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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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schäumte so über vor Freude, dass sie die gehässige Bemerkung ihrer Schwägerin gar nicht wahrnahm. Ihre Wangen glühten vor Aufregung. „Ich bin so glücklich, Helen, ich habe das Gefühl, mir birst das Herz!“
    „Nun, ich bitte dich sehr, das nicht zuzulassen“, erwiderte Helen scheinbar entsetzt. „Deine Gäste rechnen mit dir. Emily Beaumont ist hier und … Nein, ist das nicht ihr Bruder Tarquin, der sie begleitet? Ich bin sicher, Emily kann es nicht erwarten, deinen schönen Verlobungsring zu sehen.“
    Charlotte wirbelte herum, dass ihre rotbraunen Locken flogen. Nach einem letzten Lächeln für ihre Schwester eilte sie auf die Neuankömmlinge zu, die sich gerade mit Philip und Anne Goode unterhielten.
    Iris’ Blick folgte ihr, und ihre Neugier verwandelte sich in Abscheu, als sie Tarquin bemerkte, einen hochgewachsenen Gentleman in Helens Alter mit einem unverwechselbaren flachsblonden Schopf. „Ich habe von diesem Tunichtgut gehört“, sagte sie abfällig. „Ist er nicht der Bursche, den man neulich wegen seiner Schulden ins Fleet-Gefängnis brachte?“
    „Ja“, bestätigte Helen knapp. „Aber ich halte ihn nicht für einen Tunichtgut. Vielmehr leidet er unter einer unseligen Leidenschaft für das Glücksspiel, die er verzweifelt zu bekämpfen sucht.“
    „Was für wirklich sonderbare Bekanntschaften du und deine Schwester doch pflegt.“
    „Meinst du?“ Helen hob eine Braue. „Dann sind unsere Angehörigen nicht weniger sonderbar. Ich erinnere mich nur allzu gut daran, wie George sich neulich beklagte, er stünde mit einem Fuß im Schuldgefängnis. Vielleicht wäre er ja in Tarquins Zelle gelandet, hätte man ihn tatsächlich ins Fleet gebracht. Andererseits weiß ich natürlich, dass du umgehend deinen Schmuck verpfänden würdest, um ihn vor einer solchen Schande zu bewahren, Iris. Nicht wahr?“
    Iris schürzte die Lippen, ohne zu antworten, und sah sich stattdessen im verblichenen Salon der Goodes um. „Philip besitzt ein sehr schönes Haus. Wirklich traurig, dass das Innere so wenig zu der feinen Adresse passt.“
    „Nach dem Tod seines Vaters sind Philip kaum Mittel geblieben. Dennoch hat er das Haus in gutem Zustand bewahrt und sich pflichtbewusst um seine Mutter und seine Schwester gekümmert.“ Helen wandte sich zum Gehen, um Iris zu entkommen, doch die Schwägerin folgte ihr hartnäckig.
    „Eigentlich wäre ein Verlobungsball das Richtige für Leute unseres Standes gewesen. Diese Zusammenkunft hier ist dagegen ziemlich schäbig. Aber was ist schon comme il faut an der ganzen Sache.“
    „Ich bin völlig deiner Meinung“, erklärte Helen mit undurchdringlicher Miene. „Denn wären die Dinge comme il faut, hätte George zu den Ausgaben der Feier beitragen müssen und nicht die ganze Last auf Philips Schultern laden dürfen. Aber dieses Mal bin ich froh, dass George sich so geizig zeigte, denn mir gefällt diese ‚schäbige‘ Zusammenkunft.“
    Iris’ Gesicht wechselte die Farbe, und selbst der reichlich aufgetragene Puder vermochte nicht zu verbergen, dass sie rot wurde vor Wut. „Im Gegenteil. George war sogar ausnehmend großzügig, als er Charlotte erlaubte, unter ihrem Stand zu heiraten“, fuhr sie Helen an.
    „Sie heiratet nicht unter ihrem Stand“, korrigierte Helen. „Philip stammt von einer sehr vornehmen Familie ab. Er hat harte Zeiten durchmachen müssen, aber seine Lage wird sich jetzt verbessern. Und wäre das nicht der Fall, bezweifle ich sehr, dass George ihn überhaupt angehört hätte, als er um Charlottes Hand bat.“ Sie drehte sich um, um dem Gespräch ein Ende zu machen, stieß dabei jedoch mit George zusammen. Rasch hob ihr Bruder die beiden Gläser in seinen Händen hoch, um den Inhalt nicht zu verschütten, dann gab er eins seiner Frau und nippte selbst an dem anderen. „Ich hätte dir etwas zu trinken bringen müssen, Helen. Entschuldige …“, bemerkte er geistesabwesend.
    „Deine Rücksichtnahme auf deine Schwester ist verschwendet“, erklärte Iris bissig. „Sie hat sich gerade darüber beschwert, wie sehr du sie und Charlotte vernachlässigst. Jetzt haben wir doch hoffentlich unsere Pflicht erfüllt und können gehen, George. Wir sind schon seit über einer Stunde hier. Sonia Lancaster gibt in der Hertford Street einen Kartenabend. Er beginnt in einer halben Stunde …“
    „Ich hole dir gern deinen Umhang.“ Nachdenklich schwenkte George die perlende Flüssigkeit in seinem Glas und warf einen flüchtigen Blick zur Tür. „Es sei

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