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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Fußboden.
    Das Laken flüsterte wieder. Vielleicht grub sie ihre Finger hinein. »Ich werde dich nie vergessen«, sagte sie.
    »Natürlich nicht. Du wirst ja auch ein kleines Andenken haben, oder nicht?« Wenigstens einer von ihnen.
    »Klein, und dann nicht mehr so klein. Wenn wir mit guter Gesundheit gesegnet werden.« Ihr Haar rauschte auf dem Kissen, als sie sich umdrehte. »Aber ich würde dich auch sonst nicht vergessen.«
    Vier Schritte würden ihn zu ihrem Bett bringen. Er könnte ein letztes Mal bei ihr liegen, ihr Fliederparfüm zum letzten Mal einatmen, um sich den Geruch einzuprägen.
    Er sank tiefer in den Sessel. »Wie geht es dir in letzter Zeit? Leidest du unter Unpässlichkeiten?« Falls er sie zum Erröten brachte, konnte er es nicht sehen.
    »Ein bisschen, am Vormittag. Nicht schlimm.«
    »Ah. Gut.« Selbst ein Ehepaar sprach manchmal nur schüchtern und stockend von diesen Dingen. Eines Tages würde er heiraten, und wenn seine Frau guter Hoffnung war, würde er es erfahren. Dann hätte er ein anderes Kind, an das er denken konnte. Um sich von diesem abzulenken, dem kleinen Wesen, das in Liebe und Entschlossenheit gezeugt worden war, und ihn niemals kennenlernen würde.
    Gott! Er legte den Kopf in den Nacken und blinzelte in der Dunkelheit. »Du wirst ihn lieben, oder? Oder sie?« Er klang, als stünde er am Boden eines Brunnens. Und natürlich war es so.
    Eine Pause, während der sie die Frage aufnahm. »Ich weiß, warum du fragst. Ich bin nicht von Natur aus liebevoll, und das Kind wurde im Dienste einer Intrige gezeugt, nicht um seiner selbst willen.« Sie holte Luft. »Aber ich liebe Kinder, und dieses …« Wieder eine Pause. Ein Atemzug. »Es ist mein Sohn. Oder meine Tochter. Ich werde dieses Kind lieben, wie ich noch nie im Leben jemanden geliebt habe.«
    »Dann …« Er schluckte stumm. »Dann ist es gut.« Jetzt gab es wirklich nichts mehr zu sagen.
    Mr James Russell stand nicht rechtzeitig auf für die Kirche, was man als Zeichen göttlicher Zustimmung ansehen konnte. Je länger sie ihn davon abhalten konnte, Mr Atkins zu begegnen, desto länger konnte sie den endgültigen Verlust der guten Meinung des Pfarrers hinauszögern. Sie saß in der ersten Reihe neben Mrs James Russell, der Gouvernante und den beiden Jungen, und sie hörte eine langatmige aber dennoch ermutigende Predigt über jene Ehebrecherin, auf die sich niemand den ersten Stein zu werfen traute. Von Zeit zu Zeit schloss sie die Augen und atmete tief durch, um ihren Magen zu besänftigen.
    Von Zeit zu Zeit unterdrückte sie auch das Verlangen, sich nach Mr Mirkwood umzudrehen, der an seinem gewohnten Platz drei Reihen weiter hinten saß. Beinahe hatte sie erwartet, dass auch er den Gottesdienst verpassen würde, nach zwei schlaflosen Nächten. Doch als sie durch die Reihen nach vorn geschritten war, war er da gewesen, etwas zerzaust trotz der frischen Kleidung. Und da war auch seine Stimme – eine gute, sichere Stimme, musste sie gestehen – und mischte sich bei jedem Lied unter die anderen, wie um zu beweisen, dass er nicht eingenickt war.
    Vermutlich schlief er nach der Kirche. Sank in voller Montur auf sein Bett. Oder zog sich ein Nachthemd an. Oder gar nichts. Seine Kleider abzustreifen, war vielleicht alles, wozu er noch in der Lage war, bevor er unter die Decke schlüpfte und die kühlen Laken jeden Winkel seines grob gehauenen Körpers liebkosten.
    Sie vermisste den Anblick seines Körpers. Da war nichts zu machen. Die Umstände hatten sie noch bestimmter voneinander getrennt, als jeder Streit es vermocht hätte.
    »Das war eine wohlüberlegte Predigt«, sagte Mrs James Russell auf dem Rückweg. »Ein bisschen lang für die Kinder vielleicht, aber sehr gut durchdacht.« Es war das erste Mal, dass die Frau in ihrer Gegenwart eine Meinung äußerte.
    »Nicht zu lang für Ihre Söhne, ihrem Betragen nach zu urteilen.« Im Gänsemarsch folgten die Jungen ihrer Gouvernante. Die beiden Frauen folgten in einiger Entfernung. »Sie haben zugehört wie perfekte Gentlemen.«
    »Vielen Dank.« Die Worte waren leise gesprochen, so als sei sie Komplimente jedweder Art nicht gewohnt. »Miss Grey leistet hervorragende Arbeit mit ihnen.« Sie schlug die Augen nieder. »Ich hoffe, Sie fühlen sich jetzt besser, unterwegs an der frischen Luft?«
    »Oh ja. Verzeihen Sie mir, falls ich Sie in der Kirche gestört habe. Ich fürchte, ich muss vielleicht doch früher aufhören, hinzugehen, als ich erwartet habe.«
    »So war es bei meinem

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