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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Zeit, um eine weitere Nuss auszuwählen. Wenn sie überhaupt nicht auf ihn einging, würde er ja vielleicht gehen. Je länger sie mit ihm allein war, desto größer war die Gefahr, dass er in ihr seine Gräfin erkannte, dessen war sie sich schmerzlich bewusst.
    Dann meldete sich ihr schlechtes Gewissen - heftig. Verdammt! Sie wollte nicht, aber … Zögernd hob sie den Kopf und richtete ihren Blick fest auf sein rechtes Ohr. »Ich muss dir noch für gestern danken. Ich wäre getroffen worden, wenn du nicht …«
    Sie gegriffen, sie gehalten hättest - durch sie erregt worden wärst.
    Mit einer Geste brachte sie rasch den Satz zu Ende, doch der Gedanke musste in ihren Augen zu lesen gewesen sein. Zu ihrer großen Verwunderung sah sie unter ihren Wimpern hervor, wie sich eine leichte Röte auf seinen Wangenknochen ausbreitete. Schämte er sich? Mein Gott!
    »Es war nichts«, presste er kurz und abgehackt hervor. Einen Augenblick später fügte er mit leiser Stimme hinzu: »Am besten vergisst du den ganzen Zwischenfall.«
    Sie zuckte die Schultern und wandte sich zum Gehen. »Wenn du möchtest.« Konnte sie darauf hoffen, dass er dasselbe tat?
    Er kam an ihre Seite und ging neben ihr her - es hätte wenig Sinn gehabt, ihm vorzuschlagen, sie allein die Straße entlanggehen zu lassen. Zum Glück lieferte ihr das Tütchen Nüsse aber den perfekten Vorwand, zumindest nicht seinen Arm nehmen zu müssen; ihn noch einmal zu berühren hieße, das Schicksal unnötig herauszufordern. Mit gut einem halben Meter Abstand zwischen ihnen konnte sie einigermaßen sicher sein. Sie hielt das Tütchen mit den Nüssen zwischen sich und Gabriel und forderte ihn auf, sich zu bedienen, während sie die Straße entlangschlenderten. Es fühlte sich an, als fütterte sie einen womöglich todbringenden Leoparden mit Leckereien, um ihn abzulenken, während sie sich beiläufig der Käfigtür näherte.
    Zum Glück war es nicht weit bis zur Ladentür des Schneiders. Dort blieb sie stehen und überlegte, ob sie ihm zum Abschied einfach die fast leere Tüte in die Hand drücken sollte, anstatt ihm die Hand zu reichen. »Vielen Dank für die Nüsse.«
    Ihre Blicke begegneten sich, und sie merkte, dass er die Stirn runzelte. Sie erstarrte, ihr Atem stockte. Hatte sie etwas gesagt? Irgendetwas getan?
    »Du kennst nicht zufällig …«, setzte er zögernd an und wandte dabei den Blick ab. »Hast du mal eine Gräfin getroffen, erst kürzlich verwitwet?«
    Gabriel brach ab. Was tat er da? Ein Blick in Alatheas Gesicht bestätigte ihm, dass er bereits genug gesagt hatte. Ihr Gesicht war ausdruckslos, ihr Blick leer.
    »Nein.«
    Im Geist versetzte er sich selbst einen Tritt. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, weshalb er fragte. Plötzlich war er verstimmt: Während sie Lucifers Eroberungen stets mit einem amüsierten Blick abtat, hatte sie ihm gegenüber nie solche Milde walten lassen.
    Er blickte düster drein. »Vergiss, dass ich dich gefragt habe.«
    Sie schaute ihn immer noch an, weiterhin unbewegt: »Ja, gewiss.«
    Ihre Stimme hörte sich schrecklich an.
    Er wollte sich gerade verabschieden und gehen, als die ungehobelten Rüpel vom Stand des Nussverkäufers hinter ihnen vorbei wollten. Einer rempelte ihn an. Er drehte sich um, trat näher an das Schaufenster, näher an Alathea heran und schirmte sie instinktiv ein weiteres Mal ab. Die Gruppe strömte vorbei und war bald verschwunden. Als er sich wieder Alathea zuwandte, erstarben ihm seine Abschiedsworte auf der Zunge. »Was ist denn los?«
    Sie war totenbleich, sie rang nach Luft und musste sich an den Türrahmen lehnen. Ihre Augen waren geschlossen gewesen - nun flogen sie auf.
    »Nichts. Hier!« Alathea warf ihm das Nusstütchen zu, wirbelte herum und öffnete die Tür zum Salon des Modisten. »Serena wird sich schon fragen, wo ich bleibe.«
    Mit diesen Worten floh sie - man konnte es nicht anders bezeichnen. Sie stürmte in die kleine Halle, raffte ihre Röcke und flog die Treppen zum Salon hinauf. Es war ihr egal, was er von ihrem Abgang hielt - sie konnte es einfach nicht mehr ertragen, ihm so nah zu sein - es ging nicht mehr. Nicht als Alathea Morwellan.

    Zwei Tage später stand Alathea gedankenverloren am Fenster ihres Schreibzimmers. Wiggs war gerade gegangen. Angesichts seiner Besorgnis wegen des Schuldscheins hatte sie sich genötigt gefühlt, ihm zu verraten, dass sie die Dienste von Gabriel Cynster in Anspruch genommen hatte. Wiggs war beeindruckt gewesen - und zutiefst erleichtert. Er

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