Ein unsittliches Angebot (German Edition)
wenn er genau so auf ihr lag, würde womöglich ihr Innerstes zerschmelzen.
Der Druck ihrer Hand auf seinem Arm verstärkte sich beinahe unmerklich. Ihre andere Hand landete leicht wie ein Schmetterling auf seiner Schulter. Sie machte eine winzige Bewegung mit der Hüfte, die ihn fester an die Stelle brachte, an der ihre Freude wohnte – ihr erstes kleines Zugeständnis an die Lust. Er bewegte sich leicht gegen sie, wie versehentlich, oder wie ein Anfänger, der gerade erst herausfand, was er tun musste. Sie zuckte und wurde wunderbar weich.
Gütiger Gott. Er hatte endlich den Weg gefunden! Alles, was nötig war, war Dunkelheit und unendliche Zurückhaltung. Nichts, was ihm unmöglich war.
Er küsste ihren Kiefer in einer gepunkteten Linie zwischen Ohr und Kinn. Ihr Körper erschauerte unter ihm. Sein Daumen fuhr ihre Mundwinkel entlang, dann lösten seine Lippen ihn ab. Sie lud seine Zunge nicht ein, und er drängte sie nicht auf. Das hatte Zeit. Er wandte sich wieder ihrem Kiefer zu, auf der Seite, die er beim ersten Mal vernachlässigt hatte. Irgendwo zwischen seinen Atemzügen und ihren hörte er, wie sich ihre Lippen öffneten, vielleicht sogar wie ihre Zunge hervorkam und kostete, wo er gewesen war.
»Sie riechen nach Schnaps!« Überall, wo sie sich berührten, spürte er, wie ihre Muskeln sich verkrampften.
»Ja, Branntwein.« Er flüsterte, damit seine Stimme die Stimme eines jeden Mannes blieb. »Ich musste mir für heute Abend Mut antrinken.«
»Mirkwood!« Ihr Flüstern wurde ein Zischen. »Sind Sie betrunken?«
»Trunken von deinem Duft! Trunken vom Gefühl deiner Haut.« Während er versuchte, das Spiel aufrechtzuerhalten, spürte er bereits, wie sie in ihre kühle, spröde Schale zurückwich. Ihre vorgebeugte Hüfte sank wieder in eine rein passive Haltung und ihre Empfänglichkeit verflüchtigte sich wie ein Traum.
»Sie kennen meinen Duft und meine Haut sehr gut. Ich glaube, der Branntwein hat Ihnen den Kopf verdreht.« Sie musste wahrhaft verzweifelt nach einem Fluchtweg aus ihrer eigenen Erregung gesucht haben, wenn sie eine so fadenscheinige Ausrede wie ein Glas Branntwein ergriff.
Er kannte sie allerdings. Er hätte es besser wissen sollen, als sich einzubilden, er könne sie durch gespielte Tugendhaftigkeit zur Lust locken. Dafür war sie einfach nicht die Frau, und er nicht der Mann. Kein Wunder, dass sie ihm die Rolle nicht abgenommen hatte. Was wusste er schon von Unschuld? Er hatte seine mit fünfzehn weggeworfen, noch am selben Tag, an dem er endlich die eindringlichen Blicke verstanden hatte, die die unzufriedene Frau eines Nachbarn ihm zugeworfen hatte. Längst unwiederbringlich verloren war seine Unschuld, und bisher war er nie darauf gekommen, das zu bereuen.
Auch jetzt würde er das nicht. »Also an die Arbeit?« Er gab sich keine Mühe mehr, zu flüstern.
»Wann immer Sie möchten.«
So viel dazu. Er stemmte sich auf seine Arme und verfolgte sein eigenes Vergnügen, ein Lump wie eh und je. Zum Teufel mit der Schüchternheit. Zum Teufel mit schüchternen Männern. Mit einer Hand stützte er sich auf das Kopfende des Bettes, klammerte sich daran fest und keuchte oder stieß Luft durch die Zähne, wenn er aufschreien wollte. Der Höhepunkt stürzte ihm entgegen; er warf den Kopf in den Nacken und zitterte wie ein junger Spross in einem Windstoß, denn die Dienstboten durften nichts hören, und er würde ihr zeigen, dass auch ein schamloser Mann sich beherrschen konnte.
Närrin , schalt sie sich im Rhythmus seiner Begierde. Närrin. Närrin. Närrin. Vor nicht allzu langer Zeit waren ihr noch all die Gründe gegenwärtig gewesen, einem Mann zu widerstehen. All die großen und kleinen Weisen, auf die man verraten werden konnte. Die Lust konnte eine Frau dazu bringen, sich wegzuwerfen, bis nichts mehr übrig war außer einer leeren Hülle der Reue. Alles, was ihres gewesen war, würde dem Mann gehören, dem sie es schenkte, und sie würde es niemals zurückbekommen. Noch würde er es wertschätzen.
List, branntweingetriebene List wäre ihr heute Nacht um ein Haar zum Verhängnis geworden, zusammen mit dem perfiden Schwung seiner Lippen an ihrem Hals und den hinterlistigen Intrigen seiner Hüfte. Doch sie war gerade noch rechtzeitig zu sich gekommen, und nun hatte sie Zeit, sich in Erinnerung zu rufen, was sie wollte und was nicht.
Er war fertig und lag keuchend neben ihr. Sie wartete nur so lange, bis sie sicher sein konnte, dass er sie über seine angestrengten Atemzüge
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