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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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Lautstärke mit.
    Seth schloss die Augen. «Gut. Und jetzt lass mich einfach in Ruhe», stöhnte er.
    «Mit Vergnügen», erwiderte Jacques und warf die Tür mit einem infernalischen Knall hinter sich zu.
    Seth verzog das Gesicht vor Schmerzen und ließ sich aufs Bett zurücksinken. Er musste Svaneberg verlassen, hier hielt er es keine Sekunde länger aus. Er musste das alles hinter sich lassen. Er musste weg.

[zur Inhaltsübersicht]
    17
    Im Haus der Familie Löwenström, Stockholm
    Juni 1881
    Wilhelm Löwenström sah von seinem Schreibtisch auf. Er hatte Beatrice warten lassen, während er seinen Brief zu Ende schrieb. Doch sie hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und nur stumm vor ihm gestanden. Ihr Gesicht war blass und leblos.
    «Sie wollten mich sprechen», sagte sie.
    «Richtig», nickte er. «Setz dich.»
    Wilhelm zeigte auf einen Stuhl, und Beatrice setzte sich wortlos. Sie faltete die Hände auf dem Schoß und sah ihm in die Augen. Er betrachtete seine Nichte, die sich so ruhig und würdevoll benahm – als könnte sie, eine einsame Frau, irgendeine Bedeutung oder Würde haben.
    Ihre Familie hatte sich immer für etwas Besseres gehalten, mit ihren Büchern und ihren liberalen Vorstellungen, dachte er. Ständig hatte sein Bruder mit seiner Bildung und seinen neumodischen Ansichten angegeben. Aber man sah ja, wohin das geführt hatte. Nach dem Tod beider Eltern lebte Beatrice in einer Phantasiewelt, ohne die geringste Vorstellung davon zu haben, was von ihr erwartet wurde.
    Er betrachtete sie über seinen Schreibtisch hinweg. Seit sie von ihrer Verlobung in Kenntnis gesetzt worden war, hatte sie kaum mit ihm gesprochen. Eigentlich ganz erholsam. Es war ihm schon immer gegen den Strich gegangen, sich zu allem und jedem ihre Ansichten anhören zu müssen. Im Gegensatz zu seinem Vater und seinem Bruder verstand er selbst es gut, seine Frauen immer schön an der Kandare zu halten, dachte Wilhelm zufrieden. Und es hatte sich ausgezahlt: Weder Sofia noch Harriet hatten ihm je Probleme bereitet. In der Welt seiner Tochter und seiner Frau war das Wort des Mannes Gesetz, ganz so, wie es sich gehörte. Er hasste Frauen, die sich verkünstelten und die natürliche Ordnung der Dinge hinterfragten. Sie waren wie Ungeziefer, das sich unkontrolliert ausbreitete, wenn man es nicht ständig im Auge behielt. In ihrem selbstsüchtigen Benehmen ignorierten sie die Konsequenzen ihres Verhaltens und ließen andere dafür leiden. Wie es seine Mutter getan hatte und wie es auch Beatrice tat. «Du hast leider nie eingesehen, was das Beste für dich ist», begann er und bemerkte zufrieden, wie sie zusammenzuckte, als er nun plötzlich das Schweigen brach. «Ich hoffe trotzdem, dass irgendetwas in dir intelligent genug ist, um zu verstehen, was ich dir jetzt sagen werde.» Wenn Beatrice ihm jetzt nicht gehorchte, wenn sie sich jetzt entschied, Schande über ihn zu bringen, dann würde sie es bereuen, das schwor er sich. «Mir ist nämlich eingefallen, dass du jetzt, da Sofia verheiratet ist, vielleicht auf die Idee kommen könntest, deine Absprache mit Rosenschöld zu brechen», sagte er.
    Sie schwieg.
    «Du sollst nur wissen, dass dich so ein Verhalten teuer zu stehen kommen würde», fuhr er langsam fort. «Abgesehen von dem Gerede, das dadurch entstehen würde, und der Demütigung, die du dieser Familie zufügen würdest, kann ich dir versichern, ich würde deinen und deines Vaters Namen derart in den Schmutz ziehen, dass du dich dein Lebtag nicht mehr davon erholen würdest.»
    Sie blinzelte einmal, als er ihren Vater erwähnte, doch ansonsten sah sie ihn nur ausdruckslos an.
    «Niemand würde mehr etwas mit dir zu tun haben wollen, verstehst du?» Er beugte sich vor, um seine Worte zu unterstreichen. «Außerdem würde ich dich auf die Straße setzen, dir meine finanzielle Unterstützung entziehen und Sofia verbieten, jemals wieder Umgang mit dir zu pflegen. Habe ich mich klar ausgedrückt?» Er lehnte sich zurück und fuhr sich mit der Hand über den Schnurrbart. «Und ich würde Miss Mary selbstverständlich ohne Zeugnis an die Luft setzen. Weil ich es so interpretieren würde, dass sie bei ihrer Erziehungsaufgabe versagt hat.» Wilhelm lächelte und genoss den seltenen Luxus, Zeichen von Angst an ihr wahrnehmen zu können. «Ich hoffe, du verstehst auch wirklich, was ich sage?»
    «Ich verstehe es», antwortete sie ruhig. «Ist sonst noch etwas?»
    Wilhelm sackte wieder ein wenig in sich zusammen. Er hatte sich fast

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