Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
der hinreißend verführerischen Lady Rawlings in Anspruch nehmen.«
Carola schluckte hart. »Bin ich so leicht zu durchschauen?«
»Bin ich Ihr bester Freund?«, fragte Neville dagegen.
Carola nickte.
»Außerdem haben Sie sich nie für mich interessiert«, fuhr er fort, »deshalb wusste ich schon wenige Minuten, nachdem wir miteinander Bekanntschaft gemacht hatten, dass Sie immer noch an Ihrem Mann hängen.«
»Ach, Neville … «, lachte Carola.
»Es geht darum«, schaltete Gina sich ein, »dass Carola um ihren Mann werben muss. Er bleibt vermutlich nur zwei oder drei Wochen bei Lady Troubridges Hausgesellschaft, deshalb haben wir nicht viel Zeit.«
»Ich wüsste nicht, warum es so schwer sein sollte, deinen Mann zu verführen«, sagte Esme.
»Kannst du … kannst du jeden verführen, den du willst?«, fragte Carola voller Ehrfurcht.
»Männer sind wie Kinder. Man kann sie einfach nicht ernst nehmen, wenn sie behaupten, sie bräuchten Unabhängigkeit.«
Neville lachte. »Ich wusste, dass ich einige Wahrheiten zu hören bekommen würde, wenn ich einfach nur sitzen bliebe.«
Carola ignorierte seinen Einwurf. »Aber Tuppy beachtet mich überhaupt nicht! Als er gestern eintraf, hat er mich nicht einmal gegrüßt. Vielleicht erinnert er sich gar nicht an meine Existenz.«
»Wenn er sich im Moment nicht an deine Existenz erinnert, so wird sich das bald schon ändern«, versicherte Esme ihrer Freundin. »Lord Perwinkle scheint mir ein Mann zu sein, der – um es unverblümt zu sagen – auf eine Frau reagiert, die ihn begehrt.«
Gina nickte. »Das haben Carola und ich uns auch schon gedacht.«
»Ich kann das nicht!«, wisperte Carola. »Das ist einfach zu demütigend!«
»So offensichtlich muss man es ja nicht anfangen. Der Mann muss nicht einmal merken, was vorgeht«, erklärte Esme. »Also, ich erkläre dir jetzt ganz genau, wie wir es anfangen werden.« Sie unterbrach sich und warf Neville einen Blick zu. »Fort mit Ihnen! Sie haben genug gehört.«
Er unterwarf sich ihrem Befehl und stand auf. »Da könnten Sie recht haben«, sagte er mit gespieltem Ernst. »Dieses Gespräch wäre dazu angetan, Angst im Herzen eines jeden Mannes hervorzurufen.« Er verneigte sich und küsste Carolas Fingerspitzen. »Gewähren Sie mir das erste Menuett?« Sie nickte, und er spazierte davon.
12
Marquis Bonnington erfährt eine Kränkung
Nachdem Cam mit Tuppy zu Abend gespeist hatte – Stephen war am Nachmittag nach London zurückgekehrt – , betrat er den Langen Salon. Er entdeckte Gina sofort. Sie stand neben ihrem Verlobten, dessen versteinertes Gesicht keine Regung zeigte.
Gina spielte missmutig an den Stäben ihres Fächers herum, während der Marquis ihr offensichtlich einen Vortrag hielt. Cam spürte ein schwaches Brodeln im Unterleib, das er nur allzu gut kannte: Er begehrte dieses Frauenzimmer. Leider war sie seine Frau und daher für ihn nicht zu haben. Aber stur, wie er war, wollte er sie eben dafür quälen, dass sie so begehrenswert war.
Als Gina Cam entdeckte, hellte sich ihre Miene auf. »Cam!«, rief sie erfreut.
Bonningtons Mund bildete eine schmale Linie. »Ich halte es für unklug, wenn Ihre Gnaden allzu vertraut miteinander verkehren.«
»Ich bin ziemlich sicher, dass es nichts schadet«, lautete Cams Entgegnung. »Rounton schrieb mir, dass Annullierungen fast nur noch eine läppische Formalität sind. Er deutete sogar an, dass sie bald so verbreitet sein würden wie Scheidungen.«
»Scheidungen sind in England nicht verbreitet«, widersprach Bonnington. »Ich bin sicher, Sie würden nicht wollen, dass der Ruf Ihrer Frau durch unerfreuliche Gerüchte in den Schmutz gezogen wird.«
Cam zog die Brauen zusammen. »Dabei fällt mir etwas ein«, begann er. »Was zum Teufel hat diese Sache mit deinem Lehrer zu bedeuten, Gina? Rounton schrieb, es gehe das unsinnige Gerücht um, du würdest mit dem armen Mann flirten?«
Gina musste lachen, doch Bonnington blickte umso finsterer drein. »Solche Dinge ziemen sich nicht für die Ohren Ihrer Gnaden«, sagte er mit Nachdruck. »Natürlich teile ich Ihre Sorge, aber wir sollten vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt darüber sprechen.«
Cam schaute den Marquis erstaunt an. »Ich will verdammt sein, wenn Sie nicht der absolut steifste Mann sind, dem ich begegnet bin, seit mein verstorbener Vater unter der Erde liegt.« Er wandte sich wieder an seine Frau. »Gina, was zum Teufel hast du nur mit dem armen Wapping angestellt? Der Mann hätte eine Frau
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