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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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- mühelos, gekonnt und mit einer Anmut, welche die gezügelte Kraft hinter jeder seiner Bewegungen nur noch unterstrich. Er hielt sie leicht im Arm, doch seine Kraft war spürbar, umgab sie, leitete sie, beschützte sie.
    Sie hatte mit anderen Walzer getanzt, doch keiner hatte diese unvergleichliche Autorität an den Tag gelegt, die sich auf seiner Kenntnis ihres Körpers und ihrer Sinne gründete. Er wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte, dass sie hilflos war, solange sie in seinen Armen lag. Dass ihr Herz auszusetzen begann, dass ihre Haut glühte, dass sie überall hingehen würde, wohin er sie führte. Er hatte sie in seinem Netz gefangen, an dem sie selbst mitgewoben hatte, einem Netz aus Leidenschaft, Sehnsucht und Verlangen, das nur durch reine Sinnlichkeit gestillt werden konnte. Sie war sein, und er wusste es. Was er allerdings mit diesem Wissen anfangen wollte, blieb ihr ein beunruhigendes Rätsel.
    Die Musik verklang, und sie wurden langsamer, dann blieben sie stehen. Sie musterte sein Gesicht; seine scharf konturierten Züge waren unnachgiebig und verrieten nichts. Innerlich seufzte sie. »Ich muss zu Serena.«
    Er gab sie frei, reichte ihr den Arm und geleitete sie schützend durch die Menge.

    Am folgenden Abend stürmte Alathea wieder einmal aus ihrem Boudoir und eilte zum Schreibzimmer; sie riss die Tür auf und rannte zum Schreibtisch. Nachdem sie sich gesetzt hatte, zog sie ein Blatt Papier hervor, legte es auf das Löschpapier und schraubte das Tintenfass auf.
    »Sie haben nach mir verlangt, M’Lady?«
    »Ja, Folwell.« Alathea sah nicht einmal auf. Sie tauchte eine Feder in die Tinte und schrieb hastig. »Ich möchte, dass Sie diesen Brief in die Brook Street bringen.«
    »Zu Mr Cynster, M’Lady?«
    »Ja.«
    »Jetzt gleich, M’Lady?«
    »Sobald Sie zurück sind, nachdem Sie uns zu Almacks gefahren haben.«
    Eine Minute verging, in der nur das Kratzen der Feder auf dem Papier zu vernehmen war. Dann tupfte Alathea ihr Billett mit dem Löschblatt ab, faltete es zusammen und kritzelte Gabriels Namen auf die Vorderseite. Sie warf die Feder hin und stand auf. Während sie den Brief noch zum Trocknen in der Hand hin- und herschwenkte, ging sie zu Folwell hinüber. »Ein Antwortschreiben entfällt.«
    Folwell verstaute den Brief in seiner Manteltasche. »Ich werde ihn auf dem Rückweg von der King Street abgeben.«
    Alathea nickte. Mit zusammengepressten Lippen machte sie sich zur Eingangshalle auf, wo Serena, Mary und Alice bereits warteten.
    Kurz darauf saß sie in der Kutsche, die über das Kopfsteinpflaster den heiligen Hallen der Londoner Gesellschaft zurollte. Almacks! Sie hatte diesen Ort von Anfang an nicht gemocht, schon als linkische Achtzehnjährige war er ihr zutiefst langweilig erschienen. Und sie hegte ernsthafte Zweifel, dass sie diesen Abend würde genießen können, doch ihre sonst so liebevolle Stiefmutter hatte nun einmal darauf bestanden.
    Eigentlich hatte sie diesen Abend zu Hause bleiben und ein diskretes Rendezvous mit Gabriel arrangieren wollen, um über die neuesten Nachrichten zu sprechen. Stattdessen hatte Serena beim Dinner verkündet, Emily Cowper habe ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie hoffe, sie zumindest am heutigen Abend anzutreffen, nachdem sie sie am Nachmittag im Park vermisst habe. Am Nachmittag, als sie eine Exkursion unternommen hatte, um herauszufinden, wie viel ein Zwölfjähriger aus der normalerweise unerbittlichen Hafenbehörde herauszubringen vermochte.
    Jeremys Erfolg hatte sie schier überwältigt. Sie musste Gabriel einfach sehen! Doch obwohl sie all ihre Argumente gegen Almacks aufgeboten und eine halbe Stunde damit verbracht hatte, sie im Einzelnen darzulegen, war Serena unerbittlich geblieben. Dies geschah so selten, dass sie sich gezwungen gesehen hatte, nachzugeben. Es war ihr kaum Zeit geblieben, sich noch anzukleiden. Zum Glück war Nellie wieder wohlauf; trotz der Eile war ihr Haar nun elegant frisiert, passten Handschuhe, Retikül und Schal perfekt zu ihrem Kleid aus blassgrüner Seide.
    Nicht, dass es ihr irgendwie darauf angekommen wäre. Angesichts der Tatsache, dass Gabriel nicht dort sein würde, war der Abend sowieso reinste Zeitverschwendung. Obwohl es natürlich - logistisch gesehen - nichts änderte, wenn sie erst morgen mit ihm sprach.

    Dieser Schluss hallte am nächsten Morgen spöttisch in ihrem Kopf wider, als sie sich hochrappelte. Als sie die Erde von ihren Gartenhandschuhen klopfte und sie flugs abstreifte,

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