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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Schoß. Ihr Blick, entschieden und bestimmt, fiel auf ihn, sobald er über die Schwelle trat. »Ich habe einen Plan«, sagte sie, »und ich brauche Ihre Hilfe.«
    »Selbstverständlich. Sagen Sie mir, was ich tun kann.« Offenbar hatte sie irgendwie zu ihrer Entschlossenheit zurückgefunden. Er würde ihr helfen, sie nicht wieder zu verlieren.
    Ein kurzes, dankbares Lächeln erleuchtete ihr Gesicht, bevor sie wieder die unbeirrte Miene aufsetzte, die er so gut kannte. »Zuerst hätte ich gern Ihre Begleitung für einen Besuch bei den Weavers.«

17
    Sagen Sie mir, was ich tun kann , hatte Mr Mirkwood gesagt. Sie können sich auf meine Unterstützung verlassen , waren Mr Atkins’ Worte gewesen. Aber das waren Freunde, die sich ihr vielleicht verpflichtet fühlten.
    Wie war jedoch die bereitwillige Hilfe der anderen fünfzehn Leute zu erklären, die jetzt um ihre große Tafel versammelt waren?
    Alle ohne Ausnahme waren ihrer Bitte nachgekommen. Da saßen Mrs Canning, Mrs Kendall und Miss Leigh und sahen sich die imposanten Porträts früherer Generationen von Russells an. Da waren Mr Rivers und seine Frau, vehemente Verfechter des Anstands, die jeder Form von Vergehen entschieden entgegentraten, und dort Mr Lawrence und Mrs Kearney, die am längsten im Hause waren und kein bisschen eingeschüchtert zu sein schienen von all den feinen Herrschaften, in deren Gesellschaft sie sich befanden. Alle waren sie ihrem Ruf gefolgt, so als hätten sie nur darauf gewartet, ihre Qualitäten unter Beweis stellen zu können.
    Mr Mirkwood, mittig an der linken Seite des Tisches, suchte ihren Blick und nickte ihr verstohlen zu. Ihm verdankte sie die Bekanntschaft mit all diesen Nachbarn, und er hätte sich neben jeden von ihnen setzen können. Doch er hatte den Platz neben Mr Atkins vorgezogen, und nun waren die beiden in ein leises Gespräch vertieft, vermutlich über die Schule. Der Anblick ließ ihre Augen lästig feucht werden.
    Sie durfte sich jetzt nicht durcheinanderbringen lassen. Sie musste den anderen ein Beispiel an Standhaftigkeit geben. Sie wandte sich der Person zu ihrer Rechten zu. »Sind Sie so weit?«, fragte sie, und Mrs Weaver nickte knapp, während ihr Mann seine grobe, knubbelige Hand auf die ihre legte. »Mr Lawrence.« Martha sprach laut, sodass auch der Rest der Anwesenden sie hören konnte. »Würden Sie bitte Mr James Russell holen lassen?«
    Theo saß mit dem Rücken zur Tür, doch selbst wenn er taub gewesen wäre, hätte er Mr James Russells Ankunft nicht verpassen können. Mrs Cannings Augen und die ihrer beiden Freundinnen verengten sich gleichzeitig, als hätten sie das Manöver geprobt. Am ganzen Tisch war gespannte Aufmerksamkeit zu spüren. Er bemerkte, wie Mr Weavers gewaltige Schultern sich verkrampften. Mrs Russells rechter Arm verschwand seltsam angewinkelt unter dem Tisch, und plötzlich wurde ihm klar, dass sie Mrs Weaver vermutlich die Hand hielt. Mrs Weaver selbst war rot im Gesicht.
    »Bitte setzen Sie sich, Mr Russell.« Die Witwe hatte nie königlicher geklungen. Zweifellos konnte sie Gerechtigkeit im Alleingang austeilen, wenn es nötig war. Doch es war nicht nötig. Siebzehn Mitstreiter standen bereit, das Ihre zu tun. Nein, achtzehn. Der Diener Pinnock positionierte sich hinter Mr James Russell, der am Fußende der Tafel auf einen Stuhl sank.
    Erstaunlich, dass ein Mann, der sich eine solche Ungeheuerlichkeit hatte zu Schulden kommen lassen, so gewöhnlich aussehen konnte. Ein etwas schwaches Kinn, ein rotes Gesicht, tiefe Augenhöhlen und Zähne, die nur darauf warteten, von einem wohlplatzierten Fausthieb ausgeschlagen zu werden.
    »Das hier sind Ihre Nachbarn.« Mrs Russell ließ Mrs Weavers Hand los und verschränkte die Finger auf dem Tisch. »Vielleicht kennen Sie sie, vielleicht nicht, aber seien Sie versichert: Sie wissen einiges über Sie.«
    »Was zum Teufel geht hier vor?« Mr James Russells Blick zuckte rechts und links über die grimmigen Gesichter, die ihn umgaben.
    Der Friedensrichter Mr Rivers, der langjährige Erfahrung als Autoritätsperson hatte, beugte sich leicht vor. »Leugnen Sie, dass Sie, als Sie in diesem Haus gelebt haben, grobe Schicklichkeitsvergehen gegen Frauen begangen haben, die nicht die Möglichkeit hatten, Wiedergutmachung zu verlangen?«
    Eine volle Sekunde lang sah Mr Russell verwirrt aus. Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos. »Das lasse ich mir nicht gefallen«, sagte er und stand auf. Theo war augenblicklich auf den Beinen, und auch Pinnock

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