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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Erinnerungen, die sie teilten - die Triumphe ihrer Kindheit, die Abenteuer ihrer Jugend, ihre jüngsten intimen Erlebnisse. In ihren Tiefen war Alathea einfach immer vorhanden gewesen. Er streckte eine Hand aus, nahm eine ihrer eigenwilligen Locken, die über ihre Wange hing, und schob sie ihr vorsichtig hinters Ohr. Dann liebkoste er mit dem Rücken seiner Finger ihre Ohrmuschel und folgte sanft der Linie ihres Kinns.
    Er ließ seine Hand sinken.
    Sie sahen einander noch einen Moment an, dann holte Alathea zittrig Atem und schaute nach unten. Er wandte den Blick ab. »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.«
    Er stand auf. Alathea hielt ihren Blick auf die Stiefmütterchen gerichtet.
    »Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich Erfolg habe.«
    Sie nickte leicht. »Ja, tu das.«
    Ohne ein Wort des Abschieds entfernte er sich, winkte den anderen noch zu, blieb stehen, um mit Miss Helm noch ein freundliches Wort zu wechseln. Alathea zögerte erst, dann gab sie dem Verlangen nach, ihren Kopf zu drehen und ihm hinterherzusehen, als er davonschlenderte.

    Zwölf Stunden später stand Alathea am Rande von Lady Hendricks’ überfülltem Musikzimmer, hingerissen von der absolut perfekt dargebrachten Komposition des gefragtesten Streichquartetts der Hauptstadt. Der erste Satz des Stückes neigte sich dem Ende zu, als sich schmale Finger um ihr Handgelenk schlossen, und dann nach unten glitten, um sich mit den ihren zu verschränken.
    Ihr Kopf flog mit weit aufgerissenen Augen herum. »Was um Himmels willen machst denn du hier?«
    Gabriel schaute sie mit dem Anflug eines Stirnrunzelns an: »Ich wollte dich sehen.«
    Er stellte sich neben sie. Sie sah sich gezwungen, ihm Platz zu machen. Das Letzte, was sie wollte, war, noch mehr Blicke auf sich zu ziehen. »Woher wusstest du, dass ich hier bin?«, flüsterte sie.
    »Folwell hat es mir erzählt.«
    »Fol…? So.« Sie fing seinen Blick auf. »Du weißt also Bescheid über Folwell.«
    »Mmh. Hat er meinen neuen Diener erwähnt?«
    »Chance?«
    Gabriel nickte. »Er kann seine Zunge einfach nicht im Zaum halten, egal ob ich dabei bin oder nicht. Ich wusste von Anfang an, dass Folwell regelmäßig in meiner Küche zu finden ist. Aber ich habe seine Anwesenheit nicht mit dir in Verbindung gebracht. Ich dachte, er wollte Dodswell besuchen. Jetzt weiß ich es besser, aber Folwell ist durchaus zu etwas nütze.«
    Mit einem leisen Schnauben wandte Alathea ihren Blick wieder den Musikern zu: »Ich kann einfach nicht glauben, dass Lady Hendricks dir eine Einladung geschickt hat - so naiv kann sie doch einfach nicht sein.«
    »Hat sie auch nicht.« Gabriel rückte noch etwas näher an sie heran. »Ich bin einfach hereinmarschiert in der sicheren Überzeugung, dass man mir schon nicht die Tür weisen wird.« Er musterte Alatheas Profil und sah, wie ihre Züge weicher wurden, als die Musik sie wieder in ihren Bann schlug. Ihre Kinnlinie faszinierte ihn, diese subtile Mischung aus weiblicher Stärke und Verletzlichkeit. Sie hatte schon immer diesen Eindruck auf ihn gemacht - eine gleichberechtigte Partnerin wie auch Schutzbefohlene. Er hatte diese Besonderheit in der Gräfin gefunden; bei Alathea hatte er sie sein ganzes Leben gekannt.
    Er folgte ihrem Blick zu den Musikern hinüber und wartete, bis sie ihr Stück mit einem anschwellenden Crescendo beendeten, bevor er ihr ins Ohr flüsterte: »Der Kapitän ist derzeit unerreichbar.«
    Der donnernde Applaus lenkte die Menge ab, sodass niemand ihre Enttäuschung bemerkte. Sie stand ihr in die Augen wie auch ins Gesicht geschrieben. Er wechselte auf die andere Seite von ihr und bot ihr den Arm. »Komm mit zum Fenster, da können wir offener reden.«
    Die schmalen Fenster waren geöffnet, dahinter lag ein schmaler Balkon, kaum mehr als ein Sims. Eine kühle Brise blähte die zarten Vorhänge. Sie schlugen sie beiseite und stellten sich einander gegenüber auf die Schwelle. So waren sie zwar kaum für sich, hielten aber genug Abstand zu den anderen Gästen, um ungehört sprechen zu können.
    Alathea lehnte sich an den Fensterrahmen. »Was hast du in Erfahrung gebracht?«
    »Aloysius Struthers ist unser Mann - der Angestellte der Schifffahrtslinie hat die Beschreibung bestätigt, und er ist auch so etwas wie ein Experte für diese Gegend, denn er bereist diese Gestade seit gut zehn Jahren regelmäßig. Leider ist der Kapitän derzeit auf Besuch bei Freunden - die Firma hat keine Ahnung wo. Er hat keine Familie und keinen festen Wohnsitz hier.

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