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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gleichgültig konnte eine Frau nicht sein, wenn ein bloßer Blick sie erröten ließ. Im Vorbeigehen nahm er sich von dem Blech, das Mrs McCleod eben aus dem Ofen geholt hatte, ein Brötchen und warf es von einer Hand in die andere, um sich nicht die Finger zu verbrennen. Durch die Hintertür trat er nach draußen. Es war ein herrlicher Tag, die Sonne strahlte vom Himmel. Perfektes Wanderwetter. Vergnügt vor sich hinpfeifend schritt Alistair zu den Stallungen, um seinen alten Ledertornister zu holen.
    Er ging kurz bei Griffin und dem Pony vorbei, begrüßte die beiden und holte dann seinen Tornister, der ganz hinten in einer Ecke lag. Kaum nahm er ihn hoch, stieg ihm stechender Uringeruch in die Nase. Erst da bemerkte er den feuchten Fleck auf dem alten Leder.
    Ungläubig starrte er auf seinen ruinierten Tornister, dann hörte er es hinter sich winseln, und er fuhr herum. Der Welpe saß hinter ihm, hechelte mit hängender Zunge und wedelte so eifrig mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil wackelte.
    „Verdammt!" Da hatte er den ganzen Stall zur Verfügung, den Hof, die ganze weite Welt, aber nein — warum, warum nur musste der kleine Köter ausgerechnet auf seinen Tornister pinkeln?
    „Puddles!" Von draußen hörte er Abigail nach dem Welpen rufen.
    Die stinkende Ledertasche weit von sich haltend, folgte Alistair dem Hund nach draußen.
    Abigail bückte sich nach dem Welpen und hob ihn hoch. Sichtlich überrascht sah sie auf, als sie Alistair aus dem Stall kommen sah.
    Er hielt ihr den Tornister hin. „Wusstest du, dass er das getan hat?"
    Ihre verwirrte Miene verriet ihm die Antwort, noch ehe sie etwas erwiderte. „Dass er was ... oh." Sie rümpfte die Nase, als ihr der Gestank in die Nase stieg.
    Alistair seufzte. „Sie ist ruiniert, Abigail."
    Nun regte sich Widerstand in ihr. Trotzig sah sie ihn an. „Er kann doch nichts dafür! Er ist ein Welpe, ein Baby!"
    Alistair versuchte, seinen Unmut zu unterdrücken. „Genau. Deshalb hatte ich dich gebeten, auf ihn aufzupassen."
    „Aber ich habe doch ..."
    „Anscheinend nicht aufgepasst, denn sonst wäre meine Tasche jetzt nicht vollgepinkelt." Er stemmte die Hände in die Seiten, sah Abigail an und wusste nicht so recht weiter. „Hol dir Seife und eine Bürste. Ich möchte, dass du das sauber machst."
    „Aber das stinkt!"
    „Eben. Und das nur, weil du deine Pflicht vernachlässigt hast!" Nun war seine Verärgerung doch stärker als alle Vernunft und guten Vorsätze. „Wenn du nicht auf ihn aufpassen kannst, suche ich mir jemand anderen, der sich um ihn kümmert. Oder ich bringe ihn zu dem Bauern zurück, von dem ich ihn gekauft habe."
    Den Welpen schützend an ihre Brust gedrückt, sprang Abigail auf. „Das werden Sie nicht tun! ", rief sie, ganz rot im Gesicht.
    „Doch, das werde ich."
    „Das können Sie nicht! Er gehört nicht Ihnen!"
    „Oh doch", stieß Alistair hervor. „Er gehört verdammt noch mal mir!"
    Einen Moment rang Abigail nach Worten, dann platzte es aus ihr heraus. „Ich hasse Sie!", schrie sie und rannte vom Hof.
    Alistair starrte auf den beschmutzten Tornister. Dann versetzte er ihm einen Tritt und legte den Kopf in den Nacken, schloss sein Auge und atmete tief durch. Was für ein Idiot musste man sein, um einem Kind gegenüber derart die Beherrschung zu verlieren? Er hatte sie nicht anschreien wollen, aber verdammt noch mal, er besaß diese Tasche schon seit Jahren! Sie hatte ihn auf seinen Touren durch die Kolonien begleitet, hatte sogar Spinner's Falls, seine Gefangenschaft und die Heimreise überstanden. Hätte das Mädchen auf den Welpen aufgepasst, wäre das nicht passiert.
    Dennoch. Es war nur eine Tasche. Er hätte Abigail nicht so anschreien und Drohungen gegen den Welpen ausstoßen sollen, die er keinen Augenblick in die Tat umzusetzen gedachte. Alistair seufzte. Er würde sich nachher bei Abigail entschuldigen und ihr dabei verständlich machen müssen, dass sie besser auf den verdammten Hund aufpassen solle. Allein der Gedanke bereitete ihm Kopfschmerzen. Statt sich aufzumachen zu seinem Morgenspaziergang, ging er nach oben in seinen Turm, um zu arbeiten, und während er so die Stufen hinaufstieg, fragte er sich verdrossen, warum Frauen — ganz gleich ob jung oder alt — nur so schwer zu verstehen waren.
    Er hatte sie angebrüllt.
    Puddles fest an sich gedrückt und mit den Tränen kämpfend, rannte Abigail davon. Sie hatte geglaubt, Sir Alistair würde sie mögen. Ja, sie hatte sogar gemeint, ihn auch zu mögen!

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