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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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so gelang es ihr schließlich, von Lady Merrick entlassen zu werden, die verächtlich schnaufte und sie mit einer Handbewegung davonwedelte: »Unverantwortlich - das ist es, Miss! Ihre Großmutter wäre die Erste gewesen, die Ihnen das gesagt hätte.«
    Während ihr diese Bemerkung noch in den Ohren klingelte, ließ Alathea sich wieder an den Rand des Salons treiben und überlegte, ob sie es wagen konnte, das Thema Central East Africa Gold Company gegenüber ihrer Gastgeberin anzuschneiden. Ein Blick auf Lady Hertfords gerötetes rundes Gesicht ließ sie die Idee verwerfen. Ihre Ladyschaft dürfte kaum über Informationen verfügen, die über das hinausgingen, was sie selbst bereits herausbekommen hatte. Ja, sie wäre bestimmt sogar zutiefst verwundert über Alatheas Ansinnen. Ladies wie sie, jung oder nicht, sollten sich nicht für derartige Themen interessieren - Ladies wie sie sollten nicht einmal wissen, dass solche Themen überhaupt existierten.
    Was definitiv ein Hemmnis bedeutete, denn aus demselben Grund konnte sie Seine Lordschaft ebenso wenig darauf ansprechen.
    Alathea warf einen Blick zur Tür. Konnte sie es wagen, hinauszuschlüpfen und Lord Hertfords Büro zu durchsuchen? Sie überlegte, wie groß die Wahrscheinlichkeit war, dass sie irgendetwas Nützliches herausfand; wenn allein schon der Name der Person, die hinter der Gesellschaft stand, ausgereicht hatte, um das Interesse Seiner Lordschaft im Keim zu ersticken, dann schien es ziemlich unwahrscheinlich, dass er sich diesen notiert hatte.
    Das mögliche Ergebnis war das Risiko nicht wert, ertappt zu werden, wie sie Lord Hertfords Büro durchsuchte. Was das für einen Skandal heraufbeschwören würde, konnte sie sich lebhaft vorstellen, besonders wenn ihre Gründe jemals herauskämen.
    Und was, wenn Gabriel davon erfuhr?
    Nein, sie würde sich in Geduld üben müssen. Schon das Wort allein ärgerte sie - sie wiederholte es energisch: Geduld. In der Sache Central East Africa Gold Company war sie die Gräfin, und als Gräfin musste sie auf Gabriel vertrauen.

    Geduld und Vertrauen waren schön und gut, doch solche Tugenden trugen nicht dazu bei, ihre Neugier zu stillen oder sie von ihrer Überzeugung abzubringen, dass Gabriel, wenn sie ihm zu viel Freiheit ließe, die ganze Angelegenheit allein erledigen würde. Dann konnte er bei ihr vorstellig werden und irgendeine wahnwitzige Belohnung einfordern. Oder es könnte ein unwichtiges Detail seine Aufmerksamkeit ziehen und er vollkommen den Faden verlieren. Beides war möglich. War er stets der Anführer, so war sie immer seine graue Eminenz gewesen. Es war an der Zeit, ihren Anspruch auf diese Position zu erneuern.
    Sie nahmen gerade alle zusammen an einer Abendgesellschaft in Osbaldestone House teil. Alathea stand neben der Chaiselongue, auf der Serena sich mit Lady Chadwick unterhielt, und ließ ihren Blick über die Menge schweifen, die sich hier eingefunden hatte, um Lady Osbaldestones sechzigsten Geburtstag zu feiern. Die Gelegenheit war perfekt für ihr Vorhaben geeignet.
    Zwei Tage waren seit ihrem unplanmäßigen Zusammentreffen im Lincoln’s Inn vergangen, zwei Tage, in denen Gabriel hatte herausfinden sollen, wer die Gesellschaft vertrat und wo sich deren Geschäftsräume befanden. Es war an der Zeit, dass die Gräfin einen Bericht verlangte.
    Vor ihr defilierte die Crème de la Crème des haut ton auf und ab, fand sich in immer neuen Gesprächszirkeln zusammen und unterhielt sich. Es gab keinen Tanz, sondern nur ein Streichquartett in einer Nische, das vergeblich versuchte, sich über dem Lärm Gehör zu verschaffen. Gespräche - Klatsch und schlagfertiges Geplänkel - waren die Hauptbeschäftigung an diesem Abend, eine Disziplin, in der die Gastgeberin brillierte.
    Lady Osbaldestone saß auf einer Chaiselongue mit Blick in die Mitte des Raums. Alathea sah zu ihr hinüber. Die alte Dame klopfte mit ihrem Stock auf den Boden und deutete dann auf Vane Cynster, der gerade vor ihr stand. Vane machte einen Schritt rückwärts, als wolle er hinter der gertenschlanken Gestalt seiner Frau Zuflucht suchen. Alathea hatte Patience Cynster einige Tage zuvor im Park getroffen. Patience vollführte mit unerschütterlichem Gleichmut vor Ihrer Ladyschaft einen Knicks.
    Alathea wünschte, sie hätte ein wenig mehr Geduld - ihre Augen wanderten schon zum dritten Mal in den letzten zehn Minuten zur Uhr. Es war noch nicht einmal zehn; das Fest hatte gerade erst begonnen. Die Gäste trafen allmählich ein. Gabriel

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