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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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stehen! Finden Sie nicht?« Bei den letzten Worten hob er den Blick und sah sie wieder an, und in seinen Augen leuchtete ein aufrichtiger Appell.
    Er hätte nichts Wahreres sagen können; nichts, das besser geeignet gewesen wäre, ihre Sympathie, ihre Unterstützung und ihren Respekt zu gewinnen. Allein die Frage nach ihrer Meinung hätte sie für ihn eingenommen, doch diese bewundernswerte Gesinnung verdiente eine Antwort der wärmsten Sorte.
    »Sie sprechen von Pflichtschuldigkeit.« Sie rutschte auf die Stuhlkante und verschränkte die Hände vor sich. »Und ja, ich glaube, ein Grundherr hat eine besondere Verpflichtung seinen Pächtern oder Arbeitern gegenüber, die über die Verantwortung, die wir alle einander gegenüber haben, hinausgeht. Er hat die Pflicht, ihr Leben angenehm und lebenswert zu machen, soweit es in seiner Macht steht.« Eine Welle der Befriedigung überkam sie, als sie wusste, dass sie ihrerseits das Richtige sagte. Sein Blick ruhte auf ihr, und die Besorgnis wich aus seinem Gesicht. »Wir haben so viele Möglichkeiten, Gutes für diese Leute zu tun. Vielleicht halten Sie sich jetzt für ahnungslos, aber in dieser Erkenntnis liegt doch der Anfang von Weisheit, oder nicht?«
    »Ach ja?« Er lächelte beinahe. »Das kann ich wirklich nicht sagen.«
    »Aber selbstverständlich! Wenn Sie sich für gut informiert hielten, wären Sie nicht offen dafür, Neues zu lernen. Und Sie werden lernen.« Er musste das hören. Er musste ermutigt werden. »Ich wette zehn zu eins, dass Sie sich hervortun werden, wenn Sie erst einmal anfangen. Vielen jungen Männern ist es so ergangen, da bin ich sicher. Selbst jungen Männern von Welt. Es ist doch heutzutage modern, sich für Landwirtschaft zu interessieren, oder nicht?«
    »Das will ich doch hoffen.« Jetzt lächelte er unverkennbar, das ganze Gesicht erfüllt von dem Feuer, das das Vertrauen und die Zuwendung einer Frau entfachen konnten. »Fahren Sie fort.«
    »Pflichtbewusstsein ist jedenfalls ein vielversprechender Anfang. Auch wenn Sie nicht wissen, wie Sie auf Ihrem Land Verbesserungen vornehmen können, kann Ihr Pflichtbewusstsein schon viel ausrichten. Wenn Sie einfach nur Ihre Tagelöhner besuchen, sie beim Namen kennen und ihnen all die alltäglichen kleinen Aufmerksamkeiten zuteilwerden lassen, die einer Person von niederem Stand zeigen, wie …« Sie brach ab. Während sie gesprochen hatte, hatte er sich plötzlich vor ihr auf den Boden gekniet. Jetzt ergriff er ihre verschränkten Hände und zog sie sanft auseinander, drehte die Handflächen nach oben und strich mit dem Daumen über die Innenseite ihrer Handgelenke.
    Also doch kein neues Feuer. Nur das übliche. Enttäuschung breitete sich bleischwer in ihrem Magen aus, gepaart mit Verdruss über ihre Dummheit.
    »Fahren Sie fort«, sagte er, obwohl das Objekt seiner Aufmerksamkeit nicht ihr Mund, sondern ihre Handgelenke waren.
    »Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie mir zuhören.« Ihre Stimme wurde schlagartig frostig.
    »Nicht den Worten.« Er neigte den Kopf und legte die Lippen auf die dünne, mit blauen Venen durchzogene Haut. »Aber Sie sind ziemlich liebreizend, wenn Sie so sprechen. Voll kämpferischer Leidenschaft.«
    Konnte irgendeiner Frau auf der Welt solch eine Bemerkung willkommen sein? Vielleicht einer Frau mit empfänglichen Handgelenken. Vermutlich verkehrte er für gewöhnlich mit Frauen, die so genusssüchtig waren, dass ihnen jede seiner gedankenlosen Bemerkungen willkommen war.
    Sie ließ die Hände in seinem Griff erstarren. Es war leicht, fühlte sie sich doch durch und durch erstarrt. »Ich bin fertig«, sagte sie. »Wir können ebenso gut ins Bett gehen, wenn Sie so weit sind.«
    Er begutachtete auch dieses Zimmer, während er sich seiner Kleidung entledigte. Nahm die blauen Brokatvorhänge in sich auf, das Muster der Tapete, das riesige Bett, sein Spiegelbild in den zahllosen Spiegeln im Raum. Als er alles katalogisiert zu haben schien, kam er ins Bett.
    Er war schnell. Das musste man ihm zugutehalten. Und verhältnismäßig sauber. Er schwitzte nicht stark, und er bespritzte sie auch nicht bei seinem Werk, wie es Mr Russells unsägliche Angewohnheit gewesen war. Er vollzog seine Aufgabe zügig und zielstrebig, so, wie sie es gern hatte, und in Zukunft musste sie daran denken, ihm dafür dankbar zu sein, und keine Zeit damit verschwenden, ihn besser machen zu wollen.
    Er wurde im Gegenteil schlimmer. Am vierten Tag bestand er darauf, dass sie nicht nach Sheridan

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