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Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Ein unsittliches Angebot (German Edition)

Titel: Ein unsittliches Angebot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecilia Grant
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Schoß. Er war ein wahrer Waldschrat mit entsetzlich knubbeligen Händen und einer sehr tiefen Stirn. »Das mit der Katze war wirklich sehr nett von Ihnen«, sagte er. »Er hat schon eine Maus gefangen, und mein Mädchen hat ihn ins Herz geschlossen.«
    »Es freut mich sehr, dass er sich nützlich macht. Ob wohl noch mehr Familien Bedarf haben? Wir haben Katzen im Überfluss – ich könnte vermutlich so viele zur Verfügung stellen, wie gebraucht werden.«
    »Mrs Russell wohnt in Seton Park«, warf das Kind ein.
    »Was du nicht sagst, du kleiner Wildfang!« Liebevoll zog er seine Tochter am Zopf. »Meine Livia hat dort eine Weile lang gearbeitet. Hat sie das mal erwähnt?«
    »Mrs Weaver, meinen Sie?« Sie drehte sich um, um die Frau anzusehen, die ihr den Rücken zugewandt hatte. »Nein. Ich hatte keine Ahnung, dass sie einmal in Stellung war.« Konnte diese ausgezehrte, verhärmte Gestalt wirklich einst eine gestärkte Haube und Schürze getragen haben und betriebsam hin- und hergeeilt sein?
    »Das war sie. Bevor sie mich geheiratet hat, natürlich.« Er betrachtete seine Frau, während er sprach, und plötzlich warf sie ihm einen eindringlichen Blick über die Schulter hinweg zu. Er seufzte und setzte das Kind ab. »Lauf und geh mit den anderen spielen! Ich muss gleich wieder an die Arbeit. Mrs Russell«, sagte er, als Carrie verschwunden war, »Sie würden mir einen großen Gefallen tun, wenn Sie dieses Thema meiner Frau gegenüber nicht anschneiden würden. Vermutlich hätte ich es gar nicht erwähnen sollen.«
    »Verzeihung, aber ich verstehe nicht.«
    »Ich verstehe es auch nicht ganz. Allein wir sind uns nicht einig, was erzählt werden sollte und was nicht.« Er tippte sich an den Hut und stand auf, und wenig später begab er sich mit Mr Quigley zusammen wieder auf die Felder.
    Die Sonne wanderte stetig westwärts, während die Leute sich einen Nachschlag an Geflügelbraten holten oder zu Obst und Kuchen übergingen. Ab und zu sprach sie mit den Leuten in ihrer Nähe, ab und zu lehnte sie sich zurück und sah zu, wie andere sich unterhielten. Mr Mirkwood kam vom Dach herunter und spielte mit einigen Jungen Boxen. Mr Atkins erzählte drei kleinen Kindern und der ältesten Weaver-Tochter eine Geschichte über Ziegen und Riesen. Eine Art Ball wurde hervorgeholt, und sogar Mr Granville wurde von seinem Platz gezerrt, um ihn mit den Kindern und jungen Männern zusammen herumzuschießen.
    Martha streichelte Klein Hiob, der endlich auf ihren Arm und in den Schlaf gefunden hatte. Sie und die anderen Frauen saßen friedlich beieinander und schwiegen, während die Rufe und das Gelächter des Ballspiels an ihr Ohr drangen. Immer wieder wanderte ihr Blick jedoch zu Mrs Weaver zurück. Um des Mannes willen sagte sie nichts, das auch nur im Entferntesten dem verbotenen Thema nahekam. Doch es blieb ihr im Gedächtnis haften wie eine Spinnwebe.
    Am frühen Abend begab sie sich zu Mrs Kearneys Zimmer. Ungewöhnlich. Eine Haushälterin ließ man in die Stube kommen und drang nicht in ihr eigenes Zimmer ein. Dennoch war sie hier.
    Die Frau hielt Seidengarn und einen dünnen Haken in den Händen. Sie mache Spitze für ein Taufkleid, sagte sie. Martha bewunderte das aufwendige Schlaufenmuster und bestand darauf, dass Mrs Kearney sich während ihres Gesprächs nicht von ihrer Arbeit abhalten ließe.
    Ein zweiter Sessel stand Mrs Kearney gegenüber. Martha ließ sich hineinsinken. Licht drang noch durchs Fenster und erwärmte den herbstfarbenen Teppich unter ihren Füßen. Alle Metalloberflächen glänzten – ein Spiegel, die Einfassung einer Uhr auf dem Kaminsims, ein silbernes Tablett mit Tee-Geschirr. Martha holte Luft. »Ich habe eine Frau kennengelernt, die angeblich mal hier im Hause gearbeitet hat.« Sie verschränkte die Hände im Schoß. »Ob Sie sich wohl noch an sie erinnern?«
    »So viele sind gekommen und gegangen!« Mrs Kearney verzwirnte ihren Haken und warf einen Blick auf die Reihe von Bestandsbüchern, die auf einem Regal standen und von ihrer langen Zeit als Haushälterin von Seton Park kündeten. »Aber vielleicht. Hat sie gesagt, wann sie hier gearbeitet hat?«
    »Mit ihr selbst habe ich leider gar nicht darüber gesprochen. Ihr Mann hat es erwähnt. Aber sie haben eine Tochter von fünfzehn oder sechzehn Jahren, also muss es mindestens so lange her sein.«
    Sie sah, wie Mrs Kearney im Geiste eine Reihe von Namen ausschloss. Die Haushälterin schürzte die Lippen und blickte auf. »Wo haben Sie sie

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