Ein Universum aus Nichts
für dieses Buch zu verfassen. Für diesen Akt der Freundschaft und des Vertrauens werde ich ihm ewig dankbar sein. Leider setzte die Krankheit Christopher schließlich so sehr zu, dass es ihm trotz aller Bemühungen nicht mehr möglich war, das Vorwort zu vollenden. Immerhin hatte sich mein eloquenter, brillanter Freund, der renommierte Wissenschaftler und Autor Richard Dawkins, schon vorher bereit erklärt, ein Nachwort zu schreiben. Nachdem er den ersten Entwurf meines Textes gelesen hatte, lieferte er in kurzer Zeit einen Text, dessen Schönheit und Klarheit erstaunlich und zugleich beeindruckend sind. Ich verharre in Ehrfurcht. Christopher, Richard und all den oben Genannten danke ich für die Unterstützung und Ermutigung sowie dafür, dass sie mich ein weiteres Mal dazu gebracht haben, an meinen Computer zurückzukehren und zu schreiben.
1. Kapitel
Ein kosmisches Geheimnis – die Anfänge
Das eigentliche Geheimnis, das jede Reise begleitet:
Wie kam der Reisende überhaupt an den Ausgangspunkt?
Louise Bogan, Journey Around My Room
Es war eine finstere, stürmische Nacht …
Anfang 1916 hatte Albert Einstein die großartigste Arbeit seines Lebens abgeschlossen – eine Jahrzehnte dauernde, intensive geistige Auseinandersetzung, in der er eine neue Theorie der Gravitation entwickelte und diese als Allgemeine Theorie der Relativität bezeichnete. Dabei handelte es sich jedoch nicht nur um eine neue Theorie der Schwerkraft, sondern auch um eine neue Theorie von Raum und Zeit. Und es war die erste wissenschaftliche Theorie, die nicht nur erklären konnte, wie Objekte sich durch das Universum bewegen, sondern auch, wie das Universum selbst sich möglicherweise entwickeln würde.
Die Sache hatte jedoch einen Haken. Als Einstein begann, seine Theorie auf die Darstellung des Universums insgesamt anzuwenden, wurde deutlich, dass sie nicht das Universum schilderte, in dem wir offensichtlich leben.
Jetzt, fast 100 Jahre später, kann man sich kaum wirklich vorstellen, wie sehr sich das Bild unseres Universums in der Zeit eines Menschenlebens verändert hat. Was die wissenschaftliche Gemeinde im Jahr 1917 anging, galt das Universum als statisch und ewig, bestand aus einer einzigen Galaxie, unserer Milchstraße, und war umgeben von einem weitläufigen, unendlichen, finsteren und leeren Raum. Genau das, was man vermuten musste, wenn man mit bloßem Auge oder einem kleinen Fernrohr zum Nachthimmel aufschaute, und damals gab es kaum einen Grund, etwas anderes zu unterstellen.
Wie in Newtons Theorie der Schwerkraft ist die Gravitation auch in Einsteins Theorie eine ausschließlich anziehende Kraft zwischen allen Objekten. Das heißt, es ist unmöglich, eine Anordnung von Massen im Weltraum für alle Zeiten an Ort und Stelle zu halten. Ihre wechselseitige Anziehung aufgrund der Schwerkraft wird letztlich dafür sorgen, dass sie ineinanderfallen, was eindeutig im Widerspruch zu einem scheinbar statischen Universum steht.
Für Einstein war die Tatsache, dass seine Theorie der Allgemeinen Relativität offensichtlich nicht mit dem damals gültigen Bild des Universums übereinstimmte, ein größerer Schlag, als man heute vielleicht glaubt. Die tiefer liegenden Gründe erlauben es mir, mit einem Mythos über Einstein und die Allgemeine Relativität aufzuräumen, der mich immer gestört hat. Gewöhnlich geht man davon aus, dass Einstein jahrelang zurückgezogen in einer Art Elfenbeinturm arbeitete und mithilfe von reinem Denken und Vernunft zu seiner schönen, von der Wirklichkeit unabhängigen Theorie kam. (Vielleicht in der Art mancher Stringtheoretiker unserer Zeit.) Doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Einstein ließ sich im Grunde immer von Experimenten und Beobachtungen leiten. Während er im Geist viele »Gedankenexperimente« durchspielte und mehr als ein Jahrzehnt lang hart arbeitete, erlernte er neue mathematische Verfahren und folgte dabei vielen falschen theoretischen Hinweisen, ehe er schließlich eine Theorie hervorbrachte, die tatsächlich von mathematischer Schönheit war. Der wichtigste Moment für die Entwicklung seiner Liebesbeziehung zur Allgemeinen Relativität hatte jedoch mit Beobachtungen zu tun. Während der letzten hektischen Wochen, in denen er seine Theorie im Wettstreit mit dem deutschen Mathematiker David Hilbert vollendete, berechnete er mithilfe seiner Gleichungen eine Vorhersage, die ansonsten vielleicht eher als obskures astronomisches Resultat gegolten hätte: eine
Weitere Kostenlose Bücher