Ein unmoralischer Handel
Kopf.
»Verdammt!« Gabriel fuhr herum. »Ich war ganz sicher, dass es Thurlow & Browne sein musste.« Er runzelte die Stirn. »Vielleicht ist es ja Thirston & Browne. Oder Thrapston & Browne. Irgendwas in der Art.« Fragend sah er den Sekretär an.
Der schüttelte seinen Kopf erneut. »Es tut mir Leid, Sir, da kann ich Ihnen nicht helfen. Ich kenne keine einzige Kanzlei mit so einem Namen. Meinen Sie vielleicht Browne, Browne & Tillson im anderen Trakt?«
»Browne, Browne & Tillson.« Gabriel wiederholte den Namen zweimal mit unterschiedlicher Betonung, dann zuckte er die Achseln. »Wer weiß. Könnte sein.« Er wandte sich zur Tür. »Im anderen Trakt, sagten Sie?«
»Ja, Sir - auf der anderen Seite der Kutschenzufahrt zum Inn.«
Gabriel schwenkte leicht den Stock zum Abschied, ging hinaus und zog die Tür hinter sich ins Schloss. Dann grinste er breit und schlenderte die Treppe hinunter.
Als er über das im Sonnenlicht liegende Kopfsteinpflaster schritt, hatte er genug gesehen, um zu bestätigen, was Montague über Thurlow & Brown gesagt hatte - pedantisch, verstaubt, langweilig. Er hatte in Erfahrung gebracht, welcher Raum welcher war und durch die offenen Türen in den Zimmern beider Partner die Kästen mit den Klientenakten an den Wänden gestapelt gesehen. Sie schlossen ihre Akten nicht anderswo weg. Sie standen gut erreichbar dort, und das einzige Schloss zwischen dem Treppenabsatz und den Kästen war das alte Ungetüm an der Eingangstür.
Auch war kein Hinweis auf einen jüngeren Angestellten auszumachen gewesen. Es war nur ein Tisch vorhanden und kaum Platz außerhalb der Büroräume der Partner - kein Platz also für einen Angestellten oder einen Laufburschen, der vielleicht die Nacht dort verbringen würde.
Rundum zufrieden mit den Ergebnissen seiner nachmittäglichen Bemühungen, grüßte Gabriel den Portier mit seinem Spazierstock und schlenderte durch den seitlichen Torweg hinaus in die angrenzenden Parkanlagen.
Vor ihm breitete ein kleiner Trupp alter Bäume wie vorzeitliche Wächter seine Äste schützend über Kieswege und Rasenflächen aus. Sonnenlicht flutete herab. Der Wind raschelte in den Blättern und ließ ständig wechselnde Schatten über die grünen Rasenflächen huschen, auf denen Damen und Herren flanierten, während sie auf jemanden warteten, der gerade in den umliegenden Amtszimmern beraten wurde.
Gabriel blieb vor dem Tor auf dem gepflasterten Vorplatz stehen und ließ seinen Blick über die Bäume schweifen, ohne sie wirklich wahrzunehmen.
Ob die Gräfin wohl ungeduldig genug war, um schon heute Abend mit ihm Kontakt aufzunehmen? Diese Möglichkeit war verlockend, umso mehr, als ihm klar wurde, dass ihre Ungeduld die seine womöglich noch übertreffen könnte. Wenn er mit ihr zusammen war, hatte er das Gefühl, mit ihr vertraut zu sein, zu wissen, was für eine Art Frau sie war; doch fern von ihr erkannte er, wie wenig er tatsächlich über die Dame hinter dem Schleier wusste. Möglichst schnell mehr über sie zu erfahren schien ihm absolut unerlässlich - und ganz besonders dringlich war es herauszufinden, wie er sich einer Frau nähern sollte, die bisher nicht mehr als ein Phantom in der Nacht gewesen war.
Leider konnte er nicht mehr in Erfahrung bringen, solange sie keinen Kontakt zu ihm aufnahm - aber zumindest hatte er dieses Mal auch etwas zu berichten.
Er schüttelte diese verwirrenden Gedanken ab, kam zu dem Schluss, dass er bei Aldwych jetzt wohl am ehesten eine Droschke bekäme, und machte sich zum südlichen Ende des Parks auf. Auf halbem Wege hörte er jemanden hinter sich herrufen.
»Gabriel!«
»Hier herüben!«
Die Stimmen, die aus dem Park zu ihm drangen, waren eindeutig weiblich und ebenso eindeutig jung. Gabriel blieb stehen und suchte die schattigen Anlagen mit seinen Augen ab. Zwei süße junge Dinger, ihre Sonnenschirme in einem unmöglichen Winkel haltend, hopsten auf und ab und winkten ihm stürmisch zu. Gegen das Sonnenlicht blinzelnd, erkannte er Mary und Alice Morwellan. Zur Antwort winkte er kurz mit seinem Stock, ließ die behäbige, schmucklose Kutsche einer Witwe vorüberfahren und überquerte dann die schmale Straße.
Alathea sah ihn kommen und musste das dringende Bedürfnis unterdrücken, ihre beiden Schwestern auszuschimpfen - was hatten die beiden nur getan! Sie hatte Gabriel aus dem Tor des Inns heraustreten und innehalten sehen. Während sie ihn wie gebannt angestarrt hatte, hatte sie sich eingeredet, dass er sie unmöglich im
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