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Ein unverbindliches Ja

Ein unverbindliches Ja

Titel: Ein unverbindliches Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Reuter
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schmeiße einige Notfallutensilien in meine Handtasche und verlasse meine Wohnung. Es sind etwa zehn Minuten mit dem Auto und ich finde einen Parkplatz genau vor seinem Haus. Als ich vor dem Klingeltableau stehe, schnarrt der Türsummer. Natürlich.
    Oben steht Hendrik bereits in der Tür. Seine Augen weiten sich, als ich die letzten Stufen heraufkomme. Offensichtlich habe ich nicht umsonst so viel Zeit vor dem Spiegel verbracht.
    »Die Bestellung für Herrn Bödicke?«
    »Ja, ganz recht, aber kommen Sie doch rein, junge Frau.«
    Er küsst meine Hand. Die Wohnung erscheint mir bei jedem Besuch größer und heller. Die Küche ist aufgeräumt und wartet auf ihren Einsatz. Hendrik untersucht neugierig die mitgebrachten Zutaten.
    Dann überlegt er kurz und fragt: »Bist du eher aktiv oder passiv?«
    Ich verstehe nicht sofort. »Möchtest du mir zur Hand gehen oder willst du mir auf die Finger schauen?«
    »Die Zusammenarbeit ist es doch, die große Bauten entstehen lässt.«
    »Siehst du, und deshalb mag ich Psychologen, die verstehen auch was vom Bauen.« Hendrik lacht.
    Während des Kochens wird so viel Prosecco getrunken, dass die Kreationen immer extravagantere Formen annehmen. So zaubert Hendrik als Vorspeise einen Salat aus Zucchini-Streifen in einer Vinaigrette, als Hauptgang gibt es Lebergeschnetzeltes mit Kirschsoße und gebratenen Kartoffelscheiben und den Abschluss bilden überbackene Bananen mit Chiligarnitur. Das Gaumenfeuerwerk bestätigt mir einmal mehr, dass ich mit diesem Mann einen Volltreffer gelandet habe.
    »Ein Mann, der so gut kochen kann.« Ich lege meinen verführerischen Augenaufschlag hin. »Wieso bist du Single?«
    Er schaut zu mir herüber und legt die Stirn in Falten. »Das musst du besser meine Exfrau fragen.«
    Mist, er war schon einmal verheiratet. Bestimmt hat er Kinder.
    Ich frage am besten direkt: »Ex, so, so. Bist du auch Papa?«
    »Nein.«
    Innerlich atme ich auf.
    »Aber beinahe wäre ich Vater geworden, genau genommen sogar zweifacher.«
    Wie wird man beinahe zweifacher Vater? Fehlgeburten?!? Zwillinge? Nein, was für ein furchtbar tragischer Gedanke. Ich traue mich gar nicht weiter nachzuhaken. Was habe ich da bloß für eine Lawine losgetreten.
    »Wenn du nicht drüber reden willst …«
    »Doch, doch – kein Problem, du kannst mit mir über alles sprechen. Mit Abstand betrachtet ist das eher eine dieser Geschichten, die das Leben so schreibt. Willst du sie hören?«
    »Klar.«
    »Also, ich war ungefähr drei Jahre verheiratet und den Sex nach Kalender hatten wir seit gut vier Monaten ad acta gelegt. Und nicht nur das, unsere Ehe ebenfalls. Ich begann ein Verhältnis mit Rita – meiner Assistentin. Verbotener Sex in der Mittagspause, am Feierabend und zwischendurch sowieso. Die berühmten Überstunden, der Klassiker halt. Das war wirklich keine Heldentat von mir, aber wie gesagt: Meine Ehe war ohnehin am Ende.
    Vor einem verlängerten Wochenende an der Ostsee mit meiner Frau hatte ich mir vorgenommen, nicht weiter auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Ich wollte klare Fronten, keine weiteren Lügen. Dieses Versteckspiel war inzwischen zermürbend statt aufregend.
    Meine Entscheidung fiel gleich am ersten Abend. In dem Moment, als meine Frau mir überglücklich mitteilte, dass sie im vierten Monat schwanger war. Sie hatte Tränen in den Augen. Unfassbar, ich sollte nun doch noch Vater werden. Ich deutete ihre Schwangerschaft ganz klar als Wink des Schicksals und war fest entschlossen, die Ehe doch noch zu retten.
    Am Montag im Büro lag auf meinem Schreibtisch eine Babysocke mit einem eingerollten Ultraschallbild darin. Wann hatte meine Frau es da hingelegt? Eine schöne Geste, mir wurde ganz warm ums Herz, denn es erinnerte mich an unsere romantische Anfangszeit. Als ich mir in erfüllter Glückseligkeit das Bild genauer betrachtete, las ich jedoch oben rechts in der Ecke Ritas Namen …«
    Oje, die Variante, dass er gleichzeitig zwei verschiedene Frauen geschwängert hatte, ist mir gar nicht in den Sinn gekommen.
    »Auweia, und dann?«
    »Dann kam in der darauffolgenden Woche der Testbefund meines Hausarztes, dass ich gar keine Kinder zeugen kann. Meine Jungs sind zu langsam.«
    »Harter Tobak!«
    Ich bin fassungslos und versuche erst gar nicht, es zu verbergen. Die Stimmung ist dahin. Er merkt, wie es in mir arbeitet.
    »Hat dich das erschreckt?«
    »Nein, denn wer Bananen und Chilis kombiniert, dem ist alles zuzutrauen.«
    Wir verbringen den Rest des Abends auf der Couch und

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