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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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würde er ihnen bestimmt helfen. Oder? Sir Alistair war groß und stark, und sie konnte sich vorstellen, dass er ziemlich gut darin war, Sachen — oder versteckte Kinder — aufzuspüren.
    Jetzt tat es ihr richtig leid, dass sie nicht besser auf Puddles achtgegeben hatte. Ihre Lippen begannen zu zittern, ihr ganzes Gesicht zuckte, und ehe sie es sich versah, schluchzte sie laut. Wie dumm, wie dumm, wie dumm! Ärgerlich fuhr sie sich mit der Hand übers Gesicht. Weinen brachte auch nichts. Es würde Mr Wiggins nur freuen, wenn er sie dabei ertappte. Dieser Gedanke hätte sie eigentlich zur Vernunft bringen sollen, doch die Tränen rollten und rollten. In Strömen liefen sie ihr über die Wangen, und sie konnte nichts dagegen tun, außer das Gesicht in ihren Röcken zu verbergen, um ihr Schluchzen zu ersticken und zu hoffen, dass Mr Wiggins nicht aufwachte. Das Schlimmste war, dass sie allen Grund hatte, so furchtbar zu weinen.
    Denn es war ihre Schuld, ganz allein ihre Schuld! Als Mama sie fort aus London, mit auf diese furchtbare Reise in den Norden genommen und Abigail Sir Alistairs finstere Burg das erste Mal gesehen hatte, hatte sie insgeheim gehofft, der Duke möge kommen und sie zurück nach London holen.
    Und nun war ihr Wunsch in Erfüllung gegangen.
    Als sie nachts bei einem kleinen Dorfgasthof hielten, erkannte Alistair, dass das gemeinsame Reisen gewisse Probleme barg. Ein Mann und eine Frau, die zusammen reisten, konnten nur eines von dreien sein: ein Mann und seine Frau, ein Mann und eine Anverwandte oder aber ein Mann mit seiner Geliebten. Wenn überhaupt, kam ihre Beziehung Letzterem am nächsten. Kein erfreulicher Gedanke. Alistair gefiel sich nicht in der Vorstellung, auch nur irgendetwas mit Lister gemein zu haben, aber hatte er Helen nicht in ähnlicher Weise benutzt? Nicht einmal hatte er ernsthaft an Heirat gedacht. Vielleicht war er ja genauso ein Schuft wie der Duke.
    Düster sah er Helen an. Sie schaute besorgt aus dem Fenster, während draußen ein paar Burschen bereits die Pferde ausspannten. Sie war noch immer ziemlich blass und schien sich den ganzen Tag nicht richtig erholt zu haben. Das bestärkte ihn in seinem Entschluss.
    „Wir werden uns ein Zimmer teilen", sagte er.
    In Gedanken sichtlich anderswo, sah sie ihn an. „Wie bitte, was?"
    „Es ist zu gefährlich, wenn du ganz allein im Zimmer bist."
    Sie schien irritiert. „Das ist ein kleiner Landgasthof, der einen sehr respektablen Eindruck macht."
    Er spürte, wie ihm das Blut in die Wangen stieg, weshalb seine Erwiderung auch etwas schroffer ausfiel, als er es wollte. „Wir steigen als Mr und Mrs Munroe ab und teilen uns ein Zimmer, fertig."
    Er machte der Debatte ein Ende, indem er den Wagen verließ, bevor sie noch etwas erwidern konnte. Zugegeben, das Gasthaus machte tatsächlich einen respektablen Eindruck. Vor der rustikalen Tür saßen ein paar alte Männer und schwatzten. Im Hof herrschte rege Betriebsamkeit, Stallburschen und Pferdeknechte waren emsig bei der Arbeit. In einer Ecke saß ein Junge mit zerzaustem braunen Haar und spielte mit einem Kätzchen. Alistair wurde es ganz weh ums Herz. Der Junge hatte zwar kaum Ähnlichkeit mit Jamie, war aber etwa im selben Alter.
    Bei Gott, hoffentlich waren die Kinder in Sicherheit!
    Er wandte sich zur Kutsche, um Helen beim Aussteigen zu helfen. „Komm", bat er und stellte sich so zwischen sie und den kleinen Jungen, dass sie ihn hoffentlich nicht sah. „Lass uns hineingehen. Ich werde fragen, ob wir ein privates Speisezimmer bekommen können."
    „Danke", sagte sie etwas außer Atem.
    Er reichte ihr in bester Gattenmanier den Arm, und das leise Zögern, ehe sie ihn nahm, war so kurz, das wahrscheinlich nur er es bemerkt hatte. Doch er hatte es bemerkt. Er legte seine behandschuhte Hand auf die ihre und führte Helen ins Haus.
    Wie sich zeigen sollte, gab es tatsächlich ein kleines — ein sehr kleines — Speisezimmer im hinteren Teil des Hauses, das sie für sich allein haben konnten. Sie nahmen neben dem schmalen Kamin an einem einfachen Holztisch Platz, und wenig später schon standen dampfende Teller mit Hammelfleisch und Kohl vor ihnen.
    „Bist du sicher, dass Lister mit den Kindern nach London will?", fragte Alistair und schnitt beherzt in seine Hammelkeule. Der Gedanke war ihm vor Kurzem erst gekommen, wollte ihm aber seitdem nicht mehr aus dem Sinn. Was, wenn sie auf der völlig falschen Fährte waren, in blinder Verfolgung nach London jagten und Lister derweil in

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