Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)
Jacques eine der Frauen und zog sie auf seinen Schoß.
«Wie ich sehe, hast du nicht verlernt, wie man die Frauen geschickt anfasst», stellte Seth fest.
Lüstern vergrub Jacques sein Gesicht im Ausschnitt des kichernden Mädchens. «Man muss sie nur richtig zu nehmen wissen», sagte er und gab dem Mädchen einen Kuss, ohne Protest zu ernten.
Die anderen am Tisch jubelten lautstark, und Seth wandte sich zu der zweiten Frau, die immer nur um ihren Tisch herumstrich. Sie war klein und kurvig, mit weichen Wangen und einem üppigen Busen. Einladend klopfte er auf seine Knie. «Komm und zeig mir, wie ich eine Frau behandeln muss. Mein französischer Freund denkt wohl, ich hätte noch das eine oder andere zu lernen.» Kichernd ließ sie sich auf seinem Schoß nieder und rieb sich ungeniert an ihm. Sie war warm und willig, und es war schon so lange her, dass er eine Frau gehabt hatte. Mollige Arme schlossen sich um seinen Hals, und er leerte noch ein Glas.
Beatrice konnte nicht einschlafen in der hellen Sommernacht. Kaum hatte sie sich aufs Bett gesetzt, fuhr sie wieder hoch und ging im Zimmer auf und ab. Sie nahm sich eine Bürste und begann, ihr Haar zu kämmen. Sie legte sie wieder weg. Sie nahm sie wieder in die Hand.
Sofia war verheiratet, dagegen konnte ihr Onkel jetzt nichts mehr unternehmen. Und sie selbst hatte noch eine Gnadenfrist bis September. War das vielleicht die Chance, die sie sich gewünscht hatte? Sollte sie ein Gespräch mit Seth wagen? Trotz seiner Gleichgültigkeit und Grausamkeit ihr gegenüber, manchmal schien er doch noch Gefühle für sie zu haben. Sie verzog den Mund zu einem freudlosen Lächeln. Vielleicht war das alles Wunschdenken, aber andererseits – was hatte sie schon zu verlieren? Sie würde ihm die Wahrheit sagen, und sie redete sich ein, dass es ihr egal sei, wenn er sie erneut erniedrigen würde. Denn vielleicht wollte er sie ja immer noch? Bei diesem Gedanken begann ihr Herz heftig zu klopfen.
Rasch flocht sie sich das Haar, warf sich den groben Mantel über und glitt lautlos aus ihrem Zimmer.
Weder Seth noch Jacques waren zum Abendessen aufgetaucht, doch sie wusste, dass die beiden ins Dorf gegangen waren. Es war kein weiter Weg, also senkte sie den Kopf und eilte den trockenen Pfad entlang. Es war zu hoffen, dass so nahe am Gutshof niemand einen Gast aus Svaneberg belästigen würde. Doch wenig später war ihr der Mut schon wieder gesunken. Sie näherte sich einem der Wirtshäuser, das am Dorfrand lag, und hörte lautstarkes Gelächter, das sie erschreckte.
Verunsichert zog sie den Mantel fester um den Körper. Doch keiner in der lustigen Runde, die vor dem Gasthaus saß und trank, bemerkte sie, denn die wilde Gesellschaft war mit ganz anderen Dingen beschäftigt. Ein halbes Dutzend Männer saß an einem mit Gläsern und Flaschen übersäten Tisch. Ein paar von ihnen hatten auch Frauen auf dem Schoß, mit denen sie ganz ungeniert herumpoussierten. Verlegen senkte Beatrice den Kopf unter ihrer Kapuze. Als sie beinahe an ihnen vorbei war, hörte sie plötzlich eine Stimme, die sie nur zu gut kannte.
«Sag dem Wirt, er soll noch mehr zu trinken bringen. Zum Teufel, wir verdursten noch hier draußen!»
Ich muss mich getäuscht haben, dachte sie, doch dann hörte sie die wohlbekannte tiefe Stimme wieder: « Mon ami , dafür, dass du nur ein kleiner Franzose bist, kannst du ganz schön Branntwein wegkippen!»
Ihr schlug das Herz bis zum Hals, als sie den Blick hob und zwei der Männer am Tisch erkannte. Wie erstarrt blieb sie stehen. Gib, dass sie mich nicht gesehen haben, dachte sie, doch da hatte Jacques sie auch schon entdeckt. Auch er erstarrte und sagte etwas zu Seth, der mit dem Rücken zu Beatrice saß. Er drehte sich um, sah sie an, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
«Beatrice», johlte er und winkte ihr zu, sie solle sich doch auf sein anderes Knie setzen. Die andere Frau drückte sich ungeniert an ihn und presste ihren großen Busen an seine Brust, während sie Beatrice betrachtete. «Komm, hier hat schon noch eine Platz», ermunterte sie Seth, während er sich auf das freie Bein klopfte.
Sie sah sein grün und blau geschlagenes Gesicht und wusste, dass er so schleppend sprach, weil er schwer betrunken war.
«Was meinst du?», rief er. «Früher war es doch auch nicht so schwer, dich zu überreden, wenn ich mich recht erinnere. Du warst auch schon mehr als willig, richtig heiß warst du. Wollen wir nicht ein paar Erinnerungen auffrischen?»
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