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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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nicht, wovon sie redete, und sie musste es sofort gemerkt haben. «Dass Sie ein besserer Mensch werden, meinte ich», erklärte sie.
    Seth lachte laut auf. Leonites olivgrüne Augen glühten hingegen empört. Sie war eine Frau, die nur Schwarz und Weiß, Richtig und Falsch kennt, dachte er. Doch er wusste, dass die Welt weder das eine noch das andere war. Und Beatrice wusste es ebenfalls.
    «Eine Frau muss akzeptieren, dass der Mann gewisse Dinge eben besser weiß», bemerkte Leonite scharf. Kopfschüttelnd sah sie Beatrice an, und das Licht spiegelte in ihren dunklen Korkenzieherlocken. «Das ist nichts, worüber man Witze machen müsste, das ist einfach eine Tatsache. Der Mann muss das Haupt der Frau sein.»
    «Sie teilen diese Meinung natürlich, nicht wahr?» Seth hatte sich wieder an Beatrice gewandt. «Ich meine, dass der Mann das Haupt der Frau sein muss.»
    Beatrice legte den Kopf zur Seite, und Seth hätte schwören können, dass sie ihm kurz zuzwinkerte. «Eine schwere Frage», sagte sie dann. «Ich für meinen Teil bin sehr wählerisch, wenn es um das Haupt geht, das über mich herrschen soll.» Sie hob ihr Glas, und ihre ganze Haltung schien ihn herauszufordern. «Meinen Sie nicht, dass ich mir meinen eigenen Kopf erlauben sollte, auch wenn ich nur eine Frau bin?»
    Seth hob sein Glas, um ihr zuzuprosten. «O doch», erwiderte er. Zwischen ihnen sprühten die Funken förmlich. Ihre Augen blitzten, und plötzlich verspürte er eine unbändige Lust, sich einfach über den Tisch zu beugen, Beatrice Löwenström an sich zu ziehen und sie zu küssen.
    Graf Rosenschöld nutzte diese Gelegenheit, um sich über den Tisch zu lehnen und den Zauber zu brechen. «Das Fräulein Beatrice scheint die eigene Stimme ja gar zu gern zu hören», bemerkte er. «Dabei ist es doch eine sehr wertvolle Eigenschaft, wenn eine Frau weiß, wann sie den Mund halten sollte, nicht wahr?»
    Seth sah, dass Leonite und mehrere der männlichen Anwesenden diese Meinung zu teilen schienen.
    «Zu oft die eigene Stimme zu Gehör zu bringen steht einem jungen Fräulein nicht besonders gut zu Gesichte», fuhr der Graf fort und erntete beifälliges Gemurmel.
    Obwohl Seth den Grafen ohnehin für einen der unsympathischsten Menschen überhaupt hielt, hätte er nie gedacht, dass der Mann noch weiter in seiner Achtung sinken könnte, doch offenbar war nichts unmöglich. Seth erwog, ob Karin es ihm verzeihen würde, wenn er aufstünde und dem Grafen einen wohlverdienten Schlag ins Gesicht verpasste.
    «Halten Sie es für falsch, wenn man Frauen erlaubt, zu lernen und sich zu bilden?», erkundigte sich nun Beatrice. Ihr Ton war ruhig, doch Seth bemerkte die roten Flecken, die sich auf ihrem Hals gebildet hatten.
    «Die Aufgabe jeder anständigen Frau besteht darin, sich zu verheiraten», verkündete Rosenschöld. «Studien wären doch nur Verschwendung.» Er hob sein Weinglas. «Frauen ist es nicht zuträglich, wenn sie ihr Gehirn anstrengen, davon werden sie nur krank und schwach. Es gibt viele, die diese Ansicht vertreten.»
    «Eine Ansicht ist nicht unbedingt wahr, nur weil sie von vielen Menschen vertreten wird», erwiderte Beatrice sanft. Der Graf ignorierte sie und warf einen galligen Blick zu Wilhelm Löwenström hinüber, der die Unterhaltung mit zornrotem Gesicht verfolgt hatte.
    «Ihre Nichte hört sich gar zu gern reden», bemerkte der Graf kühl. «Dabei nimmt sie keine Rücksichten auf Rang oder Alter. Vielleicht müssten Sie ihr einmal sagen, dass sie auch andere am Tisch zu Worte kommen lassen sollte?» Er legte den Kopf schief. «Oder ist sie so schwer zu lenken?»
    Beatrice setzte an, erneut etwas zu sagen, doch ihr Onkel fiel ihr ins Wort.
    «Schluss jetzt», rief er, und unter den Gästen machte sich betretenes Schweigen breit. Beatrice senkte den Blick.
    «Nicht alle teilen Ihre Ansicht, Rosenschöld», mischte sich Seth mit kalter Stimme ein. Beatrice sah ihn verunsichert an. Seine Unterstützung schien sie zu überraschen. Was hatte sie erwartet? Dass er sie wie Rosenschöld und ihr Onkel angreifen würde?
    «Aber es ist nun mal eine Tatsache, dass die Frau dem Manne physisch unterlegen ist», erklärte der Graf. Unverhohlen ließ er den Blick über Beatrice wandern. «Der Körper einer Frau ist empfindlich und gerät leicht aus dem Gleichgewicht, sie sollte weder Körper noch Gehirn unnötigen Anstrengungen aussetzen.» Rosenschölds helle Augen blieben an Beatrices Brust hängen, und Seth spürte geradezu, wie sich etwas in ihm

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