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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Bewegungen. »Genau das wollte ich auch gerade sagen.«
    Miss Leigh, groß und gertenschlank, sah sich um. »Haben Sie es gestalten lassen?«
    »Oh nein.« Martha spülte die Teekanne mit heißem Wasser aus. Entzückend hätte sie diese Prunkhöhle nun wirklich nicht genannt. »Das war jemand aus der Familie meines Mannes. Im Stil von Robert Adam, habe ich mir sagen lassen.«
    »Aha.« Mrs Canning inspizierte die Decke aufs Neue. »Und was genau bedeutet das?«
    »Na ja, der Stuck, vermute ich. Die Gestaltung der Wände. Die gewölbten Tür- und Fensternischen, vermutlich, und …« Ihre Stimme verebbte, während sie das Wasser in der Kanne schwenkte. Sie blickte auf. »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung.« Sie goss das Wasser aus. »Ich bin in einem schlichten Landhaus aufgewachsen und hätte vermutlich nie von Robert Adam gehört – ebenso wenig wie von Capability Brown –, wenn ich nicht geheiratet hätte und hierher gezogen wäre.«
    Dieses Eingeständnis schien die Damen unbefangener zu machen, Gott sei Dank. Mrs Russell und Mrs Canning wurde Beileid ausgesprochen, wenngleich Letztere ihren Mann bereits vor einer ganzen Weile verloren hatte, und es wurden Ratschläge für den Anfang der Trauerzeit gegeben, während Martha Tee aus der Büchse nahm, in der Kanne mit heißem Wasser übergoss und den Deckel aufsetzte.
    »Sie wohnen also in der Stadt?« Acht Minuten musste der Tee ziehen, acht Minuten, in denen sie das Richtige sagen musste. Abermals wären Mr Mirkwoods umgängliche Manieren und seine Schlagfertigkeit wünschenswert gewesen. »Ich fürchte, ich habe wenig Zeit dort verbracht, und jetzt kann ich natürlich nicht ausgehen. Dabei bin ich sicher, dass in der Stadt viel Nützliches getan werden kann.«
    Und ob. Die drei Damen hatten dezidierte Ansichten darüber, was in der Stadt verbessert werden könnte, angefangen bei den überschwänglichen Predigten des Pfarrers über die Landschaftspflege des Angers bis hin zu dem einen oder anderen jungen Mann, der eine junge Frau hinhielt und endlich zur Sache kommen sollte.
    »Solch ein Verhalten kann ich nicht billigen.« Es ging sie zwar nichts an, doch die anderen Damen hatten schließlich davon angefangen. »Wenn ein Mann nicht die Absicht hat, einer Frau einen Antrag zu machen, sollte er seine Aufmerksamkeiten ganz einstellen, damit sie sich anderen Aussichten zuwenden kann. Das würde ich jedem jungen Mann sagen, der sich erdreistete, so mit einer meiner Pächter-Töchter umzuspringen.«
    »Ich glaube fast, ich werde selbst etwas sagen bei unserer nächsten Versammlung.« Mrs Canning reckte das Kinn und sprach mit königlicher Autorität. »Wenn der junge Nelson und der junge Warrender bis dahin nicht zu Potte gekommen sind, dann können sie sich darauf gefasst machen, dass ich ihnen zwischen den Tänzen die Leviten lesen werde.«
    »Sehr gut.« Martha ergriff Sieb und Teekanne. »Ich wette, solch leichtfertige junge Männer sind sich gar nicht bewusst, wie viel Kummer sie mitunter verursachen. Es ist nur recht und billig, sie darauf hinzuweisen.« Was für eine äußerst vernünftige Frau. Die jungen Damen der Stadt konnten sich glücklich schätzen, sie zur Gönnerin zu haben.
    »Wir würden uns freuen, Sie eines Tages bei einer unserer Versammlungen begrüßen zu dürfen.« Mrs Kendall sprach mit plötzlicher Schüchternheit, als sie Tee und Kuchen entgegennahm. »Es geht sehr respektabel zu. Manchmal kommen die vornehmen Herrschaften auch.«
    »Mrs Rivers und Miss Atcheson haben schon wiederholt am Kartenspiel teilgenommen.« Miss Leigh nahm ebenfalls Tee und Kuchen entgegen.
    »Im nächsten Jahr vielleicht.« Mrs Canning beäugte Martha, so als würde sie Maß für ein neues Kleid nehmen. »Bis dahin werden Sie auch Lavendel tragen, nehme ich an, und ebenso vornehm wie respektabel aussehen.«
    »Das wäre bestimmt wunderbar. Vielen Dank.« Vornehm und respektabel . Es war gut, wenn die Leute so von einem dachten. Martha war seltsam gerührt von dieser freundlichen Einladung und verspürte einen nie gekannten Hunger danach, bei einer bescheidenen Stadtversammlung ihren Platz im Kreise dieser Matronen einzunehmen und sich mit ihnen darüber zu beraten, welchem jungen Mann oder welcher jungen Dame man diskret ins Gewissen reden musste, oder auf welche Weise man die Landschaftsplanung verbessern oder den Pfarrer zu mehr Subtilität inspirieren könnte.
    Die Unterhaltung wurde von Minute zu Minute vernünftiger. Welche eigensinnige Laune des Schicksals

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