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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sie nie. Nicht wirklich.
    Er riss sich zusammen und ließ seinen Blick von Mary und Alice zu Alathea wandern. Er sah sie an. Ihr Haar. Doch sie trug eine Haube - er konnte nicht genau sagen, ob sie darunter noch eine ihrer lächerlichen Kappen trug oder einen dieser idiotischen Fetzen Band, die sie in letzter Zeit gern um ihren Haarknoten schlang. Möglicherweise verbarg sie irgend so einen nichtswürdigen Putz, doch solange er den nicht gesehen hatte, konnte er sich keinen Kommentar dazu erlauben. Mit zusammengepressten Lippen ließ er seinen Blick nach unten wandern, bis seine Augen auf die ihren trafen. »Ich wusste nicht, dass du in London bist.«
    Als er sie so direkt ansprach, ja im Prinzip über sie sprach, hatte sich sein Ton merklich verändert.
    Ihre Augenlider flatterten, ihr Griff um den Schirm wurde fester. »Guten Tag, Rupert. Ist das nicht ein herrlicher Nachmittag? Wir sind vor einer Woche in die Stadt gezogen.«
    Da war seine Anspannung wieder.
    Alathea spürte es. Ihr Magen verkrampfte sich panisch, sie blickte auf Mary und Alice und zwang sich zu einem heiteren Lächeln. »Die Mädchen werden schon bald ihr Debüt geben.«
    Nach einem kaum merklichen Zögern ging er auf ihr Thema ein. »Wirklich?« Dann wandte er sich wieder Mary und Alice zu, um sie über ihre Pläne auszufragen.
    Alathea versuchte, gleichmäßig zu atmen und den leichten Schwindel, der sie plötzlich ergriffen hatte, in Schach zu halten. Sie gestattete es ihrem Blick nicht, zu ihm zurückzuwandern. Sie kannte sein Gesicht so gut wie ihr eigenes - die großen, von dichten Wimpern beschatteten Augen, die elastischen Lippen, wie geschaffen für ein spöttisches Zucken, die klassisch geformte Nase, die offene Stirn, der entschiedene Zug um das kantige Kinn. Er war groß genug, um über ihren Kopf hinwegblicken zu können, einer der wenigen, die dazu imstande waren. Er war stark genug, um sie zu Boden zu reißen, wenn er das wollte, und rücksichtslos genug, um es gegebenenfalls auch zu tun. Es gab nichts, was sie über seine körperliche Erscheinung nicht gewusst hätte, nichts, was ihre übliche Anspannung in seiner Gegenwart so außergewöhnlich hätte steigern dürfen, wie es jetzt der Fall war.
    Nichts - bis auf die Tatsache, dass sie ihn letzte Nacht im Portikus von St. George gesehen hatte, während er sie nicht hatte sehen können.
    Die Erinnerung an seine Lippen auf den ihren, an die verführerische Berührung seiner Finger unter ihrem Kinn, zog ihre Lungen zusammen, reizte ihre Nerven aufs Äußerste und brachte all ihre Sinne zum Schwirren. Ihr prickelten die Lippen.
    »Unser Ball findet in drei Wochen statt«, erzählte ihm Mary gerade. »Selbstverständlich sind Sie eingeladen.«
    »Werden Sie kommen?«, fragte Alice.
    »Um nichts in der Welt würde ich das verpassen wollen.« Sein Blick huschte kurz zu Alatheas Gesicht hinüber, dann wandte er sich wieder den Mädchen zu.
    Gabriel konnte gut nachempfinden, wie sich eine Katze fühlte, der man das Fell gegen den Strich bürstete - genauso fühlte er sich stets in Alatheas Nähe. Wie sie das bewirkte, wusste er nicht; er wusste nicht einmal, ob sie dafür irgendetwas tun musste - es schien einfach eine unvermeidliche Reaktion auf sie zu sein. Er reagierte - und sie schnappte zurück. Die Luft zwischen ihnen war am Knistern. Das hatte angefangen, als sie noch Kinder waren, und hatte mit den Jahren an Intensität zugenommen.
    Er hielt seinen Blick fest auf die Mädchen gerichtet und drängte das Bedürfnis, Alathea anzusehen, gewaltsam zurück. »Aber was wolltet ihr hier?«
    »Es war Allies Idee.«
    Vergnügt drehten sie sich zu ihr um. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als dasselbe zu tun, was ihm allerdings nur mit zusammengebissenen Zähnen gelang.
    Kühl zuckte sie die Achseln. »Ich hatte gehört, dass man hier in aller Ruhe spazieren gehen könne, dass es ein Park sei, in dem anständige Damen vor Begegnungen mit Elementen mit eher freizügigen Moralvorstellungen sicher sein könnten.«
    Wie ihm.
    Es war ihre Entscheidung gewesen, sich auf dem Land zu vergraben - woher sie sich jedoch das Recht nahm, seinen Lebensstil zu missbilligen, das wusste er nicht; er wusste nur, dass sie es tat. »Ach?«
    Er hatte mit ihr darüber heftig gestritten - sowohl über ihren Rückzug aufs Land als auch darüber, dass sie sich anmaßte, ihn zu verurteilen. Sogar in Gegenwart der Mädchen, die jetzt mit offenen Ohren und glänzenden Augen zwischen ihnen standen, könnte er das

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