Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
Vom Netzwerk:
sanfter, zärtlicher Beharrlichkeit fütterte er sie, bis der Teller fast leer gegessen war und sie ihm versicherte, dass sie keinen Bissen mehr herunterbekomme. Dann ging sie zu Bett, und er zog sich bis auf seine Breeches aus und löschte die Kerzen. Als er sich neben sie in das schmale Bett legte, kehrte sie ihm den Rücken zu, reglos lag sie da, so verloren und allein. Er starrte zur dunklen Decke hinauf und lauschte ihrem Atem. Das Blut rauschte in seinen Adern, die Lust pulsierte in seinem Leib. Er verlangte nach ihr und kam sich vor wie ein Schuft. So lagen sie vielleicht eine halbe Stunde oder auch länger, bis ihr Atem auf einmal schwer und stoßweise kam, und er wusste, dass sie wieder weinte. Ohne ein Wort drehte er sich um und zog sie in seine Arme. Sie sträubte sich, erschauerte schluchzend an ihm, doch er schloss einfach nur seine Arme um sie, und nach einer Weile wich alle Anspannung aus ihr, und sie hörte auf zu weinen.
    Doch er lag weiter wach in ungestilltem Verlangen.

14. Kapitel
Prinzessin Sympathia nahm den Ring und steckte ihn sich an den Daumen. Sogleich wurden die Eisenstäbe ihres Käfigs zu Wasser und plätscherten zu Boden. Kaum war ihr Käfig fort, verschwand auch jener der Schwalben. In einem Schwarm stiegen sie in die Lüfte und zogen freudig ihre Kreise. Wahrsprecher hüllte die Prinzessin in seinen schäbigen Umhang, denn etwas anderes hatte er nicht, und führte sie zum Versteck des Pferdes. Doch als sie sah, dass er nur ein Tier gebracht hatte, blieb sie wie angewurzelt stehen.
    „Aber wo ist dein zweites Pferd?", rief sie aus.
    „Mein Geld reichte nur für eines ", erwiderte Wahrsprecher und hob sie in den Sattel.
    Die Prinzessin beugte sich zu ihm hinunter und berührte seine Wange. „Dann wirst du lügen müssen, wenn der Zauberer zurückkommt. Sag ihm, dass eine böse Hexe mich entführt hätte. Wenn er glaubt, du hättest mir zur Flucht verholfen, wird er dir Schreckliches antun!"
    Da lächelte Wahrsprecher nur, gab dem Pferd einen Klaps auf die Flanke und schickte es im Galopp hinunter ins Tal ...
    Aus „Der Wahrsprecher"
    E ine Woche später legte Helen ihre Hand in die von Alistair und stieg zögernd aus der Kutsche, die vor der Stadtresidenz des Duke of Lister gehalten hatte. Fröstelnd blickte sie an dem hohen, klassizistischen Gebäude empor. Sie sah es keineswegs zum ersten Mal — natürlich nicht —, doch nie zuvor hatte sie versucht, sich Zugang zu verschaffen.
    „Er wird uns nicht empfangen", sagte sie zu Alistair — auch das nicht zum ersten Mal.
    „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt."
    Er reichte ihr seinen Arm, und sie nahm ihn dankend an, insgeheim verwundert, wie selbstverständlich ihr diese kleine Geste während der letzten Woche geworden war.
    „Wir verschwenden nur unsere Zeit", murmelte sie in dem vergeblichen Versuch, ihre angespannten Nerven etwas zu beruhigen.
    „Würde ich damit rechnen, dass Lister uns die Kinder einfach so übergeben würde — ja, dann wäre es wohl verschwendete Zeit", erwiderte er leise, als sie die Stufen zum Haus hinaufgingen. „Aber das allein ist heute nicht mein Ziel."
    Fragend sah sie ihn an. Sein Haar war ordentlich zurückgebunden, und zum rotbraunen Rock trug er einen schwarzen Dreispitz. Beides war neueren Datums als alles, was sie bislang an ihm gesehen hatte, und sie musste zugeben, dass er wirklich ein erfreulicher Anblick war — ein stattlicher Mann und ein richtiger Gentleman.
    Sie blinzelte kurz und besann sich wieder. „Was hast du vor?"
    „Meinen Gegner kennenzulernen", erwiderte er und betätigte energisch den Türklopfer. „Und jetzt sei still."
    Im Haus näherten sich Schritte, dann wurde die Tür geöffnet. Der Butler war von jener Sorte, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen, doch seine Augen weiteten sich sichtlich, als sein Blick auf Alistair fiel. Helen musste an sich halten. Warum gafften die Leute immer so, wenn sie Alistair sahen? Es war so unhöflich! Sie taten, als wäre er ein Tier oder ein lebloser Gegenstand — ein Affe im Käfig, etwas überaus Groteskes — und starrten ihn an, als wäre er kein Mensch mit Gefühlen.
    Alistair indes ignorierte das dreiste Gebaren des Butlers einfach und fragte nach dem Duke. Der Mann fing sich wieder, erkundigte sich mit ausdrucksloser Miene, wen er melden dürfe, und führte sie in ein kleines Empfangszimmer, ehe er verschwand, um sich zu versichern, ob der Duke anwesend sein wollte.
    Helen setzte sich auf einen schwarzgold bezogenen

Weitere Kostenlose Bücher