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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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zuvor, um zu sagen, dass der Arzt da gewesen sei und bezeugt habe, dass Mr Barrow nicht mehr in Lebensgefahr schwebe. »Ich wusste nicht, ob Sie noch hier sein würden«, sagte er, »aber ich habe den Rauch gesehen. Ich wollte Ihnen Bescheid geben und Ihnen beiden für Ihre Hilfe und Ausdauer danken.« Er streckte Mrs Weaver die Hand entgegen.
    Sie ergriff sie, den Blick abgewandt, und ließ sie nach einem kurzen Schütteln wieder los. »Wenn er das nächste Mal nicht zur Arbeit kommt, schicke ich einen meiner Jungen, um nach ihm zu sehen.«
    »Wir werden ein System organisieren. Die Aufgabe soll nicht nur an Ihrer Familie hängen bleiben.« Dann drehte er sich zu Martha um, und in seinen Augen wimmelte es von Dingen, die er vor Mrs Weaver nicht sagen konnte. »Ich hoffe, es geht Ihnen wieder besser, Mrs Russell?«
    Als ob Mrs Weaver vergessen würde, wie er sie vorher angesprochen hatte. Die Absurdität zerrte an ihren Mundwinkeln, und sie hob eine Hand, um es zu verbergen. »Viel besser, haben Sie vielen Dank, Mr Mirkwood. Ich hoffe, es wird sich bald eine andere Gelegenheit ergeben, bei der ich Mr Barrow kennenlernen kann.«
    »Selbstverständlich.« Er blickte zwischen den beiden zu Boden und schwieg einen Augenblick lang, wie ein junger Mann, der einer Dame gegenüberstand, die es ihm angetan hatte, und sich nun den Kopf darüber zerbrach, wie er sie ansprechen konnte. »Soll ich jemanden schicken, der Sie nach Hause fährt? Ich würde meine eigenen Dienste anbieten, doch ich schätze, ich sollte erst ein Bad nehmen, bevor ich mich wieder in Gesellschaft wagen kann.«
    »Natürlich. Nein danke, ich gehe zu Fuß.« Jetzt blickte sie ebenfalls zu Boden.
    Ein Bad nehmen. Wenn sie seine Frau wäre – Herr im Himmel, wo kam dieser Gedanke auf einmal her? –, aber wenn sie seine Frau wäre, dann würden sie gemeinsam zu seinem Haus gehen, und sie würde ihm beim Baden zur Hand gehen. Auf den Fliesen oder auf dem Marmorboden würde sie knien, ihm die Seife aus den widerstandslosen Händen nehmen und ihn abschrubben, während er den Kopf hängen lassen und sie alle Sorgen des Tages wegspülen lassen würde. Mit ihren Daumen würde sie jeden Knoten wegkneten, den der Kummer in seine Rückenmuskeln getrieben hatte. Sein Atem würde sich entspannen, ihr ohne Worte sagen, welchen Trost sie spendete. Und ihre Hände würden ihm sagen, wie stolz sie war, wie unendlich stolz sie auf das war, was er heute getan hatte.
    Das führte zu nichts. Sie würde niemals seine Frau sein. Selbst, wenn sie sich das irgendwann wünschen sollte, und er es sich ebenfalls wünschte, könnte es nicht sein. Die Sicherheit von Seton Park hing davon ab, dass ihr Kind – egal, wo sie eines herbekam – als Mr Russells Erbe bekannt war. An andere Männer im Bad durfte sie nicht denken.
    Und doch dachte sie daran. Als sie ihm zum Abschied die Hand gab, auf dem langen Weg nach Hause und für große Abschnitte des Nachmittags stellte sie sich vor, wie er ins warme Wasser sank und sich träge hierhin und dorthin drehte. Er würde parfümierte Seife verwenden. Zitrus vermutlich, oder einen von diesen Moschus-Düften, die Männer bevorzugten. Sein Haar würde sich in der feuchten Luft noch stärker locken. Im Wasser würde er auf wieder andere Weise nackt sein. Nicht wie Marmor, nicht vom Feuer gewärmt, sondern subtil und obskur. Teile von ihm würden der Fantasie überlassen bleiben. Sie würde seine vage Gesamtheit bewundern und auf den Moment warten, da er sich offenbarte.
    Er würde sich an beiden Seiten der Wanne festhalten, wenn der Moment kam, und sich zu seiner vollen Größe aufrichten. Wasser würde von ihm herabrinnen. Es würde aus seinem Haar tropfen, und die Tropfen würden im Sonnenlicht tanzen, das zufällig gerade den Raum durchflutete. Dann würde sein Blick zielsicher zu der Frau wandern, die ihm zusah.
    In der Bibliothek stellte sie sich das vor, mit einem vergessenen Buch auf dem Schoß. Beim Abendessen, während sie Erbsen auf die Gabel spießte. Und im Schlafzimmer, bei grellem Sonnenlicht und dann abermals, als sie sich zurückzog, hing sie jedem opulenten Detail der Szene nach, zu ihrer wiederholten und erschütternden Zufriedenheit.
    Was hatten die Römer sich nur gedacht, mit ihrer Venus? Die Liebe musste ein Mann sein, groß und breitschultrig und glitzernd, wenn er die Oberfläche durchbrach; nicht, um auf einer faden Muschel herumzutreiben, sondern um aus eigener Kraft aus den Wellen an Land zu schreiten und die Fülle des

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