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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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an seine Wange. Er verspürte den entsetzlichen Drang, sie wegzustoßen. »Du hast mich gern.« Wie eine weise Erwachsene, die einen irrenden Jungen korrigierte. »So wie ich dich. Aber wir haben beide von Anfang an gewusst, wie weit diese Abmachung gehen darf. Sie kann nicht in so etwas wie Hochzeit enden.«
    »Ich spreche nicht von so etwas wie Hochzeit.« Nur mit Mühe behielt er die Ruhe. »Es gibt nichts wie Hochzeit. Es gibt nur Hochzeit, und ich wüsste nicht, was in unserer Abmachung sie ausschließen sollte. Das kann nur dein Herz.«
    »Mein Herz hat dabei nichts zu sagen.« Die Worte hätten einem Fiebernden eine Gänsehaut verursachen können, wenngleich ihr Tonfall warm und ernst wurde. »Ich habe geschworen, Seton Park nicht in Mr James Russells Hände fallen zu lassen. Ich kann nicht heiraten und es aufgeben.«
    »Warum, um alles in der Welt? Wird er es dem Erdboden gleichmachen? Was befürchtest du von ihm?«
    Sie zögerte, presste die Lippen zusammen. Würde sie ihm noch nicht einmal das verraten? »Ich habe nichts zu befürchten«, sagte sie abrupt. »Aber ich fürchte, die Hausmädchen schon. Ich weiß, dass er sich in der Vergangenheit der Niedertracht schuldig gemacht hat.«
    Aha. Das hatte sie also dazu bewogen, etwas zu tun, was ihr anfangs völlig zuwider gewesen war. Er hätte sich denken können, dass es ein derartiger Kreuzzug gewesen war. »Aber du kannst nicht sicher sein, was er in Zukunft tun wird. Und muss die Verantwortung für die Sicherheit der Mädchen ganz allein auf dir lasten?«
    »Wer wird sie tragen, wenn nicht ich?« Mit jedem Wort wurde ihr Entschluss, ihre Pflicht zu erfüllen, fester. »Niemand interessiert sich für das Wohlergehen dieser Frauen. Frag deine Mrs Weaver. Und ich werde das Risiko nicht eingehen. Der Einsatz ist zu hoch.« Jedes Wort trieb ihn weiter von ihr fort. Sie hatte diese zentrale Mission vor ihm verborgen. Offenbar hatte Mrs Weaver ihr etwas anvertraut, und sie hatte ihn nicht eingeweiht.
    »Martha.« Er würde jetzt nicht nachfragen, was es war, und sich von seinem Ziel ablenken lassen. »Ich glaube, ich könnte mit dir glücklich werden.« Am besten sagte er es rundheraus. »Ich hoffe, dass du mit mir glücklich werden könntest. Du und ich und das Kind sind eine Familie. Willst du das wirklich alles wegwerfen?«
    Sie schluckte. Er sah – er fühlte tief in der Magengrube, wie sie die Hoffnung aufgab, dass er sie je verstehen würde. »Es gibt wichtigere Dinge, als glücklich zu sein.« Die Familie erwähnte sie nicht.
    Er rollte sich auf den Rücken. Der Betthimmel füllte sein Blickfeld, blauer Brokat, kaum schwerer zu beeinflussen als die Frau neben ihm. Er hatte es kommen sehen, dieses absurde Ende. Was er nicht hatte kommen sehen, war, dass der Brunnen brusttief mit eisigem Wasser gefüllt sein würde, das jeden Atemzug zu einem Kampf machte. »Willst du nicht wenigstens sagen, dass du mich nimmst, wenn es ein Mädchen wird?« Das Bild kehrte mit schmerzhafter Klarheit zurück, ein Mädchen mit ihrer Haltung und seinem Lächeln.
    »Das kann ich nicht.« Etwas Neues färbte ihre Worte. Scham. »Wenn ich keinen Jungen bekomme, beschaffe ich mir auf anderem Wege einen.«
    »Herrgott!« Sie zuckte zusammen, doch er konnte nicht anders. »Bist du dazu wirklich fähig?«
    »Ich bin zu allem fähig, was nötig ist, um das Vertrauen aufrechtzuhalten, das diese Frauen in mich haben.« Ihre Stimme bekam einen scharfen Beigeschmack, wütend und verzweifelt. »Ich hatte gedacht, dass wenigstens du weißt, dass das die Wahrheit ist.«
    Natürlich. Jetzt würde sie ihr gesamtes Verhältnis einschließlich der himmlischen letzten paar Tage als etwas umdeuten, das sie zähneknirschend und stolz für andere ertragen hatte.
    Erschöpfung überkam ihn wie eine triefende Wolldecke. Er hatte keine weiteren Fragen. Wo genau sie einen Jungen herzubekommen gedachte – nicht sein Problem. Was sie über Mrs Weaver wusste – das ging ihn nichts an. Es war ihm nahegegangen, bis zur Erschöpfung, und jetzt würde es ihn nicht mehr kümmern.
    »Dann bleibt mir nichts, als dir Glück zu wünschen.« Noch ein gemeiner Gedanke kam ihm und landete wie ein scharfes Geschoss in seiner Wurfhand. »Und dem Pfarrer, vermutlich.«
    » Wie bitte? « Gott im Himmel, das stachelte sie mehr an als alles, was vorangegangen war. Sie drehte sich zu ihm um, die Augen zusammengekniffen, die Stirn gerunzelt.
    »Darauf wird es doch wohl hinauslaufen.« Er zuckte die Schultern und setzte sich

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