Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
mein Ehegelübde keineswegs gebrochen«, versicherte Carola. »Irgendwie wollte ich das nie. Ich habe zugehört, wenn Frauen untereinander redeten. Schau dir nur Esme an. Sie würde doch nicht ihren guten Ruf aufs Spiel setzen, wenn an der Sache nichts Vergnügliches wäre, nicht wahr? Aber jetzt bin ich an dem Punkt, dass ich nur noch mit meinem Mann zusammenleben möchte – und er grüßt mich nicht einmal!«
»Ich bin sicher, dass er es vorhatte. Wahrscheinlich konnte er dich im Schwarm deiner Bewunderer überhaupt nicht sehen.«
»Ich hab ihn doch gestern Abend gesehen, wie er mit diesem jungen rothaarigen Ding geredet hat, das seit Kurzem so beliebt ist. Die mit der mürrischen Miene.«
»Penelope Deventosh?«
Carola nickte. »Er könnte sich von mir scheiden lassen, weil ich ihn verlassen habe, weißt du!«
»Das hätte er auch vor Jahren schon tun können, wenn er gewollt hätte.«
»Aber vielleicht gewinnt Miss Deventosh sein Herz.«
»Nicht wenn du dich wieder ins Spiel bringst. Du musst ihn umwerben.«
»Ihn umwerben?«
»Ja. Für mich klingt es nämlich so, als hättest du seinen Stolz verletzt. Hast du ihm erzählt, was deine Mutter gesagt hat?«
»Du meinst diese Sache mit dem ungeschickten Reiter?«
Gina nickte.
»Ich fürchte, ich habe die Bemerkung meiner Mutter noch ausgeschmückt. Versteh doch, ich fand die ganze Sache schmerzhaft und unangenehm. So wie die Ehe überhaupt.«
»Dann ist es natürlich schlimmer, als ich gedacht hatte. Dann ist doch klar, warum er dich nicht zurückgeholt hat.«
»Ich weiß aber nicht, wie ich einen Mann umwerben soll.« Wieder ein untröstliches Schniefen.
»Entweder du lernst es, oder er heiratet Miss Deventosh.«
Carola schwieg einen Moment. »Ich würde sie vorher umbringen«, sagte sie mit Nachdruck. »Ich will ihn … auch wenn er beim Tanzen ein tollpatschiger Bär ist und sich nur fürs Angeln interessiert.«
»Hast du ihm das etwa auch gesagt?«
Carola nickte. »Und noch einiges mehr.«
»Meine Güte! Ich glaube, wir fragen besser Esme um Rat.«
»Glaubst du, sie weiß, wie man einem Mann schmeichelt?«
Gina erinnerte sich, wie die Augen ihres Mannes aufgeleuchtet hatten, als Esme ihn anlächelte. »Daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.« Sie klang einigermaßen grimmig.
»Aber ich möchte nicht verführerisch sein«, flüsterte Carola. »Ich würde lieber sterben, als meinem Mann zu vermitteln, dass ich ihn ins Bett bekommen will. Es wäre solch ein Triumph für ihn. Lieber sterbe ich!«
Gina wählte ihre Worte sorgfältig. »Ich meine, dass du es ihm zeigen musst. Warum sollte ein Mann mit einer Frau zusammenleben wollen, die … « Doch in diesem Moment fiel ihr ein, welchen Wert Sebastian auf ihre Jungfräulichkeit legte. Bei ihm war es mehr als Glaube: Sebastian war überzeugt davon, dass seine Gina keinerlei Verlangen hegte, obwohl sie ihm oft genug kleine Beweise für das Gegenteil geliefert hatte.
»Du hast recht«, sagte Carola niedergeschlagen. »Warum sollte er mich zurückhaben wollen, wenn er damit rechnen muss, dass ich jedes Mal wie ein Pfau kreische, wenn er mich lieben will?«
Gina zog die Augenbrauen hoch, als die Blicke der beiden sich im Spiegel trafen. »So schlimm war es also?«
»Ich war jung und unerfahren.«
»Manche Männer wollen keine sinnliche Frau«, überlegte Gina. »Glaubst du, Tuppy ist so ein Mann?«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, stimmte Carola zu. »Aber ich glaube, in so einem Fall liebt der Mann die Frau auch nicht. So etwas passiert schließlich oft. Ein Mann heiratet die eine Frau wegen ihrer Reinheit und verliebt sich dann in eine andere, die keinesfalls unschuldig ist.«
Gina schluckte. Mit Sebastian würde es gewiss anders sein!
»Ich habe Frauen darüber klagen hören«, fuhr Carola fort. »Wenn du einem solchen Mann Avancen machst, wird er es dir vorwerfen, weil du von deinem Podest herabgestiegen bist und deine Unschuld befleckt hast. Ich glaube nicht , dass Tuppy so ein Mann ist.«
»Ich hoffe es nicht«, murmelte Gina. Sie konnte ihre Augen nicht vor der Tatsache verschließen, dass Sebastian sehr wohl so ein Mann war. Der Gedanke verursachte ihr Übelkeit. »Ich sag dir, was wir tun werden«, hob sie mit neuer Energie an. »Wie lange, glaubst du, wird Tuppy im Hause von Lady Troubridge bleiben?«
»Mindestens drei Wochen. So lange muss er bleiben, andernfalls droht Lady Troubridge damit, ihn zu enterben.«
»Hat sie dich je gedrängt, dass ihr euch wieder
Weitere Kostenlose Bücher