Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
die Pferde liebte, ihrem Mann zwei Söhne geschenkt hatte und nach dem zweiten Wochenbett nie mehr, wie es hieß, sein Bett geteilt hatte. Oder überhaupt irgendeines Mannes Bett, bis sie Esmes Ehemann kennenlernte.
Sie plauderten eine Weile angeregt, bis Esme ihren Griff um Ginas Arm verstärkte. »Bitte entschuldigen Sie mich«, sagte Gina lächelnd zu den beiden. »Doch ich muss nun zu meinem Mann zurück. Esme, könntest du mich in den Speisesaal begleiten?«
»Ich finde, es könnte viel schlimmer sein … «, begann Gina, als sie außer Hörweite waren.
Doch Esme fiel ihr sogleich ins Wort. »Könnten wir das Thema ruhen lassen? Bitte?«
»Natürlich«, sagte Gina bereitwillig. »Fühlst du dich nicht wohl?«
»Aber nicht doch! Die Ehe ist nur … schwierig, weiter nichts.«
Gina nickte. »Du bist viermal so schön wie sie«, versicherte sie der Freundin.
»Und das sollte doch ins Gewicht fallen, nicht wahr?« Esme schritt immer schneller aus. »Aber das tut es nicht. Ich will damit nicht sagen, dass ich ihn begehre. Ich will ihn ganz bestimmt nicht im Bett haben, deshalb sollte ich Lady Childe wahrscheinlich dankbar sein.«
Gina schwieg.
»Der einzige Grund, warum ich dafür nicht dankbar bin, ist, dass ich eine eifersüchtige, furchtbare Frau bin«, fuhr Esme mit Nachdruck fort.
»Aber das stimmt doch gar nicht!«
»Doch, das bin ich wirklich. Und Miles ist verliebt, weißt du?«
»Nicht zum ersten Mal.«
»Aber zum letzten Mal, glaube ich. Ich denke das wirklich. Endlich hatte er das Glück, eine Frau zu finden, die er liebt. Und wenn es in der feinen Gesellschaft nur ein klein wenig anders zuginge, würden sie für den Rest ihres Lebens zusammen sein. Eigentlich glaube ich sogar, dass sie’s ohnehin tun werden.«
»Das möchte ich bezweifeln«, sagte Gina nach kurzem Nachdenken. »Lady Childes Söhne würden sehr unter dem schlechten Ruf ihrer Mutter leiden.«
»Das nehme ich auch an«, sagte Esme trostlos.
»Meine Liebe, was hast du denn?«
»Sie hat Söhne .«
Gina wollte nichts einfallen, was sie dazu sagen könnte, deshalb begnügte sie sich damit, der Freundin den Arm um die Taille zu legen und mit ihr gemeinsam den Speisesaal zu betreten. Dort saß Carola gemütlich an einem Tisch und war von ihrem üblichen Kreis fröhlicher junger Verehrer umgeben.
»Carola braucht deinen Rat.«
»Meinen Rat?« Doch Esme ließ sich widerstandslos zu Carolas Tisch ziehen.
Sobald Carola die beiden erblickte, stand sie auf und scheuchte die Herren fort. »Gehen Sie bitte, sofort! Ich muss mit den Damen sprechen.« Brummend entfernten sich drei der jungen Männer. Nur Neville hielt die Stellung. »Neville!«, sagte Carola mahnend. »Ich tanze später mit Ihnen.«
»Ich bleibe«, sagte er ungerührt und verbeugte sich vor Esme und Gina. »Euer Gnaden, Lady Rawlings.« Geschickt schob er ihre Stühle zurecht und setzte sich wieder. »Ich erkenne einen Hexenzirkel, wenn ich ihn sehe. Und wissen Sie, meine Damen, ich habe mir immer schon gewünscht, an solch einem Zirkel teilzunehmen.«
Carola verdrehte die Augen. Doch Neville lächelte sie so betörend an, dass sie nachgab. »Na schön, bleiben Sie! Aber merken Sie sich, dass alles, was wir hier besprechen, geheim bleiben muss, verstanden?«
Neville beugte demütig den Kopf. »Die Wäschestärke ganz Englands soll zu Butter werden, bevor ich ein Sterbenswörtchen verrate«, schwor er inbrünstig.
Gina musterte sein hervorragend gestärktes Halstuch. »Wäre das für Sie eine Katastrophe?«, fragte sie schelmisch.
»Es gibt keinen Grund, warum man morgens kein gestärktes Halstuch anlegen sollte«, erwiderte Neville.
Carola versetzte ihm einen Klaps mit ihrem Fächer. »Dies hier ist ein Kriegsrat, und wenn Sie nicht ernst bleiben können, müssen Sie gehen.«
Neville straffte sich sogleich. »Krieg! Ich wollte immer schon Farben tragen!«, rief er aus. »Ich würde in Uniform so schneidig aussehen.«
»Auf dem Schlachtfeld dürfte Wäschestärke schwer aufzutreiben sein«, bemerkte Gina trocken.
»Bitte, lasst uns ernst bleiben«, bat Carola. »Esme, ich muss dich um Hilfe bitten. Und zwar sollst du mir bei … bei … « Sie schien ihre Frage nicht aussprechen zu können.
»Darf ich?«, schaltete sich Gina ein.
Carola nickte.
Doch Neville schaute Carola voller Zuneigung an. »Lassen Sie mich raten. Meine teure Lady Perwinkle möchte die Zuneigung ihres erbärmlich gekleideten Gemahls zurückgewinnen und in dieser Angelegenheit die Hilfe
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