Ein unsittliches Angebot (German Edition)
klingelte, damit er sie selbst ausziehen konnte.
Der Einwand, dass dies eine unangebrachte Vertrautheit sei, wäre unter den gegebenen Umständen absurd gewesen. Also fügte sie sich, mit dem gleichen stoischen Schweigen, mit dem sie auch Mr Russells gelegentliche Marotten über sich hatte ergehen lassen.
Er musste das als Ermunterung aufgefasst haben, denn am nächsten Tag wollte er sie wieder ausziehen. Diesmal ging er betont gemächlich zu Werke, so als glaubte er, ihre Vorfreude dadurch steigern zu können. Und er redete, unablässig, während er sie auszog. Ihre Haut war wieder einmal wie Seide, ihre Glieder wurden für ihre Form und Proportion gepriesen, und dann, als wenn Sie nicht selbst darauf gekommen wäre, beschrieb er ihr präzise, welche Auswirkungen ihre Reize auf ihn hatten.
Auf diese Weise offenbarte er ihr sein Inneres! Er hätte ihr seine Sorgen und seine aufkeimenden Ideen anvertrauen können – von Herzen gern hätte sie ihn mit dem wärmsten Wohlwollen belohnt. Doch was tat er? Er gab die abgedroschensten Plattitüden von sich und verlangte nichts als die Vereinigung mit ihrem Körper. Sie hätte jede x-beliebige Frau sein können, als sie mit gespreizten Beinen unter ihm lag; sein Vergnügen wäre sicherlich genau dasselbe gewesen.
Nicht weiter schlimm, dachte Martha, als sie anschließend auf ihrem Kissen lag. Solange er ihr seinen Samen gab, konnte sie alles ertragen, das er noch mitbrachte. Alle weiteren Erniedrigungen, die ihm in den Sinn kommen mochten, würde sie geduldig und entschlossen über sich ergehen lassen.
Ein Monat. Fünf Tage waren verstrichen, fünfundzwanzig lagen noch vor ihm, der heutige eingeschlossen.
Fünfundzwanzig Tage. Wie zum Teufel sollte er das durchstehen?
»Legen Sie Ihre Beine um mich«, murmelte Theo, und ihre Hände verkrampften sich kurz auf seinen Schultern, ehe sie seiner Bitte nachkam. Ihre Stirn hatte sich gekräuselt, als er sie – vollständig angezogen – auf die Kommode gesetzt hatte, die gerade die richtige Höhe hatte, doch protestiert hatte sie mit keinem Wort. Dann hatte sie auf ihre Hände gestarrt, als er sich vor ihren Augen ausgezogen hatte, und an die Decke, als er ihre Röcke angehoben und den Weg hinein gefunden hatte. Der Himmel wusste, was sie jetzt anstarrte. Die Rückseite ihrer Augenlider vermutlich.
Komplimente bedeuteten ihr nichts. Sie ließ sich nicht gern ausziehen. Sie wollte auch nicht, dass er sie an irgendeiner bestimmten Stelle berührte. Was sollte man mit so einer Frau anfangen?
Er wandte den Kopf ab, um ihren gleichmütigen, resignierten Gesichtsausdruck nicht sehen zu müssen, und sein Blick fiel auf ihr Bild im größten Spiegel des Raums: blasse Dringlichkeit gegen ernstes Schwarz. Aus dieser Entfernung konnte man sich mühelos andere Motive für die exotische Szene ausmalen. Mühelos konnte man sich eine schamlose Witwe vorstellen, die einen Mann um jeden Preis haben musste. Mühelos konnte man sich vorstellen, wie sie vor Lust außer sich geriet, als er die letzten Kleidungsstücke abstreifte, wie sie hungrig das Bett verlassen hatte, um ihn an Ort und Stelle zu nehmen, in voller Trauertracht, und wie sie das Andenken an ihren Mann und den heiligen Stand des Witwentums entweihte, so sehr wollte sie ihn.
»Wie lange soll ich denn meine Beine so halten?« Als ob sie für ein verdammtes Porträt Modell sitzen würde und langsam einen Krampf bekäme. Wollte sie unbedingt, dass er nicht mehr konnte?
»So lange wie es eben dauert«, stieß er zähneknirschend hervor. Doch das war unhöflich. »Hören Sie auf, wenn es wehtut. Wenn es unbequem ist.« Er verlangsamte seine Bewegung, damit sie ihre Beine in eine andere Position bringen konnte, wenn sie wollte.
»Nein, das ist es nicht. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie es noch brauchen.« Verflucht sollte ihr Mann sein, dass er ihr solches Gerede im Schlafzimmer gestattet hatte. Bestimmt würde sie gleich fragen, ob er noch lange brauchen würde.
»Ja, ich brauche es.« Er wisperte ihr die Worte ins Ohr. »Aber fester. Schlingen Sie die Beine fester um mich.«
Köstlich verengten sich ihre Schenkel um ihn, als sie die Knie etwas höher um seine Hüften schlang. Im Spiegel sah er seinen Fingern zu, wie sie sich emporstahlen, um an dem entblößten Stück Oberschenkel zwischen Strümpfen und gerafften Röcken zu spielen. »Haben Sie eigentlich eine Vorstellung davon, wie erotisch dieser Teil von Ihnen aussieht?« Er flüsterte gegen ihre Wange und stupste sie an,
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