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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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fort. «Du hattest schon immer einen Sinn für Luxus, und im Moment kommt mir das ganz gelegen.»
    Seth winkte ab. «Ich freue mich nur, dass wir ungestört reden können», meinte er. «Obwohl ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich dich einfach so aus dem Haus gelotst habe. Wie steht es mit Sofia?»
    Johan zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von seinem Cognac. «Da hat sich nichts geändert», erklärte er. «Wenn es dir nichts ausmacht – eigentlich kann ich nicht so gut darüber sprechen.»
    Seth schüttelte beschwichtigend den Kopf.
    «Du hast immer noch nicht erzählt, wen du in Amerika besuchen willst. Aber es handelt sich um eine Frau, nicht wahr?», fragte Johan vorsichtig.
    «Sie heißt Lily Tremaine», antwortete Seth nach kurzem Schweigen. Er hatte Johan den Zweck seiner Reise bis jetzt nur angedeutet. «Wir haben uns früher des Öfteren getroffen», fuhr er nachdenklich fort, «als wir beide noch sehr jung waren. Ihr Vater, Jack Templeton, ist ein guter Mann und ein enger Freund, er hat mir seinerzeit sehr geholfen und mich unterstützt. Und jetzt habe ich versprochen, Lily und ihn zu besuchen.» Er drehte seinen Cognacschwenker in der Hand. «Und ich habe Jack versprochen, mir die Geschäfte der Familie mal näher anzusehen, denn wahrscheinlich sind sie nicht mehr so solide, wie sie es einmal waren.» Er fing Johans Blick über den Rand seines Glases auf. «Jack ist nämlich krank, vielleicht sogar sterbenskrank. Wir haben uns immer sehr gut verstanden, ich möchte ihn gerne ein letztes Mal treffen, besonders, wenn die Familie Hilfe braucht. Er hat eine Frau und neben Lily noch fünf weitere Töchter. Falls du nicht ausdrücklich darauf bestehst, dass ich hierbleibe, muss ich in Bälde abreisen.»
    «Hier kannst du im Moment ohnehin nicht viel ausrichten», stellte Johan fest. Nachdenklich musterte er Seth. «Vielleicht ist das ja genau das, was du jetzt brauchst», sagte er. «Wenn Lily dir etwas bedeutet.»
    Seth lächelte steif. Zum ersten Mal seit dem grässlichen Abend auf Wadenstierna, an dem er so betrunken gewesen war, dass er von seinem gescheiterten Werben um Beatrice erzählt hatte, machte Johan eine Andeutung in dieser Richtung. Wenn Seth an jene Szene dachte, brach ihm immer noch der kalte Schweiß aus. Weder Johan noch Jacques hatten je ein Wort darüber verloren, doch er hatte den Verdacht, dass sie seinen Gefühlsausbruch nicht vergessen hatten.
    «Es ist lange her, dass ich Lily Tremaine gesehen habe, aber wir haben den Kontakt immer gehalten. Wie gesagt, früher waren wir einmal gute Freunde», erklärte er.
    Was er Johan nicht erzählte, war, dass Lily die erste Frau war, um deren Hand er angehalten hatte. Und von der er einen Korb bekommen hatte. Aber bei Lily war auch vieles ganz anders gewesen, dachte er. Zum einen waren sie furchtbar jung gewesen, knapp zwanzig Jahre alt, zum andern hatte Lily nie einen Zweifel daran gelassen, was sie sich vom Leben erwartete: Luxus, Sicherheit, Überfluss. Deswegen hatte sie ohne Zögern Nein zu seinem Werben gesagt und stattdessen den Antrag des britischen Lords angenommen. Seitdem hatte er sie nicht mehr getroffen, und sie hatten auch keinen Kontakt mehr gehabt. Doch im Frühjahr, als er immer noch völlig am Boden zerstört war von Beatrices Verrat, hatte Lily ihm wieder geschrieben. Wie sich herausstellte, war seine Jugendliebe inzwischen Witwe und wohnte mit ihrem Sohn bei den Eltern in New York. Zwischen den Zeilen hatte Seth herauslesen können, dass der Brite sie nicht besonders gut behandelt hatte. Er schrieb ihr zurück, sie antwortete wieder, und so begann ein neuerlicher Briefwechsel. Lilys warme, anerkennende Briefe waren Balsam für sein wundes Herz, und Seth merkte, dass er keinen Groll mehr hegte. Als er ihr den Heiratsantrag gemacht hatte, waren sie beide noch sehr jung gewesen, Lily hatte getan, was sie für das Beste hielt, und wie es aussah, hatte sie für diese Entscheidung einen hohen Preis zahlen müssen.
    Im Sommer lud sie ihn ein, sie und die Familie in New York zu besuchen, und als Seth spontan zusagte, antwortete Lily in ihrem nächsten Brief mit überschwänglicher Freude. Die ganze Familie freue sich auf seinen Besuch, schrieb sie, nicht zuletzt ihr Vater.
    Es war peinlich, musste Seth sich eingestehen, doch ein Teil von ihm wollte nur zu gern vorführen, wie erfolgreich er gewesen war, seit er als armer junger Mann um Lily geworben hatte und abgewiesen worden war.
    «Seth?»
    Johans Stimme riss ihn

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