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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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sie zu unterrichten. Es hatte den Anschein, als hätte man ihn mit einer Pfarre von eintausend Pfund per annum nicht glücklicher machen können.
    Sie näherten sich der Kate der Weavers, die sich gegenwärtig in einiger Unordnung befand. Männer saßen auf dem Dach, Stroh lag überall im Hof verstreut und das halbe Mobiliar schien auf die Wiese gezerrt worden zu sein. Kleine Weavers jagten mit kleinen Mitgliedern anderer Familien umher. Ältere Kinder hatten Teller auf dem Schoß und aßen sich an Geflügelbraten und Kartoffeln satt. Klein Hiob schluchzte an der Schulter einer Frau, die sie nicht kannte. Aus alter Gewohnheit sah sie sich nach dem Schwein um und entdeckte es am Fuße der Leiter, den Kopf erhoben, so als beaufsichtige es die Eindringlinge über sich.
    Mr Granville, der mit einem Bierkrug bei den anderen Erwachsenen gesessen hatte, erhob sich, als er sie kommen sah. »Ist Mr Mirkwood nicht hier?«, fragte sie, nachdem Mr Weaver und Mr und Mrs Quigley ihr vorgestellt worden waren. »Als er uns eingeladen hat, habe ich angenommen, er würde auch anwesend sein.«
    Anstelle einer Antwort deutete der Mann mit dem Arm himmelwärts und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf das halb abgedeckte Dach.
    Barhäuptig saß er ganz oben auf dem First; sein Haar leuchtete wie eine neue Münze in der Sonne. Mit dem Rücken lehnte er am Kamin, ein Knie hatte er vor sich angewinkelt, den Fuß auf dem Dachfirst, so, als säße er entspannt an einem Flussufer. In den Händen mit den groben Handschuhen hielt er ein Bündel gespaltener Zweige. Während sie ihn betrachtete, bog er einen davon und hielt die Enden aneinander. Dann schwang er sich das Dach hinunter, um ihn einem der Dachdecker zu reichen, der damit zwei Bündel Stroh aneinanderband. Sicheren Fußes, so, als habe er den größten Teil seines Lebens auf Dächern verbracht, kletterte er an einem Sparren zurück auf den First.
    Drei Wochen und drei Tage waren es nun, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Nicht genug für eine Frau, um einen Mann wirklich zu kennen. Dieses Hindernis bestand noch immer. Die Einwände ihres Gewissens hatten auch nicht an Gültigkeit verloren. Und was Bewunderung betraf – Ihre Gedanken stoben plötzlich davon, als er sich umwandte und sie erblickte. Sie und Mr Atkins. Er grinste wie ein Junge auf einem Baumhaus und fuhr sich mit einer Hand an den Hut, bevor er bemerkte, dass er keinen trug.
    »Ich glaube, ich habe endlich herausgefunden, wie man ihn anpacken muss.« Der Verwalter stand an ihrer Seite und blickte hinauf. »Wenn man Pflicht und Verantwortung aus einer Sache heraushält und ihm die Möglichkeit gibt, selbst Hand anzulegen, ist er durchaus lernwillig. Ich muss gestehen, ich habe ihn anfangs für einen Faulenzer gehalten.«
    Mr Granville war nicht der Einzige, der sich dessen schuldig gemacht hatte. »Sogar Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein können noch kommen, denke ich. Er ist noch jung.«
    »In der Tat. Und wenn er sich eine Frau aussucht, bei der diese Qualitäten stark ausgeprägt sind, kann sie ihn vielleicht darin festigen. Alles in allem bin ich recht zuversichtlich, dass noch etwas aus ihm wird.«
    Mr Mirkwood war inzwischen die Leiter hinabgestiegen und hatte seine Zweige einem der Dachdecker gegeben. Leichtfüßig umging er das Schwein und kletterte über den Zaun, um sie zu begrüßen. »Setzen Sie sich doch und essen Sie etwas.« Er deutete auf einen Tisch voller Speisen. »Ich habe meiner Köchin einiges zugemutet. Und es hat jemand nach Ihnen gefragt«, sagte er zu ihr. »Eins von diesen Mädchen.« Er sah sich um. »Ah, da bist du! Jetzt wird sich nicht mehr hinter der älteren Schwester versteckt! Hier ist Mrs Russell, ganz wie du verlangt hast. Jetzt komm her und erzähl ihr von deiner Katze!« Mit etwas, das man beinahe als Augenzwinkern bezeichnen konnte, ließ er sie allein und schwang sich zurück über den Zaun, um wieder aufs Dach zu steigen.
    Die kleine Carrie hatte allerhand über das Kätzchen zu sagen, das offenbar das volle Repertoire an Mätzchen beherrschte, die typisch für junge Katzen und beliebt bei Katzenfreunden sind. Carrie war ein reizendes Mädchen und würde sicherlich von einer breiteren Bildung sehr profitieren. Ein- oder zweimal spürte Martha Mrs Weavers Blick auf sich, doch sobald sie sich umdrehte, um ihr zuzulächeln, in der Hoffnung, sie ins Gespräch einzubeziehen, hatte Mrs Weaver den Blick abgewandt.
    Mr Weaver kam jedoch soeben herbei und nahm seine Tochter auf den

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