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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Schatten erkennen könne, dass es somit keinen Grund gab, weshalb ihr Herz so wild schlagen und ihre Nerven flattern sollten.
    Zu ihrer Beruhigung hatte er ihre Anwesenheit nicht bemerkt, und sie war überrascht gewesen, wie rasch er sich dem Auftrag der Gräfin gewidmet hatte. Deshalb war er ja wohl hier. Hätte sie damit gerechnet, wäre sie niemals das Risiko eingegangen, dem Lincoln’s Inn einen Besuch abzustatten. Ihn hier oder an einem anderen Ort zu treffen, den er in irgendeiner Form mit der Gräfin in Verbindung hätte bringen können, passte nicht zu ihren sorgsam ausgearbeiteten Plänen. Sie musste die beiden Rollen unter allen Umständen strikt voneinander trennen, ganz besonders in seiner Gegenwart.
    Als er dann seinen Spazierstock schwingend, breitschultrig die Straße entlangging - das Sonnenlicht warf Reflexe auf seinem nussbraunen Haar und überzog die leichten Wellen mit einem goldenen Schimmer -, waren ihre Gedanken erst langsamer geworden und schließlich zum Stillstand gekommen. Sie hatte vollkommen vergessen, dass Mary und Alice bei ihr waren.
    Die beiden hatten ihn gesehen und herbeigerufen, jetzt gab es kein Entrinnen mehr. Während er den Rasen überquerte, holte sie tief Luft, reckte das Kinn, umklammerte den Griff ihres Sonnenschirms mit den Fäusten und versuchte, ihre aufsteigende Panik niederzuringen.
    Er würde doch wohl kaum Lippen erkennen, die er zwar geküsst, aber nicht einmal gesehen hatte, oder?
    Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht schlenderte Gabriel in den Schatten der Bäume. Als er herankam, hörten Mary und Alice mit ihrem Gehüpfe auf und begnügten sich mit einem strahlenden Lächeln. Erst da, als seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnten und ihre wedelnden Schirme ihn nicht mehr ablenkten, erblickte er die Dame, die hinter ihnen stand.
    Alathea.
    Beinahe wäre er gestolpert.
    Da stand sie, aufrecht und groß, schweigend und würdevoll, und hielt ihren Schirm in genau dem richtigen Winkel, um ihre zarte Haut vor der Sonne zu schützen. Selbstverständlich winkte sie ihm damit nicht zu.
    Er verbarg seine Reaktion auf sie - diese mächtige Erschütterung, die ihm jedes Mal durch Mark und Bein ging, wann immer er sie unvermutet erblickte, und das darauf folgende Kribbeln - und setzte seinen Weg stetig fort. Sie sah ihm mit ihrer gewohnten kühlen Höflichkeit entgegen, ihrer üblichen Herausforderung - einer überheblichen Wachsamkeit, die ihre provozierende Wirkung auf ihn niemals verfehlte.
    Während er widerwillig seinen Blick von ihr abwandte, grüßte er lächelnd Mary und Alice, jede ein Traum in zartem Musselin. Er brachte sie mit einer extravaganten Verbeugung über ihren Handrücken zum Lachen.
    »Wir sind vollkommen überrascht, Sie hier zu sehen!«, rief Mary aus.
    »Wir waren nämlich schon zweimal im Park«, vertraute Alice ihm an, »aber früher als heute. Wahrscheinlich waren Sie um diese Zeit noch nicht da.«
    Er verkniff sich die Antwort, dass er nämlich den Park nur selten aufzusuchen pflege, und wenn, dann nicht zu den üblichen Zeiten, und zwang sich, seinen Blick nicht von ihnen zu wenden. »Ich wusste, dass ihr in die Stadt kommen würdet, aber mir war nicht klar, dass ihr bereits eingetroffen seid.« Er hatte sie zuletzt im Januar gesehen, bei einem Fest, das seine Mutter im Stammsitz seiner Familie, Quiverstone Manor, in Somerset gegeben hatte. Morwellan Park und Quiverstone Manor grenzten unmittelbar aneinander, und die Ländereien beider Güter waren das Revier ihrer gemeinsamen Kindheit gewesen - seiner, Lucifers und Alatheas.
    Mit ungezwungener Vertrautheit machte er beiden Mädchen Komplimente, beantwortete ihre Fragen und zeigte sich zu ihrem offenkundigen Vergnügen von seiner galantesten Londoner Seite. Doch während er die beiden mit belanglosem Geplauder unterhielt, war seine Aufmerksamkeit von der eineinhalb Meter entfernten kühlen Gestalt gefesselt. Warum das so war, blieb ihm ein unlösbares Rätsel. Mary und Alice waren von überschäumender Fröhlichkeit, während Alathea kühl, beherrscht und ruhig dastand - in einer Weise, die auf seine Sinne eine beinah magnetische Wirkung ausübte. Die Mädchen waren quirlig wie ein überschäumender Bach, Alathea glich einem ruhigen, tiefen Weiher - und doch war da noch etwas anderes, etwas, das er noch nie genau hatte bestimmen können. Er spürte ihre Gegenwart so intensiv wie sie die seine; und er war sich nur allzu bewusst, dass sie einander nicht gegrüßt hatten.
    Das taten

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