Ein unsittliches Angebot (German Edition)
mir.«
»Überhaupt nicht. Das hatte ich nie.«
»Was war es dann?« Er ruckte das Kinn in Richtung des Vorzimmers. »Es schien Ihnen gar nicht gut zu gehen, als Sie auf mich zugekommen sind. So haben Sie noch nie ausgesehen.«
»Ach so das, na ja …« Sie schluckte und spürte, wie sie wieder errötete. »Ich hatte natürlich Angst, dass Sie mich zurückweisen würden und unsere Abmachung auflösen.«
Das war aber nicht die ganze Wahrheit, und er wusste es. Er wartete und blickte ihr fortwährend in die Augen. In der Stille berührte er ihren Arm mit seinem Handschuh und streichelte sie kurz über dem Ellbogen. Lassen Sie das! Nein. Ein Einspruch würde ihn jetzt verletzen.
»Und vermutlich hatte ich auch Angst, mich lächerlich zu machen.« Stoßweise brachte sie die Worte hervor, und ihre Stimme klang selbst in ihren eigenen Ohren unsicher. »Ich pflege solche Dinge normalerweise nicht zu tun. Ich habe befürchtet, dass das offensichtlich ist, und dass Sie mich dementsprechend lächerlich finden würden.«
Und schon musste er ein Grinsen unterdrücken. Sie presste ebenfalls die Lippen zusammen, konzentrierte sich auf den Betthimmel und ließ sich stumm von seinem Ziegenlederhandschuh streicheln. »Lächerlich?«, wiederholte er. »Sie glauben, Sie haben lächerlich ausgesehen?«
»Ja, das glaube ich.« Wie ein Clown, der tollpatschig versucht, einen Lüstling zu mimen. Ihre Wangen drohten bei der Erinnerung in Flammen aufzugehen.
»War meine Reaktion denn, so wie Sie sie erlebt haben, die Reaktion eines Mannes, der Sie lächerlich findet?« Das Grinsen schlängelte sich durch seine Worte, obwohl er ganz offensichtlich dagegen ankämpfte.
Sie gestattete sich einen Blick in seine Richtung. »Vielleicht habe ich Ihre Fähigkeit, das zu erkennen, überschätzt.«
»Na ganz reizend!« Jetzt breitete sich das Grinsen ungehindert auf seinem ganzen Gesicht aus. »Und jetzt bin ich für Sie nichts als ein gieriges Biest, ja? Ein Schwein, das gar nicht mitkriegt, ob es Trüffel und Naschwerk in seinem Trog hat oder verdorbenen Quark und Kartoffelschalen.«
»So weit würde ich keinesfalls gehen. Sie sind ganz und gar nicht wie ein Schwein.«
»Richtig.« Er streckte sich zufrieden auf dem Rücken aus. »Eher ein Hengst. Wenn man den Damen glauben darf.«
Das war nun wirklich geschmacklos. Man sollte so etwas nicht amüsant finden.
Doch sie verstand seine Stimmung. Beide hatten sie befürchtet, ihre Abmachung hätte irreparablen Schaden genommen, und beide waren sie trunken vor Erleichterung. »Ich bin froh, dass Sie wieder besserer Laune sind.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Ihr Lächeln würde ihn nur dazu ermutigen, seine männliche Großzügigkeit auf hundert verschiedene Weisen anzupreisen, wenn er es sähe.
»Vorläufig, denn ich gehe gerade angenehmeren Gedanken nach.« Er warf ihr einen Seitenblick zu und ließ den Kopf wieder ins Kissen sinken. »Ich schätze, meine Moral wird schon wieder abnehmen, wenn die Plackerei zu Hause wieder losgeht.«
Das war es also. Mit frischer Entschlossenheit wandte sie sich ihm zu. »Ist es denn so entsetzlich, das Verwalten eines Guts zu lernen? Sagten Sie nicht, dass es Ihnen liegt?«
»Ja, weil ich einen guten Eindruck machen wollte. Da wusste ich ja noch nicht, wie wenig meine Respektabilität Sie interessiert.« Seine Lippen zuckten, doch sie ging nicht darauf ein. »Die Wahrheit ist: Ich habe weder Interesse an diesem Thema noch Begabung dafür. Mr Granville besitzt beides. Weshalb sollte ihm auferlegt werden, mich in etwas zu unterweisen, was mir nichts bedeutet, und weshalb sollte ich meine Zeit damit verbringen, zu lernen, wie man eine Verantwortung übernimmt, die ich gar nicht haben will? Verwalter gibt es doch bestimmt zur Genüge, warum können wir Grundbesitzer uns da die Mühe und Langeweile nicht ersparen?«
Wie konnte man das positiv ausdrücken? Sie runzelte die Stirn und starrte in die Ferne. »Ich finde, Sie haben Glück, von ihm lernen zu dürfen.« Keine Kritik. Nur eine Andeutung. »Manchmal habe ich den Eindruck, dass Männer gar nicht zu schätzen wissen, was sie für Privilegien haben. Wäre ich so glücklich, etwas über Landwirtschaft beigebracht zu bekommen, würde ich mein Bestes geben, zu lernen.«
Er drehte sich wieder zu ihr um und stützte sich diesmal auf den Ellbogen. »Meinen Sie das ernst? Interessiert Sie das wirklich?«
»Selbstverständlich. Es ist das beste Werk, das jemand von Ihrem oder meinem Stand tun kann:
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