Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
aber keine mehr ist, und jene … wie hießen sie noch gleich … kennt?«, fragte Esme.
» Die Gluten heimlicher Umarmung «, wiederholte Sebastian mit Nachdruck.
»Wie typisch für einen Mann, zu so absurden Schlussfolgerungen zu gelangen«, bemerkte Gina.
»Was ist daran absurd?«, fragte Sebastian achselzuckend. »Wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Sind Sie nicht auch dieser Ansicht, Lady Rawlings?«
Gina blickte vom einen zum anderen. Aus irgendeinem Grund schien heute eine ungewöhnlich starke Spannung zwischen Sebastian und Esme zu herrschen. »Aber deine Verlobte betrügt dich doch gar nicht wirklich?«
Nun ergriff Reginald Gerard das Wort. »Das tut sie tatsächlich nicht. Ein Schurke hat eine andere Frau überredet, ihre Rolle zu spielen und sich ans Schlafzimmerfenster zu stellen.«
»Meine Figur spricht ein paar ausgezeichnete Worte«, sagte Sebastian, der die Nase bereits wieder ins Buch steckte. » Stets wie ein Bruder seiner Schwester zeigt’ ich verschämte Neigung und bescheidnes Werben .«
»Worüber redest du?«, fragte Gina.
»Über meine Haltung zu meiner zukünftigen Braut, die von Lady Rawlings gespielt wird«, erklärte Sebastian. »Selbstverständlich habe ich niemals die Grenzen der Schicklichkeit überschritten, sondern mich stets wie ein Bruder gegenüber einer Schwester verhalten.«
Wollte er ihr damit indirekt etwas sagen? Gina warf ihm einen prüfenden Blick zu. Sebastian wirkte völlig mit sich zufrieden. Wie konnte er es wagen , sie zu belehren? Mit einem Knall klappte sie ihr Buch zu.
»Ich würde gern die Gelegenheit bekommen, meine Frau einen Papagei zu nennen«, schlug Cam vor. »Warum spielen Gina und ich nicht die kurze Begegnung aus dem ersten Akt?«
»Einverstanden!«, sagte Reginald. Offenbar hatte auch er die besorgniserregenden Unterströmungen zwischen seinen Schauspielern wahrgenommen. »Und sollen wir vielleicht danach die Szene lesen, die Ihnen so gut gefällt, Lord Bonnington? Und dann die Szene, wo … «
»Ich schlage vor, dass wir einfach den ganzen vierten Akt lesen«, fiel Cam ihm ins Wort.
»Natürlich«, stimmte Reginald bereitwillig zu.
Gina kniff prüfend die Augen zusammen. Aus irgendeinem Grund wirkte auch Cam äußerst selbstzufrieden. »Was ist?«
Cam blickte sie so belustigt an, dass sie einen Stoß in der Magengrube spürte. »Es ist ein gutes Stück, Gina. Es wird dir gefallen.«
»Das bezweifle ich«, entgegnete sie und schwang ihren Fuß hin und her. Und wie beabsichtigt zogen ihre schlanken Fesseln seine Aufmerksamkeit auf sich.
Gina kicherte und verspürte ein Triumphgefühl, das sie schwindlig machte. Vielleicht war sie nicht fähig, ihren Verlobten zu reizen, aber ihr Ehemann war nicht immun gegen sie, daran bestand kein Zweifel.
»Du hast ein paar sehr interessante Zeilen zu sagen«, sagte dieser Ehemann jetzt.
»Ach ja?«
»Wirklich. Zum Beispiel jene, in denen du mir ewige Liebe schwörst.«
Gina legte eine Hand aufs Herz. »Oh, wie könnte ich solch Unwahrheit sagen!«, sprach sie theatralisch.
Cam beugte sich vor. »Ich bin sicher, es wird dir ganz leichtfallen.«
»Wohl kaum!«, gab sie trotzig zurück. »Wenn ich es zu einem eitlen Prahlhans wie dir sagen muss!«
»Er ist doch bloß eine Figur, die Shakespeare sich ausgedacht hat. Ich bin nicht Benedikt«, gab Cam zu bedenken. Er senkte die Stimme. »Und du bist doch in solchen Dingen bereits versiert, nicht wahr?«
Gina blinzelte verwirrt und schaute ihm tief in die Augen. Die waren von so dichten Wimpern umrahmt, dass sie fast vergaß, was sie sagen wollte. »Tatsächlich ist dies mein erster Versuch in der dramatischen Darstellung.«
»Aber dem bedauernswerten Kerl, der uns gegenübersitzt, hast du gesagt, dass du ihn liebst und anbetest«, raunte Cam.
Gina holte tief Luft. Empörung wallte in ihr auf. »Soll ich das etwa so verstehen, Mylord, dass Sie Ihre Meinung geändert haben?«
Nun war er derjenige, der irritiert blinzelte.
»Ich kann daraus nur Folgendes schließen«, fuhr Gina fort. »Wenn du meinen Zukünftigen schlechtmachst, musst du wohl selbst Angst vor dem Junggesellenstand haben.« Sie tätschelte Cams Hand. »Sei doch nicht so besorgt! Sicher können wir auch für dich eine Neue finden.« In ihrer Stimme lag der wohldosierte Hauch eines Zweifels.
»Du Drache«, brummte er.
Gerard sprach nun erneut. Ginas Herz klopfte so stark, dass sie kaum hörte, was er sagte.
Da Ginas Plan darauf hinauslief, ihren Verlobten zu offen bekundeter Eifersucht
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