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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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sah das, und deshalb hat sie jedes Mal die Verantwortung auf sich genommen, wenn ich etwas angestellt hatte. Verstehst du?»
    «Ich weiß nicht», antwortete er leise und spürte, wie sich etwas in seiner Brust zusammenkrampfte. «Erzähl weiter.»
    «Papa hat mich nicht besonders oft bestraft, ich war sehr gehorsam, aber nachdem Bea bei uns eingezogen war, bekam ich nie wieder Schläge, weil sie immer für alles die Schuld auf sich nahm.» Sofia blickte auf ihren Schoß. «Ich ließ sie gewähren, damit Papa nicht noch wütender wurde», sagte sie leise. «Er hat sie furchtbar viel geschlagen, Johan.»
    Johan starrte sie fassungslos an. Sein eigener Vater hatte ihm tiefen Respekt vor dem anderen Geschlecht anerzogen. Freilich gingen ihm seine Mutter und seine Schwestern manchmal auf die Nerven, dachte er, aber allein die Vorstellung, sie für irgendetwas, was sie sagten oder taten, zu schlagen, war ihm zuwider. Es war unverzeihlich, dass Wilhelm Beatrice geschlagen hatte. Und Sofia … Bei dem bloßen Gedanken, dass jemand die Hand gegen sie erhoben hatte, wurde ihm eiskalt vor Zorn. Er würde eine Weile brauchen, bis er seinem Schwiegervater wieder würde entgegentreten können, ohne den Impuls zu spüren, ihn zur Rechenschaft zu ziehen, dachte er grimmig.
    Sofia biss sich auf die Lippe und fuhr fort: «Als Kind war ich schrecklich unglücklich», erzählte sie. «Kein Mädchen wollte mit mir befreundet sein. Dann kam erst Mary, die nicht so streng war wie unsere anderen Gouvernanten, und als dann auch noch Bea kam, wurde alles noch besser.»
    «Sofia …»
    Doch sie fiel ihm ins Wort: «Bevor ich dich traf, war Bea der einzige Mensch, bei dem ich mich sicher fühlte. Sie bedeutet alles für mich, und ich will sie nur glücklich sehen. Aber was diese Sache mit dem Grafen angeht, hat sie keine andere Wahl. Sie will niemand zur Last fallen.»
    «Aber hätte sie sich nicht für Seth entscheiden können, wenn sie deinem Vater nicht weiter auf der Tasche liegen wollte?»
    Verunsichert zuckte Sofia mit den Schultern. «Bea will mit mir nicht mehr über diese Angelegenheit sprechen. Aber in den vier Jahren unserer Bekanntschaft hat sie niemals angedeutet, dass sie wegen eines Titels heiraten würde. Sie scheint eher zu glauben, wenn sie den Grafen nicht nimmt, wird sie kein anderer mehr haben wollen.»
    «Aber Seth war doch so hingerissen von ihr, als wir auf Gröndal waren», wandte Johan ein. Und das sah Seth sonst gar nicht ähnlich, wenn Johan es sich genau überlegte. Solange er den Norweger kannte, hatte er immer diese oder jene Schönheit an seiner Seite gehabt. Schöne, aber austauschbare Frauen, und Seth schien sich niemals in eine von ihnen wirklich zu verlieben.
    Als Johan nun zum ersten Mal richtig über die Sache nachdachte, war er sich sicher, dass auf Seths Seite sehr wohl Gefühle da gewesen waren. Er hatte sogar irgendwann geglaubt, Seth hege dieselben Gefühle für Beatrice wie er selbst für Sofia. Doch dann hatte sich Beatrice mit Rosenschöld verlobt, und Seth hatte schon bald wieder eine Schönheit nach der anderen verschlissen. Johan war viel zu sehr mit seiner eigenen Verliebtheit beschäftigt gewesen, um weiter über Seths Liebesleben nachzudenken.
    «Ja, aber ich glaube, dass Herrn Hammerstaals Gefühle für sie vorübergehender Natur waren», meinte Sofia kühl. «Bea hat erzählt, er habe ihr mitten ins Gesicht gesagt, wie langweilig sie doch sei.» Sie schnaubte. «So viel zur Beständigkeit seiner Gefühle. Ich glaube, sie war sehr verletzt. Es ist nicht Beas Schuld, dass aus den beiden nichts geworden ist.»
    «Nein, Seth ist sehr sprunghaft, das stimmt schon», seufzte Johan. «Und ich glaube auch, dass er heute auf dem Picknick unnötig grob war. Das sieht ihm eigentlich gar nicht ähnlich. Vielleicht war er ja wirklich verliebt in Beatrice?»
    «Aber dann verstehe ich nicht, warum die beiden kein Paar wurden. Wie konnte Bea sich nur für Rosenschöld entscheiden?», wunderte sich Sofia.
    Insgeheim dachte Johan, dass es vielleicht doch der Gräfinnentitel war, der Beatrice gelockt hatte, aber nicht umsonst war er ein erfolgreicher Diplomat und Geschäftsmann. Bestimmte Informationen behielt man lieber für sich. «Wenn du willst, werde ich mit Seth sprechen, obwohl ich glaube, dass er selbst einsieht, wie unhöflich er heute war», meinte er. «Ich will nicht, dass du wegen ihm Kummer hast.»
    Sofia lächelte, und Johan zog seine Frau auf seinen Schoß. «Aber jetzt ist meine Geduld für

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