Ein unmoralischer Handel
Gerrard.«
Gabriel beobachtete, wie Minnies Neffe Gerrard Debbington, der Bruder von Vanes Frau Patience, die Straße überquerte, in der Hand eine Tüte mit Nüssen, die zu besorgen er offensichtlich ausgeschickt worden war.
»Bitte sehr.« Gerrard reichte Minnie das Tütchen und lächelte.
Gabriel erwiderte das Lächeln. »Na, passt du immer noch auf Minnies Perlen auf?«
»Die sind zum Glück nicht mehr in Gefahr. Ich wohne bei Vane und Patience, aber ab und an schaue ich bei Minnie für einen Spaziergang vorbei.«
Obwohl er erst achtzehn Jahre alt war, machte Gerrard einen erwachsenen Eindruck, was wohl an seinem äußeren Erscheinungsbild lag, das die Handschrift seines Schwagers trug; es war Vanes stilvolle Eleganz, die Gabriel hinter Gerrards modischer Stadtkleidung erkannte. Mit seinen beinah eins achtzig verfügte Gerrard über die notwendige Größe und Statur, um sich so klassisch zu kleiden. Die Verantwortung für den Rest seiner Erscheinung - seine Unbeschwertheit, seine Direktheit und sein Selbstvertrauen - konnte gut und gern seiner Schwester angerechnet werden; Patience Cynster war nämlich die Direktheit in Person.
Gabriel wollte etwas sagen, hielt jedoch den Mund. Er musste nachdenken. Gerrard war, alles in allem, erst achtzehn, und die Sache war riskant. Und er war der Bruder von Patience.
»Wir schauen kurz bei Asprey’s hinein.« Minnie fixierte ihn mit einem betont unschuldigen Blick. »Du brauchst nicht zufällig eine Kleinigkeit von dort?«
Gabriel erwiderte ihren Blick mit der gleichen Unschuld: »Im Moment nicht.« Das Bild der Gräfin erschien flüchtig vor seinem inneren Auge. Vielleicht würde, nachdem sie ihn belohnt hatte, er dann seinerseits sie belohnen. Diamanten müssten einer so großen Frau hervorragend stehen. Er schob den Gedanken für später beiseite und verbeugte sich: »Ich möchte euch nicht aufhalten.«
Mit einem neuerlich »Pff«, allerdings durch ein Lächeln gemildert, nickte Minnie ihm zu. Timms nahm ihren Arm, und die beiden setzten sich in Bewegung. Gerrard drehte sich herum, um ihnen zu folgen.
Gabriel zögerte einen Moment, dann rief er: »Gerrard?«
Gerrard wandte sich um. »Ja?«
»Weißt du, wo Vane im Moment steckt?«
»Wenn du ihn treffen willst, versuch es bei Manton’s. Er wollte sich dort heute Nachmittag irgendwann mit Devil treffen.«
Mit einem kurzen Gruß verabschiedete sich Gabriel und machte sich zu Manton’s auf.
»Es muss im August so weit sein.« Devil streckte den Arm und betätigte den Abzug. Sein Schuss verfehlte die Mitte der Zielscheibe nur um einen Zentimeter.
Vane schaute mit zusammengekniffenen Augen den Gang hinunter. »Das scheint mir aber unglaublich knapp? Ist Richard sich sicher?«
»Wenn ich recht verstanden habe, ist Catriona sich sicher. Richard ist sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt über rein gar nichts mehr sicher.«
Vane grinste, als er sich hinter Devil vorbeischob, um seinen Schuss abzugeben. »Das Gefühl kenne ich.«
»Was ist denn das hier?« Gabriel lehnte an der Trennwand und musterte die beiden mit gespieltem Entsetzen. »Ein Kurs für werdende Väter?«
Devil grinste. »Willst du mitmachen?«
»Danke, nein.«
Grimmig schaute Vane den Lauf seiner Pistole entlang. »Da kommst du auch noch hin.«
Gabriel verzog das Gesicht. »Irgendwann vielleicht einmal, aber lass mir meine Unschuld. Keine Details, bitte.«
Honoria, Devils Herzogin, und Patience waren beide schwanger. Während Devil den Gleichmut eines Mannes zur Schau trug, der schon Schlimmeres erlebt hatte, war Vane bereits sehr nervös. Er drückte ab. Als sich der Rauch verzog, sahen sie, dass seine Kugel die Zielscheibe kaum berührt hatte.
Devil sandte den Bedienten nach einer weiteren Pistole aus, dann wandte er sich an Gabriel. »Ich nehme an, du hast schon davon gehört, dass unsere Mütter so etwas wie eine spezielle Familienversammlung einberufen haben, um Catriona willkommen zu heißen?«
»Dann kommt sie also tatsächlich herunter nach London?«
Devil nickte. »Mama hat gestern einen Brief von ihr erhalten. Catriona erklärt darin, dass sie bis Ende August reisen kann. Somit muss, wenn Honoria Anfang und Patience Ende Juli fällig ist, ihre Hochzeitfeier im August stattfinden.«
Gabriel blinzelte, wiederholte im Geist Devils Worte. »Sag mir nicht, dass Richard auch schon eurem Club beigetreten ist.«
»Das ist er sehr wohl.« Vane grinste teuflisch. »Jetzt müssen nur noch Demon und Flick von ihrer Reise zurückkehren, und
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