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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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anders gewünscht hätte. Als sie einander im Januar getroffen hatten, war sie noch ganz sie selbst gewesen - offen und scharfzüngig wie immer. Heute Nachmittag hatte sie ihn ausgeschlossen und auf Distanz gehalten.
    Etwas hatte sich verändert. Er konnte immer noch nicht glauben, dass seine Bemerkungen sie so getroffen haben sollten; es musste etwas anderes gewesen sein. Ob ihr etwas zugestoßen war, wovon er nichts gehört hatte?
    Diese Möglichkeit beunruhigte ihn. Er wollte sich auf die Gräfin konzentrieren, doch seine Gedanken wanderten immer wieder zu Alathea.
    Am Ende des Raums angekommen, drehte er sich schwungvoll herum - und hätte beinahe Chance über den Haufen gerannt.
    Chance stolperte rückwärts - Gabriel ergriff seinen Arm und rettete gleichzeitig das übervolle Glas auf dem wild schwankenden Tablett.
    »Huch!«, rief Chance und wedelte mit dem Tablett vor seinem wenig ebenmäßigen Gesicht herum. »Das war knapp!«
    Gabriel warf ihm einen kurzen Blick zu und sagte schließlich: »Das wäre dann alles.«
    »Aye, aye, Sir!« Mit fröhlicher Unbekümmertheit steuerte Chance auf die Tür zu.
    Gabriel seufzte. »Nicht ›aye, aye‹ - ein einfaches ›Yes, Sir‹ reicht!«
    »So.« Chance blieb an der Tür stehen. »In Ordnung. Dann eben ›Yes, Sir‹.«
    Er öffnete die Tür und sah Lucifer, der gerade eintreten wollte - Chance machte einen Schritt zurück, verbeugte sich und winkte ihn herein. »Kommen Sie doch, Sir. Ich wollte gerade gehen.«
    »Danke, Chance.« Lucifer grinste und schlenderte ins Zimmer. Mit unvermindert guter Laune stürzte Chance hinter ihm hinaus - dann fiel ihm etwas ein, und er machte noch einmal kehrt, um die Tür zu schließen.
    Gabriel schloss die Augen und nahm einen tiefen Schluck Cognac.
    Lucifer lachte leise in sich hinein. »Ich habe dir ja gesagt, dass es mit einem Anzug allein nicht getan sein würde.«
    »Das stört mich nicht.« Er schlug die Augen wieder auf und betrachtete nachdenklich die noch immer reichliche Menge Cognac in seinem Glas, seufzte erneut und ließ sich in den weich gepolsterten Sessel am Kamin sinken. »Er wird ein brauchbarer Diener werden, und wenn es ihn umbringt.«
    »Nach seinen Fortschritten zu urteilen, wird es eher dich umbringen.«
    »Schon möglich.« Gabriel nahm einen weiteren Schluck zur Stärkung. »Das Risiko gehe ich ein.«
    Lucifer trat an den Kaminsims, blätterte seinen Stapel Einladungskarten durch und warf ihm dabei einen Blick zu. »Ich dachte, du würdest jetzt sagen, dass du ihm eine ›Chance‹ geben willst.«
    »Das wäre überflüssig gewesen, er hat seine Chance ja. Genau deshalb habe ich ihn ja so genannt.«
    Chance war nicht der richtige Name des Butlers - niemand, selbst Chance nicht, wusste, wie genau er hieß. Was sein Alter betraf, so hatten sie sich auf fünfundzwanzig geeinigt. Chance war ein Produkt der Londoner Slums; sein Aufstieg in das Haus in der Brook Street war sein eigener Verdienst. Bei einer Rauferei war Gabriel, der einem Freund zu Hilfe geeilt war, in arge Bedrängnis geraten und wäre ohne die Unterstützung von Chance wohl nicht mit heiler Haut davongekommen. Chance war ihm, ohne zu überlegen, zur Seite gesprungen, hatte einfach geholfen, wie ein Mann einem anderen hilft, der hart und unfair bedrängt wird. Chance hatte in gewisser Weise Gabriel gerettet - im Gegenzug hatte Gabriel Chance gerettet.
    »Für welche hast du dich entschieden?« Lucifer sah von seinen Einladungen zu den vier Karten hinüber, die Gabriel auf seiner Seite des Kaminsimses nebeneinander aufgereiht hatte.
    »Noch für keine. Scheinen alle gleich langweilig zu sein.«
    »Langweilig?« Lucifer warf ihm einen besorgten Blick zu. »Du solltest vorsichtig mit diesem Wort umgehen und noch vorsichtiger sein, diesem Gefühl nachzugeben. Schau nur, wohin es Richard geführt hat. Und Devil. Und Vane auch, vergiss das nicht.«
    »Aber nicht Demon - ihm war nicht langweilig.«
    »Er hat versucht wegzulaufen, aber das hat auch nicht funktioniert.« Kurz darauf fuhr er fort: »Wie dem auch sei, ich bin mir jedenfalls sicher, dass er sich jetzt langweilt. Er weiß nicht einmal, ob sie überhaupt noch zur Ballsaison nach London herunterkommen.« Sein Tonfall bezeichnete ein solches Verhalten als schlichtweg unverständlich.
    »Gib ihm ein bisschen Zeit - sie sind erst eine Woche verheiratet.«
    Vor einer Woche hatte Demon Harry Cynster, ihr Cousin und Mitglied der allgemein nur als »die Cynster-Riege« bekannten Gruppe von sechs

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