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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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dieses Gesprächsthema am Ende. Wollen wir nicht da weitermachen, wo wir heute Morgen aufgehört haben?»
    «Oder vielleicht sogar ganz von vorn anfangen?», schlug Sofia hoffnungsvoll vor.
    Johan lachte, und dann machte er genau das, was seine Frau sich gewünscht hatte. Er fing ganz von vorn an.

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    16
    «Wie wäre es mit einer kleinen Trainingsrunde?», schlug Jacques am nächsten Nachmittag vor. Es war warm, die Sonne strahlte über das Land, und er hatte Seths miese Laune herzlich satt. Er musste sich bewegen. Die meisten Hochzeitsgäste hatten das Gut schon verlassen, doch die Freunde hatten beschlossen, noch ein paar Tage zu bleiben. Das war ein Fehler gewesen – Seth trieb ihn mit seinem unfreundlichen Verhalten in den Wahnsinn, und Johan war naheliegenderweise mit anderen Dingen beschäftigt. «Unten in der Schmiede habe ich ein paar Degen gesehen», fuhr Jacques fort.
    Seth nickte kurz. «Heute Nachmittag, wenn es nicht mehr ganz so heiß ist. Hinten auf der Wiese.»
    Dann stapfte er wortlos davon, und Jacques zischte ihm ein paar wütende französische Sätze hinterher, bevor er sich auf den Weg zur Schmiede machte, um die Degen schleifen zu lassen.

    Ein paar Stunden später, als die schlimmste Mittagshitze vorüber war, trafen sie sich. Ein paar Jungs aus der Gegend hatten sich um sie geschart und feuerten sie an.
    «Du hast ganz schön abgebaut, mein Guter. Hast du nicht mehr drauf?», keuchte Jacques, als er wieder eine von Seths furchtbaren Breitseiten parierte.
    «Halt den Mund», fauchte Seth und trocknete sich den Schweiß von der Stirn. «Dein dummes Geschwätz ist lästiger denn je.» Er hob seinen Degen, und die Zuschauer schrien Hurra. Jacques winkte ihnen zu, dann schenkte er Seth ein maliziöses Lächeln. Endlich reagierte sein Freund auf seine ständigen Sticheleien, statt ihn immer nur mit kühler Nonchalance zu behandeln. Er hatte es schon immer gehasst, wenn Seth diese ungerührte, arrogante Miene aufsetzte, als würde er über allen menschlichen Gefühlen stehen. Jacques musterte seinen wütenden Freund. Bien , der kühle Gesichtsausdruck war jedenfalls verschwunden.
    «Dann wollen wir das hier mal zu Ende bringen», schlug er vor.
    «Gerne», antwortete Seth.
    Sie ließen die Degen durch die Luft pfeifen und ernteten neuerlichem Jubel von ihrem jungen Publikum. Die Degen, die Jacques auf dem Hof gefunden hatte, waren nicht sonderlich elegant, aber scharf und gut ausbalanciert – zweifellos ein Überbleibsel aus den Zeiten, als der Gutshof sich noch selbst verteidigen musste. Jedes Mal, wenn sie die Waffen hoben, blitzte die Sonne auf dem Stahl auf. Mit diesen Degen konnte man problemlos einen Mann töten. Sie hatten ein lebensgefährliches Spiel angefangen, und sie wussten es beide.
    «Ich bin nicht der derjenige, der sich hier wie ein Idiot aufführt», sagte Jacques, während er sich auf den nächsten Angriff vorbereitete. «Was ist da eigentlich zwischen Beatrice und dir?»
    Die Muskeln in Seths Genick und Armen spannten sich, als er seinen Freund erneut heftig angriff. Jacques parierte die Attacke, doch die Wucht des Anpralls warf ihn fast zu Boden. Er fluchte.
    «Gibst du auf?», fragte Seth. Jacques würdigte ihn keiner Antwort. Er wich nur zurück und wartete. «Zwischen uns ist überhaupt nichts», behauptete Seth. «Konzentrier dich lieber auf deine jämmerliche Technik, statt dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen. Du warst schon immer ein miserabler Fechter.» Seth wich Jacques’ nächstem Hieb geschmeidig aus und hob den Degen. Die Waffen prallten mit solcher Kraft gegeneinander, dass die Funken sprühten. Die Kinder schrien vor Aufregung.
    Das war knapp, dachte Jacques gereizt. Seth hatte jetzt ein wahnsinniges Funkeln in den Augen. Jacques schnaubte – diesen mörderischen Gesichtsausdruck hatte er früher schon oft gesehen, doch in diesem Moment, mit Verlaub, pfiff er auf Seth Hammerstaals verdammte Launen. Er riss sich zusammen und konzentrierte sich, denn diesen Gegner zu unterschätzen wäre selbstmörderisch. «Wenn zwischen euch nichts ist, warum benimmst du dich dann ihr gegenüber wie ein Schwein?», fragte Jacques, während er gnadenlos zum Gegenangriff überging. «So unhöflich hab ich dich noch nie erlebt, dabei bist du ja auch sonst schon ein ganz schöner Widerling.»
    Jede Beleidigung, die Jacques ihm zurief, beantwortete Seth mit einem Angriff. Der Jubel der Zuschauer wich einem faszinierten Gemurmel, als die beiden

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