach ihren Morgenrock ab. Darunter trug sie nur ein zartes Hemd. Sie ließ einen Träger über die Schulter gleiten.
Ohne den Blick von ihrer halb entblößten Brust zu nehmen, zog er hastig seine Breeches aus. Die Finger schon an den Knöpfen seiner Unterhose, hielt er inne und sah sie herausfordernd an.
Helen hob eine Braue und zog langsam die Schnüre am Ausschnitt ihres Hemdchens auf. Der feine Stoff fiel auseinander und enthüllte die halb entblößte Brust ganz.
Er holte tief Luft und schlüpfte schnell aus Wäsche, Schuhen, Strümpfen. Dann richtete er sich wieder auf und stand in all seiner Pracht vor ihr.
Helen schluckte, als ihr Blick unweigerlich tiefer schweifte. Nur gut, dass sie heute Nachmittag nicht alles zu sehen bekommen hatte, denn er war größer als Lister — beträchtlich größer. Seine Männlichkeit reckte sich stolz, entlang des Schafts zogen sich kräftige Adern, die Spitze glänzte fast purpurn. Darunter
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