Ein unmoralischer Handel
Wie auch immer, von Zeit zu Zeit meldet er sich, um sich zu vergewissern, dass es auch keine Veränderungen im Fahrplan gibt. Im nächsten Monat läuft er nicht aus. Ich habe eine Nachricht hinterlassen, die ihn in die Brook Street führen müsste, sobald er sie liest, aber es kann sein, dass er sie erst in einer Woche oder noch später bekommt.«
Alathea verzog das Gesicht.
Gabriel zögerte, dann fuhr er fort: »Außerdem besteht durchaus die Möglichkeit, dass er keine Lust hat, uns zu helfen. Der Angestellte hat ihn als einen jähzornigen alten Knaben geschildert, der sich mehr für seine Schiffe und Afrika interessiert als für irgendetwas sonst. Ich fürchte, er hat nicht viel Zeit für Leute übrig, die mit der Schifffahrt nichts zu tun haben.«
»Haben wir genug Beweise, um den Fall ohne seine Aussage aufzuziehen?«
Nach kurzem Schweigen sagte Gabriel: »Montagues Zahlen legen einen von langer Hand geplanten Betrug zwar nahe, aber nicht zwingend. Ein guter Anwalt könnte sich da herauswinden. Alles, was wir über die drei Orte - Fangak, Lodwar und Kingi - wissen, beruht auf den Berichten von Forschern, die selbst nicht für eine detailliertere Aussage zur Verfügung stehen. Und was die Informationen der afrikanischen Behörden angeht, so stoßen meine Kontaktleute in Whitehall auf große Schwierigkeiten, überhaupt klare Angaben zu erhalten, was an sich schon recht verdächtig ist. Für jeden seriösen Investor wäre das, was wir bisher in der Hand haben, mehr als genug, um sich sein Urteil über Crowleys Projekt zu bilden. Aber vor Gericht brauchen wir mehr.«
»Wie viel mehr?«
»Ich werde weiter in Whitehall insistieren. Es wäre unklug, in diesem Stadium ohne wirklich sichere Beweise eine Petition einzureichen.«
»Im Grunde sind wir auf den Kapitän angewiesen.«
»Ja, aber im Moment können wir an dieser Front nicht mehr ausrichten.«
»Und selbst, wenn wir ihn finden, kann es gut sein, dass er uns nicht helfen will.«
Gabriel gab keine Antwort. Kurz darauf machten die Musiker Anstalten weiterzuspielen. Sie beide wandten sich wieder der Bühne zu, während die Zuhörer es sich für das nächste Stück bequem machten. Eine fröhliche Weise erfüllte den Raum mit ihrer ergreifenden, lieblichen Melodie. Alathea beobachtete die Musiker und ließ sich von ihrer Kunst entführen; einen Moment lang vergaß sie ihre Sorgen. Gabriel beobachtete sie. Das kurze Stück endete, Applaus füllte den Raum. Alathea fiel ein, seufzte und drehte sich zu ihm um.
»Ich hatte ganz vergessen, dass du Musik magst.«
Sie verzog das Gesicht. »Meiner Meinung nach einer der wenigen Vorzüge der Hauptstadt - dass man hier die besten Musiker zu hören bekommt.«
Gabriel nickte kaum wahrnehmbar. Sein Blick richtete sich auf den Raum hinter ihr und wurde plötzlich scharf. »Verdammt! Diese Harpyie wird mir jetzt gleich ihre Tochter an den Hals werfen.«
Alathea schaute sich um und erblickte ihre Gastgeberin, die mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht Kurs auf sie genommen hatte, ihre blasse, eindeutig widerstrebende Tochter im Schlepptau. »Na ja, du bist hier. Womöglich interpretiert sie das als Ermunterung.«
Gabriel stieß einen verächtlichen Ton aus.
Alathea schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Soll ich dich deinem Schicksal überlassen?«
»Wage es nicht. Dem armen Mädchen verschlägt es mir gegenüber stets die Sprache. Gott weiß warum. Mit ihr Konversation zu treiben ist schlimmer als sich Zähne ziehen zu lassen.«
Alathea wandte sich lächelnd um, um Lady Hendricks zu begrüßen. Gabriel bemächtigte sich ihrer Hand und platzierte sie auf seinem Arm, womit er Ihrer Ladyschaft jede Möglichkeit raubte, sie fortzuschicken und ihn mit ihrer Tochter allein zu lassen. Lady Hendricks nahm die Geste mit einem verwirrten Blick zur Kenntnis und beschränkte sich darauf, sich überschwänglich für sein Kommen zu bedanken, bevor sie ihre Tochter in ihrer Obhut ließ. Alathea, die mit Miss Hendricks bekannt war, erbarmte sich aller Beteiligten und hielt das Gespräch in Gang, ohne jedoch je von den allgemeinen Themen abzuweichen.
Auf einen warnenden Blick von ihr hin riss Gabriel sich zusammen und begann, auf das Liebenswürdigste zu plaudern. Als die Musiker wieder auf der Bühne Platz nahmen und sie sich auf Gabriels Betreiben von Miss Hendricks trennten, lächelte die junge Dame sogar. Während sie an Gabriels Arm durch den Raum schwebte, war sich Alathea ziemlich sicher, dass Lady Hendricks
Weitere Kostenlose Bücher