Ein unmoralischer Handel
gepresst Atem, wobei sie ein wohliges Erschauern unbarmherzig unterdrückte. Heute Nacht musste sie die Kontrolle behalten.
Er erschien, eine schwarze Silhouette, die den Torbogen ausfüllte; ihr getreuer Ritter kam, um Bericht zu erstatten - eine dunkle Erscheinung von intensiver Männlichkeit, schmerzlich vertraut und doch so beunruhigend fremd. Er hielt auf der Schwelle inne, versuchte, sie im Dunkeln auszumachen, zögerte - sie fühlte seinen Blick nach ihr tasten und verspürte plötzlich den unerklärlichen Drang, kehrtzumachen und die Flucht zu ergreifen. Stattdessen blieb sie ruhig, schweigend und herausfordernd stehen.
Er trat lässig vor.
»Guten Abend, meine Liebe.«
Sie war ein Geschöpf aus Nacht und Schatten, ein dunklerer Schemen in der Finsternis der Laube. Ihre Größe, ihr Schleier und der Umhang - das war alles, was Gabriel erkennen konnte, doch seine Sinne waren plötzlich geschärft: Sie musste es sein. Er blieb dicht vor ihr stehen und schaute sie an, während ihm der verführerische Duft, der von ihrer Haut ausströmte, zu Kopfe stieg. »Sie haben Ihre Note nicht unterschrieben.«
Auch wenn er es nicht sehen konnte, wusste er, dass sie jetzt überheblich die Augenbrauen hochzog. »Wie viele Damen schicken Ihnen denn gewöhnlich ein Billett, um sich mit Ihnen in dunklen Lauben zu treffen?«
»Mehr als Sie denken.«
Sie erstarrte. »Haben Sie jemand anderen erwartet?«
»Nein.« Er machte eine Pause, dann setzte er hinzu: »Ich habe Sie erwartet.« Zwar nicht hier in Osbaldestone House, direkt vor seiner Nase, doch er hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie ruhig in ihrem Salon sitzen bleiben und eine Woche verstreichen lassen würde, bevor sie sich wieder bei ihm meldete. »Ich nehme an, Sie möchten wissen, was ich in Erfahrung gebracht habe?«
Er hörte das Gurren in seiner Stimmte und spürte ihre Wachsamkeit.
»In der Tat.« Sie hob das Kinn; er konnte die Herausforderung in ihrem Blick beinahe fühlen.
»Swales wohnt nicht unter dieser Adresse in der Fulham Road - es ist ein öffentliches Gebäude, das sich Onslow Arms nennt. Henry Feaggins ist der Eigentümer. Er nimmt die Post für Swales entgegen.«
»Weiß Feaggins, wo Swales wohnt?«
»Nein - Swales kommt einfach alle paar Tage vorbei. Es war gerade keine Post da, also habe ich einen Brief, ein leeres Blatt, an ihn geschickt. Swales kam heute Vormittag und hat es mitgenommen. Mein Mann ist ihm gefolgt - Swales ging zu einer Villa. Es sieht so aus, als wohnte er dort.«
»Wem gehört die Villa?«
»Lord Archibald Douglas.«
»Lord Douglas?«
Er sah sie scharf an. »Kennen Sie ihn?«
Sie schüttelte den Kopf. »Könnte Lord Douglas der Präsident der Gesellschaft sein?«
»Wohl kaum - Archie Douglas interessiert sich für nichts außer Wein, Frauen und Spielkarten. Im Geldausgeben liegt seine Stärke, nicht im Verdienen. Wie dem auch sei …«
Er brach ab und überlegte, wie viel er ihr entdecken sollte. Während er in ihr verschleiertes Gesicht schaute, gestand er sich ein, dass es ebenso ihre Untersuchung war wie seine, ja eigentlich sogar noch mehr die ihre. »Wenn Swales ein Vertreter der Gesellschaft ist und Archies Haus als Basis benutzt, dann ist es ziemlich wahrscheinlich, dass ein guter Freund von Archie, der zufällig ebenfalls zurzeit in der Stadt weilt, der wahre starke Mann hinter der Central East Africa Gold Company ist.«
»Und wer ist dieser Freund?«
»Mr Ranald Crowley.« Der Name stand bedeutungsschwer, voller Abscheu, im Raum.
»Sie kennen ihn.« Keine Frage, eine Feststellung.
»Wir haben einander nie persönlich kennen gelernt. Dennoch haben wir, sozusagen finanziell, bereits die Schwerter gekreuzt, und ich weiß eine ganze Menge über seine Reputation.«
»Und die wäre?«
»Nicht gut. Er ist ein eiskalter Verbrecher, der unter Verdacht steht, an einer ganzen Reihe nicht gerade anständiger Geschäfte beteiligt gewesen zu sein. Doch jedes Mal, wenn die Obrigkeit irgendein Interesse daran zeigt, löst sich das Geschäft einfach in nichts auf. Man hat nie Beweise gegen ihn in die Hand bekommen, doch in der … hm, sagen wir mal Unterwelt des Geschäftslebens, ist er wohl bekannt.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Und gefürchtet. Es heißt, er sei gerissen und gefährlich - kaum jemand zweifelt daran, dass er auch vor Mord nicht zurückschreckt, wenn es sich bezahlt macht.«
Sie schauderte und breitete die Arme um sich. »Also ist er ein gerissener, eiskalter Verbrecher.« Einen
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