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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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hinweg hören konnte. »Ich hoffe sehr, dass Sie nicht noch einmal betrunken in mein Bett kommen werden.« Ihre Stimme klang steif und brüchig. Natürlich tat sie das. »Ich finde diese Angewohnheit äußerst anstößig.«
    »Ich bin nicht betrunken.« Er holte Luft. »Nur angenehm gestärkt. Und es ist keine Angewohnheit. Man kann ab und an ein Glas Branntwein trinken, ohne es zur Regelmäßigkeit werden zu lassen.«
    Sie unterdrückte das bittere Lachen, das in ihr aufwallen wollte. »Männer glauben immer, dass sie ihre Gewohnheiten beherrschen, und erkennen nie, dass es genau umgekehrt ist.«
    »Wenn ich’s Ihnen doch sage, es ist keine Angewohnheit.« Jetzt wurde er langsam ungehalten. »Ich habe Granville auf ein Glas eingeladen. Ich wollte nur nett sein. Das war das erste Mal, dass ich mir etwas gegönnt habe, seit wir uns kennengelernt haben. Wenn Sie mir nicht glauben, werde ich morgen abstinent bleiben, bevor ich zu Ihnen komme. Würden Sie jetzt bitte aufhören, mit mir zu sprechen, als sei ich der öffentlichen Ausschweifung angeklagt?«
    Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Vielleicht sagte er die Wahrheit. Zugegeben, sie war nicht ganz unvoreingenommen in dieser Sache. Und er hatte ihr noch nie Anlass zu der Annahme gegeben, dass er betrunken sei, obwohl es natürlich Männer gab, die so etwas gut verbergen konnten. Vielleicht sollte sie ihr Urteil bis morgen aufschieben und abwarten, ob er Wort hielt oder nicht. Sie holte Luft. »Es tut mir leid. Ich habe sehr wenig Verständnis für jegliche Art des Rausches.«
    »Was Sie nicht sagen.« Seine Stimme wurde sanft, als er sich zu ihr umdrehte. »Wer hatte denn diese entsetzliche Angewohnheit? Ihr Vater? Ihr Mann? Der Bruder, bei dem Sie es vorziehen, nicht zu wohnen?«
    Sie schrak vor der indiskreten Frage zurück, doch ihre Zunge hatte bereits begonnen, zu antworten. »Andrew? Das ist absurd! Er ist so streng, dass ich daneben geradezu nachsichtig wirke.«
    »Dann hoffe ich, dass ich ihm niemals begegnen werde«, sagte er in einem angenehm ruhigen Plauderton. »Ist sein Charakter – und Ihrer – dann vielleicht eine Reaktion auf ein trunksüchtiges Elternteil?«
    Nichts davon ging ihn etwas an. Nichts . Sie presste die Lippen steif zusammen. Doch wenn sie jetzt schwieg, würde er zu einer Schlussfolgerung gelangen, die ihrem Vater Unrecht tat. »Wie können Sie etwas Derartiges annehmen?« Die Ungerechtigkeit war unerträglich. »John Blackshear war ein ernster, bibeltreuer, enthaltsamer Mann.« Jetzt müsste sie Mr Russell verteidigen. Das käme logischerweise als Nächstes. Sie schwieg.
    »Ah.« Die Silbe war bedeutungsschwanger. Er dachte, er wüsste jetzt alles. Sie spürte, wie seine Gedanken in der Stille arbeiteten. Vor diesem geheimen Hintergrund ließ er jede Szene, die sie miteinander gespielt hatten, Revue passieren. So als könnte diese eine Tatsache alles erklären, was ihm bisher an ihr unerklärlich gewesen war. »Möchten Sie darüber sprechen?«, fragte er nach einer Weile.
    »Nein.«
    »Haben Sie schon mal mit jemandem darüber gesprochen?«
    »Nein.«
    Sie hörte, wie sein Mund sich bewegte. Vielleicht hatte er zu etwas angesetzt und es dann doch nicht gesagt. »Hat er Sie geschlagen?«
    »Nein.« Um Himmels willen. »Ich sagte doch, ich möchte nicht darüber reden.«
    »War er jähzornig?«
    »Nichts dergleichen! Nichts von alledem, was man in Romanen liest.« Er würde sich ihre Geschichte in den schaurigsten Farben ausmalen, wenn sie ihm keine bessere Vorstellung von der Wahrheit gab. »Es war vor allem eine Art Abwesenheit. Das hat es mir schwer gemacht, das Maß an Respekt aufzubringen, das eine Frau für ihren Mann empfinden sollte. Denn ich denke, ein Mann sollte verlässlich sein und sich selbst unter Kontrolle haben.«
    »Relativ unwahrscheinlich, wenn der Mann ein Sklave der Flasche ist.« Seine Worte unterstrichen ihren Standpunkt und ermutigten sie, fortzufahren.
    »Richtig. Der Alkohol hat ihn unberechenbar gemacht. Er hatte große Gedächtnislücken. Manchmal hat er die Ereignisse mehrerer Stunden einfach vergessen.«
    »Aber nicht den Weg in Ihr Bett.«
    Ihr stockte der Atem. Er hatte genau ins Schwarze getroffen, so sicher, als hätte er sie aufgeschnitten und den Finger in die Wunde ihres klopfenden Herzens gelegt. Wenngleich sie Mr Russells Angewohnheit gern als lästiges Ärgernis abtat, etwas, das sie nicht wirklich berühren konnte, blieb die Tatsache, dass er , ihr Mann, sie hatte berühren

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