Ein unsittliches Angebot (German Edition)
Anwesenheit der Gänse auf Martha aufmerksam geworden, und stemmte wortlos die Hände in die Hüften. Mrs Russell kam zu Besuch, Mrs Russell mochte das Gespräch beginnen.
Martha trat näher. »Guten Tag! Wie schön, dass ich gerade zur rechten Zeit komme, um mich nützlich zu machen! Ich helfe Ihnen gern beim Auswringen der größeren Stücke. Oder beim Aufhängen, damit Sie sich ausruhen und das Baby halten können.«
Die Frau blickte kurz auf das Kind herab und runzelte die Stirn, so als hätte sie vergessen, dass es da war, und schätzte es auch nicht, daran erinnert zu werden. Sie sagte nichts.
»Ich muss nur zuerst meinen Korb loswerden beziehungsweise das, was ich darin habe. Ich habe Ihrer Tochter nämlich ein Geschenk mitgebracht, und diese Art von Geschenk muss in sichere Hände übergeben werden. Sehen Sie mal!« Sie hob das Tuch an und zeigte ihr das Kätzchen, das Fell gesträubt und die Wirbelsäule gebuckelt, vermutlich als Reaktion auf den allgemeinen Lärm im Hof. Schnell deckte sie es wieder zu. »Er stammt von ausgezeichneten Mäusefängern ab. Seine Tanten, Onkel und Vettern wohnen in meinen Nebengebäuden oder in den Häusern meiner Pächter. Ihre Carrie hat erwähnt, dass Sie keine Katze für die Speisekammer hätten. Beim letzten Mal als ich hier war. Mit Mr Mirkwood.« Herrje, würde die Frau denn nie etwas sagen? Sie selbst schien nicht den Mund halten zu können, wenn die Alternative dieses erdrückende Schweigen war. »Mr Mirkwood konnte mich heute leider nicht begleiten, denn er muss noch so viel über Gutsverwaltung lernen. Ich glaube, er wusste gar nicht, dass es sich gehört, Geschenke vorbeizubringen, bevor ich es ihm gesagt habe.«
Endlich blickte die Frau auf, und zwar recht abrupt. »Sie haben ihm gesagt, dass er uns Geschenke bringen soll?«
Martha nickte. »Vor einer ganzen Weile schon. Aber falls er noch nicht dazu gekommen sein sollte, bin ich sicher, dass es all seinen anderen Verpflichtungen geschuldet ist. Mr Granville hält ihn mit einer ganzen Menge Unterricht beschäftigt. Aber Mr Mirkwood hat gute Absichten.«
Mrs Weaver kratzte sich den Handrücken. Beide Hände waren rau und gerötet. Sie musste seit gestern mit dem Waschen beschäftigt sein, mit Einweichen und Schrubben, immer mit den Händen im heißen Wasser. Sie runzelte leicht die Stirn. Dann hob sie einen Zipfel des Tuchs an und warf einen Blick auf das Kätzchen.
»Carrie ist drinnen und passt auf die Kleinen auf. Ich bringe ihn ihr. Sie können den Kleinen halten, wenn Sie möchten.«
Martha überließ ihr den Korb und hob das schreiende Kind auf. Das wäre geschafft, wenngleich das Geschenk Mrs Weaver wohl kaum so sehr besänftigt hatte, als dass sie sich auf ein Gespräch über die Schule einlassen würde. Wenn sie das Kind wieder zum Schlafen bringen könnte, würde das die Mutter vielleicht in bessere Stimmung versetzen. »Was für kräftige Lungen euer kleiner Bruder hat!«, sagte sie zu den anderen Kindern, während sie an der Wäscheleine entlangschritt, doch diese Erkenntnis war offenbar nicht neu genug, um ihnen eine Antwort zu entlocken.
Als Mrs Weaver wieder aus der Hintertür der Kate trat, war Hiob ruhiger, wenn auch nicht wirklich ruhig. Mit einem kurzen Blick auf Martha stellte sie den nun leeren Korb ab – zwei Gänse stürmten herbei und steckten die Köpfe hinein – und ging zur Wanne zurück, wo sie sich daranmachte, ein Laken auszuwringen.
Diese Frau würde ihr keinen Millimeter entgegenkommen. Das würde sie in Zukunft einfach nicht mehr erwarten. Zweifellos hatte sich Mr Mirkwood in den ersten Tagen mit ihr genauso gefühlt, und zweifellos würde er lachen, wenn er jetzt sehen könnte, wie Martha die Suppe auslöffelte, die sie sich eingebrockt hatte.
»Sie redet manchmal von Ihnen.« Mrs Weaver drehte sich halb um, aber nicht weit genug, um sie anzusehen. »Carrie. Seit Ihrem Besuch.«
»Wirklich?« Wie ein himmlischer Sonnenstrahl durch düstere Wolken drangen diese paar freundlichen Worte zu ihr. Ja, auch das musste Mr Mirkwood gespürt haben. »Das freut mich sehr. Ich war ja so bezaubert von ihr nach unserem Besuch. Sie können ihr ausrichten, dass auch ich an sie gedacht habe.«
Keine Antwort. Doch davon würde sie sich nicht mehr aufhalten lassen. Sie hievte das Kind höher und suchte sich einen Platz am Zaun, wo Mrs Weaver sie sehen konnte, ohne sich umdrehen zu müssen. »Ich habe an alle Ihre Kinder gedacht. Vermutlich haben Sie noch nicht davon gehört, aber mein
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