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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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der Ball Gelegenheit, ihre Verstrickungen im Auge zu behalten, möglicherweise gehörten ja Treffen auf Bällen auch zu seinen Plänen. Von der Seitenwand des Ballsaals, an der sie Zuflucht gesucht hatte, sah sie ihn umherstreifen. Sie war groß genug, um ihn leicht verfolgen zu können, doch sie achtete peinlich darauf, ihren Blick nicht zu starr auf ihn zu richten. Im Geiste wiederholte sie sich ständig ihren neuesten Entschluss: ihm so weit wie möglich aus dem Wege zu gehen, doch wenn sich ein Aufeinandertreffen nicht vermeiden ließ, würde sie sich ganz normal verhalten, als wäre sie niemals in seinen Armen gelegen - nicht in der Bond Street oder sonst wo.
    Zum Glück schlug er die entgegengesetzte Richtung ein. Von hinten sah sie, wie sich seine breiten Schultern unter dem dunkelbraunen Gehrock bewegten. Die braune Farbe des Stoffes brachte sein braunes Haar hervorragend zur Geltung; der schlichte, elegante Schnitt betonte seine Figur und unterstrich seine raubtierhafte Ausstrahlung.
    Nach einer Weile ließ sie ihren Blick über die Menge zwischen ihnen schweifen. Dann blickte sie zu den Wänden hinauf. Die Crêpe-Dekoration stach ihr ins Auge. Sie versank in Überlegungen, wie sich die Kosten für die Dekoration des großzügigen Ballsaals in Morwellan House reduzieren und dennoch ein akzeptables Ergebnis erzielen ließe. Der Ball, bei dem Mary und Alice offiziell in die Gesellschaft eingeführt werden sollten, näherte sich viel zu schnell.
    »Warum zum Teufel kannst du diese abartigen Dinger nicht zu Hause lassen? Oder besser noch, sie gleich ins Feuer schmeißen.«
    Alathea fuhr herum, das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass er direkt zu ihr hatte herantreten können. Ihre Augen suchten die seinen - er sah sie an, wartete … Ihr Entschluss klang ihr in den Ohren. »Ich bin neunundzwanzig, um Himmels willen!«
    »Ich weiß ganz genau, wie alt du bist.«
    Sie reckte ihr Kinn vor. »Man erwartet von mir, dass ich eine Haube trage.«
    »Es sind kaum mehr als zehn Leute in diesem Raum, die das grauenvolle Ding überhaupt sehen können.«
    »Sie ist nicht grauenvoll, sondern nach der neuesten Mode geschnitten!«
    »Gibt es eine Mode des Grauens? Beeindruckend. Aber egal, das Ding steht dir nicht.«
    »Ach ja? Und wieso nicht?« Ihre Wangen wurden heiß. »Ist es vielleicht die Farbe?«
    Die Haube war in genau derselben Farbe gehalten wie ihr Ballkleid - aus apfelgrüner Seide; der Farbton war der letzte Schrei und stand ihr perfekt. Mit zornig funkelnden Augen signalisierte sie ihm, es besser nicht zu wagen, ihr zu widersprechen; es bestand kein Zweifel mehr, dass sie wieder zu ihrem normalen Umgangston zurückgefunden hatten.
    Sein Blick wanderte kurz über ihr Gesicht, dann richtete er sich wieder auf den Gegenstand des Anstoßes: »Diese Haube könnte aus purem Gold sein und wäre immer noch geschmacklos.«
    »Geschmacklos?«
    Bis dahin hatten sie sich in gedämpfter Lautstärke unterhalten, jetzt erstickte Alathea beinah bei dem Versuch, zumindest nach außen hin die Ruhe zu bewahren. Sie sah ihm direkt ins Gesicht, holte noch einmal tief Luft und stellte mit unerschütterlichem Trotz klar: »Wenn es nach mir geht, dann werde ich bis zum Ende meines Lebens eine Haube tragen, und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen könntest. Deshalb schlage ich vor, dass du dich entweder allmählich mit dieser Tatsache abfindest oder, falls das zu viel verlangt sein sollte, deine Meinung für dich behältst.«
    Seine Kiefermuskulatur spannte sich an; sein Blick senkte sich, um ihr direkt in die Augen zu schauen. Mit unerbittlicher Miene und fest zusammengepressten Lippen standen sie dicht beieinander am Rand des Huntly’schen Ballsaals und fochten erbittert darum, wer nun als Erster wegschaute.
    »Ach, Allie!«
    Der gequälte Tonfall ließ sie beide herumfahren. Alice löste sich aus der Menge. »Schau nur!« Voller Kummer hob sie ihren Rock, um einen lose herumflatternden Volant sehen zu lassen. »Dieser dumme Lord Melton ist mir beim letzten Tanz darauf getrampelt, und jetzt ist mein wunderschönes neues Kleid ruiniert!«
    »Ach was.« Alathea nahm Alice in den Arm. »Das ist doch nicht der Rede wert. Ich habe Nadeln in meinem Retikül. Wir gehen einfach in den Erfrischungsraum, da werde ich den Volant wieder anheften, sodass du die restlichen Tänze nicht verpasst, und dann kann Nellie ihn zu Hause wieder richtig annähen. Du wirst sehen, das wird so gut wie

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