Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
Vom Netzwerk:
Gedanken rasten.
    »Soweit ich weiß, gibt es in der Bibliothek ein paar erotische Romane«, sagte sie schließlich, den Blick noch immer fest auf die Schuhspitzen geheftet. »Vielleicht könnten Sie –«
    »Nein. Könnte ich nicht.« Mit der einen Hand hielt er die Hose fest, mit der anderen tastete er nach Hemd und Krawatte. »Wenn mein Schwanz nicht steif bleibt, während er in einer Frau steckt, dann wird ein Buch mir wohl kaum helfen können.«
    Sie zuckte schockiert zusammen. Gut so. Mit den Kleidern in der Hand schritt er zum Spiegel. So konnte er sie sehen, während er sich das Hemd über den Kopf zog und an den Ärmeln zerrte. Sie bot einen eigenartig unzüchtigen Anblick, wie sie so dasaß, die Röcke noch immer bis über die Knie gerafft, die Beine noch immer gespreizt. Falls sie noch andere Ideen hatte, wie er sich wieder in Erregung versetzen konnte, behielt sie sie für sich. Sie saß einfach nur da, den Kopf eingezogen, und schließlich schob sie langsam die Knie zusammen und zupfte den Rock zurecht, um sich zu bedecken.
    Sie sah … so klein aus, wie sie so ganz allein dasaß. Er schloss die Augen. Kein Mitleid, du Dummkopf! Kein Mitleid! Doch sein Gemüt war immer schon unbeständig gewesen. Als der letzte Knopf seiner Weste zugeknöpft war, tat es ihm bereits leid, sie in diesen Zustand versetzt zu haben.
    Sie schwieg noch immer. Er band sich die Krawatte ohne den üblichen Überschwang. Was musste es sie gekostet haben, die erotischen Romane zu erwähnen? Wie viele gab es? Und woher wusste sie davon? Ob sie sie eines Tages versehentlich entdeckt hatte? Oder hatte er sie ihr unter die Nase gerieben?
    Zur Hölle mit seinem weichen Herz! Wie weit war sie ihm jemals entgegengekommen? Wäre er ihr Mann gewesen, hätte er vermutlich auch früher oder später zu erotischen Romanen gegriffen.
    Aber er hätte sie nicht Leiche nennen sollen. Dieser Gefühlsausbruch hatte seine Demütigung in keiner Weise gelindert und würde ihm die Aufgabe, die sich so langsam als Herkules-Arbeit entpuppte, wohl kaum leichter machen. So sei es, dachte er, als er nun in einem Sessel saß und sich die Stiefel anzog. Die erste Aufgabe, im Vergleich zu der alle weiteren leicht erscheinen würden. Selbst die Hydra würde ein Kinderspiel sein, verglichen mit der Erinnerung an den Akt mit Mrs Russell.
    Jetzt hatte er alle Kleidungsstücke wieder an, bis auf den Hut. Er blieb noch einen Augenblick sitzen. Vielleicht würde ihr etwas einfallen, was sie sagen konnte. Vielleicht würde sie doch noch das Wort ergreifen.
    Die Sekunden rannen dahin. Schließlich führte nichts mehr darum herum, aufzustehen und nach dem Hut zu greifen. Er räusperte sich. »Soll ich morgen wiederkommen?« Die Worte dröhnten in der bleiernen Stille des Raums.
    »Wenn es Ihnen recht ist«, sagte sie zu ihren Schuhspitzen.
    Er ging, und düstere Gedanken an das Morgen begleiteten ihn. Morgen und übermorgen und all die Tage danach, fast einen Monat, bis seine Aufgabe erfüllt sein würde.

5
    Ganz gewiss würde die Gemeinde sie mit lodernden Fackeln aus der Kirche jagen und die Straße hinuntertreiben, wenn sie wüsste, was der Inhalt ihrer Gebete war. Aber diese Möglichkeit hatte sie schließlich von Anfang an miteinkalkuliert.
    Bitte vergib mir, soweit Du es kannst . Martha öffnete die Augen, erblickte die weiß hervortretenden Fingerknöchel ihrer verkrampften Hände und schloss sie wieder. Bitte ziehe in Betracht, dass ich mich nicht der Sünde der Wollust schuldig gemacht habe, wenn man das Wort exakt definiert. Ich hoffe, Du kannst verstehen, weshalb ich das tun musste, und was auf dem Spiel stand. Des Weiteren: Bitte mach, dass Mr Mirkwood zu mir hinüberblickt und bemerkt, dass ich kein Fichu trage …
    Nicht, dass sie erwartete, der Anblick würde ein Verlangen in ihm entfachen, das bis zum Nachmittag anhalten würde. Aber er würde es hoffentlich als Signal ihres guten Willens auffassen. Sie würde nichts versuchen , denn er wollte nicht, dass sie etwas versuchte … Aber sie würde ihren unbeweglichen Standpunkt aufgeben und ihm ein Stück weit entgegenkommen auf dem Weg, der ihre Bedürfnisse von den seinen trennte.
    War das das Gleiche wie versuchen ? Warum gab es in dieser Angelegenheit nur so viele undurchsichtige Regeln? Sie durfte nichts versuchen , doch sie durfte auch nicht nichts tun, sonst war sie nicht besser als eine Leiche .
    Selbst in der Erinnerung war das Wort noch wie ein Schlag ins Gesicht. Nicht ganz so schmerzhaft

Weitere Kostenlose Bücher