Ein unmoralisches Angebot
musste
er an das denken, was sie ihm über ihre Kindheit erzählt
hatte. Kein Wunder, wenn sie sich als kleines Mädchen in eine
Traumwelt mit Prinzen und Palästen geflüchtet hatte.
Was
für eine Enttäuschung ich für sie gewesen sein muss,
dachte er bitter. Sie hatte Romantik erwartet und war mit einem
Vertrag konfrontiert worden. Die Ehe, die er ihr angeboten hatte, war
lediglich eine geschäftliche Vereinbarung.
Wirklich?
Erneut betrachtete er sie und hielt überrascht den Atem an, als
ihm die Wahrheit langsam dämmerte.
Er
liebte Amy, egal, was sie getan haben mochte!
Verzweifelt
schüttelte er den Kopf. Was für eine aussichtslose
Situation, denn Amy liebte ihn nicht, sie hatte ihn nur geheiratet,
um ihren Bruder von seinen Schulden zu befreien. Dabei hatte sie die
Erotik für sich entdeckt und ihren Spaß daran gefunden.
Mit tieferen Gefühlen für ihn, Zakour, hatte das nichts zu
tun.
Welche
Ironie des Schicksals: War er bisher von Frauen verfolgt worden,
würde Amy ihm am liebsten davonlaufen, wie ihr Fluchtversuch aus
dem Palast eindrucksvoll bewiesen hatte.
Doch
er genoss den Vorteil, mit ihr verheiratet zu sein. Er hatte Tag und
Nacht Gelegenheit, ihr seine Gefühle zu zeigen, er besaß
die besten Voraussetzungen, um Amys Liebe zu erobern.
Gleich
morgen früh wollte er damit beginnen.
Amy
und Zakour saßen noch beim Frühstück, da hörten
sie, wie vor ihrem Zelt aufgeregt gesprochen wurde. Zakour sah auf
und runzelte die Stirn.
Wenn
das nur nicht Danielle war! Amy schickte ein Stoßgebet zum
Himmel. Erleichtert atmete sie auf, als sich die Unruhe legte.
Umso
größer war ihr Erstaunen, als der Vorhang zurückgeschlagen
wurde und ein Mann das Zelt betrat.
"Peter!"
Einen Moment lang war Amy wie gelähmt, dann stand sie auf und
eilte auf ihn zu. "Oh Peter! Ich habe mir solche Sorgen um dich
gemacht!" Sie warf sich an seine Brust und brach in Tränen
aus.
Als
er sich nur verlegen räusperte, riss sie sich zusammen, wischte
sich die Tränen ab und trat einen Schritt zurück. "Du
hast abgenommen." Die Stimme wollte ihr kaum gehorchen. "Wo
bist du gewesen?"
"Ich
…" Er schüttelte den Kopf. "Ich verstehe
einfach nicht, weshalb du immer noch in Kazban bist."
"Ich
habe ständig versucht, dich anzurufen!"
"Ja,
ich weiß." Er lächelte zerknirscht. "Und ich war
nicht da. Ich kann dir gar nicht sagen, wie Leid mir das tut."
"Aber
wo warst du? Was ist passiert? Bist du krank gewesen?"
"Eigentlich
nicht." Er biss sich auf die Lippe und legte ihr den Arm um die
Schultern. Dann fiel sein Blick auf Zakour. "Sie haben Sie
hier gefangen gehalten!"
" Selbstverständlich."
Ruhig stand Zakour am Tisch und beobachtete die Szene. Was in seinem
Kopf vor sich ging, war ihm nicht anzusehen.
Peter
ließ Amy los und lief mit erhobener Faust auf Zakour zu. Im Nu
waren die bewaffneten Wachen zur Stelle und hielten ihn fest.
"Zakour!
Bitte lass ihn frei!"
Zakour
winkte, und die Wachen ließen von Peter ab.
"Zakour?"
wiederholte Peter ungläubig. "Stimmt es also, was ich in
Kazban gehört habe?" Er sah den Prinzen an. "Sie haben
Amy geheiratet?"
Als
Zakour nur arrogant nickte, fuhr Peter fort: "Wie haben Sie das
nur tun können? Ich bin doch der Übeltäter, ich habe Ihnen das Geld geschuldet! Amy hat von den wahren Hintergründen
nichts gewusst, haben Sie das denn nicht gemerkt? Warum haben Sie
Ihre Rache an Amy ausgelassen?"
Amy
nahm seinen Arm. "Peter, ich muss dir sagen …"
"Sie
selbst haben mir Amy geschickt – Sie haben sie mir angeboten."
"Ich
habe Amy lediglich gebeten, Ihnen eine Nachricht zu überbringen."
Peter war unnatürlich rot im Gesicht, und Amy machte sich Sorgen
um ihn.
"Peter,
es spielt wirklich keine Rolle …"
Zakour
ließ ihn nicht aus den Augen. "Amy hat zwar eine Nachricht
überbracht, Mr. Kingston, aber kein Geld. Deshalb habe ich Ihre
Schwester als Sicherheit behalten."
Peter
stöhnte. "Aber Amy ist doch unschuldig! Sie hat mit der
Angelegenheit nicht das Geringste zu tun."
"Unschuldig?
Sie hat Sie stets in Schutz genommen und für Sie gelogen, sie
ist ebenso gewissenlos wie Sie."
Peter
presste die Lippen zusammen. "Sie hat mich verteidigt, weil sie
außer mir keinen Menschen auf der Welt hat und weil sie ein
weiches Herz besitzt. Von den Schulden hat sie überhaupt nichts
gewusst. Ich habe ihr gesagt, ich hätte das Geld ungünstig
angelegt. Dass das Geld gar nicht mehr in meinem Besitz war, habe ich
ihr verschwiegen – aus Scham."
Einen
Moment lang schwieg Zakour,
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